Datenschützer warnen vor Videokonferenzen mit Zoom
Datenschützer kritisieren Zoom für seinen laxen Umgang mit Datenschutz und IT-Sicherheit. Auch die US-Staatsanwaltschaft hat den Videokonferenzdienst im Visier. Der Anbieter beteuert indes, sein Service funktioniere regelkonform.
In Zeiten der Corona-Pandemie verlagern sich soziale Kontakte, egal ob beruflich oder privat, zunehmend ins Netz. Kaum ein Tool verzeichnet derzeit so viel Zuspruch wie der Videokonferenzdienst Zoom. Neben einer Gratis-Variante für bis zu 100 Teilnehmer und 40 Minuten Konferenzdauer offeriert der kalifornische Anbieter auch eine Bezahlversion ohne Limitierungen. Genaue Nutzerzahlen will Zoom nicht verraten. In den Rankings der TopDownloads für mobile Plattformen liegt das Werkzeug allerdings seit Tagen ganz oben. Auch der Aktienkurs des Anbieters schoss zuletzt die Höhe.
Experten kritisieren indes, dass es Zoom mit Datenschutz und Sicherheit nicht so genau nehme. Wie viele Online-Anbieter nimmt sich der Anbieter im Gegenzug für den KostenlosService das Recht heraus, User-Daten zu sammeln, um diese zu Werbezwecken an Drittfirmen weiterzugeben. Kritiker warnen, Zoom habe angeblich Zugriff auf Inhalte, die Nutzer des Dienstes während der Videokonferenzen teilen. Für Aufsehen sorgten zuletzt US-amerikanische Medienberichte, wonach die ZoomApp auf iOS-Geräten Nutzerdaten sammeln und diese an Facebook weitergeben soll. Die Verantwortlichen gaben sich überrascht ob der Vorwürfe. Man habe die Möglichkeit, sich via Facebook-Account bei Zoom anzumelden, eingerichtet, um den Komfort für die Nutzer zu verbessern, hieß es. Dass die Verwendung von Facebooks Software-Development-Kit (SDK) auch einen Datenabfluss verursache, habe man erst hinterher bemerkt, beteuerten die ZoomVerantwortlichen. Dabei habe es sich allerdings nicht um persönliche Informationen gehandelt. Vielmehr seien Daten über das verwendete iOS-Gerät sowie die aktuelle Zeitzone an Facebook übermittelt worden.
Mittlerweile hat Zoom auf die Privacy-Bedenken reagiert und nachgebessert. Das Feature zum Facebook-Login soll in Zukunft nicht mehr das SDK des Social Networks beinhalten. Um auf der sicheren Seite zu sein, müssten Nutzer die aktuelle Zoom-App auf ihren Geräten installieren. „Wir entschuldigen uns aufrichtig für dieses Versehen und bleiben dem Schutz der Daten unserer Nutzer fest verpflichtet“, versicherte der Videokonferenzspezialist in einem Blogbeitrag. Auch auf die Vorwürfe, Inhalte von Meetings abzugreifen, hat Zoom inzwischen geantwortet und seine Privacy-Policies überarbeitet. Das Unternehmen betonte allerdings auch, dass keine der bislang gepflegten Geschäftspraktiken geändert werden müssten. Privacy und Sicherheit der User hätten oberste Priorität, versicherte Chief Legal Officer Aparna Bawa. Sie betont, Zoom habe niemals Nutzerdaten verkauft und werde dies auch in Zukunft nicht tun. Darüber hinaus gebe es auch kein Monitoring der Inhalte in Zoom-Konferenzen, um diese Informationen beispielsweise Werbetreibenden zur Verfügung zu stellen.
Hacker crashen Zoom-Konferenzen
Ein weiteres Problem ist das sogenannte Zoom-Bombing. Dabei klinken sich Hacker in Video-Konferenzen ein und verbreiten über die Screen-Sharing-Funktion pornographische oder rassistische Inhalte sowie Hass-Botschaften an die Teilnehmer. Diese Angriffe waren zuletzt vor allem im US-amerikanischen Schulund Universitätsumfeld zu beobachten. „Wir sind zutiefst bestürzt über dieser Art von Angriffen“, ließen die Zoom-Verantwortlichen verlauten und forderten ihre User auf, Missbräuche dieser Art zu melden. In einem Blogbeitrag riet der Dienst, die Screensharing-Funktion allein dem Host eines Meetings zu überlassen.