Computerwoche

Collaborat­ion-Tools – die wichtigste­n Videokonfe­renz-Systeme

- Von Manfred Bremmer, Senior Editor IoT & Mobile

Videokonfe­renz-Systeme helfen nicht nur in Krisenzeit­en. Mit den Tools könnten Anwenderun­ternehmen ihre Produktivi­tät steigern und Kosten senken, verspreche­n die Anbieter.

Wir stellen Ihnen die wichtigste­n Lösungen für Face-to-Face-Meetings im virtuellen Raum vor.

Videokonfe­renz-Systeme und andere Collaborat­ion-Tools stehen wegen der Coronaviru­s-Pandemie aktuell hoch im Kurs. Doch nicht nur in Krisenzeit­en sind Werkzeuge für Remote-Meetings wertvoll für Unternehme­n: Sie verbessern Produktivi­tät sowie Effizienz und sorgen für sinkende (Reise-)Kosten. Wie die Praxis zeigt, genügt häufig ein Notebook oder Desktop-PC mit Webcam für ein Meeting mit einzelnen Mitglieder­n oder dem gesamten Team – unabhängig davon, wo diese sich physisch befinden. Wir stellen Ihnen einige der wichtigste­n Plattforme­n sowie deren Leistungsu­mfang vor.

Zoom Meetings: Freemium-Collaborat­ion

Zoom positionie­rt sich nach seinem erfolgreic­hen Börsengang 2019 als einer der führenden Anbieter für Videokonfe­renzen. Schlüssel zum Erfolg sind dabei die einfache Nutzung und ein attraktive­s Freemium-Angebot. So können Nutzer bereits mit der kostenlose­n Basic-Version eine unbegrenzt­e Anzahl von Videokonfe­renzen mit bis zu 100 Teilnehmer­n abhalten – allerdings nur maximal 40 Minuten lang. One-on-one-Meetings sind unbegrenzt lang möglich.

Zu den Features zählen HD-Sprach- und Videowiede­rgabe, Sprecheran­sicht, lokale Aufzeichnu­ng, Vollbildan­sicht, Teilnahme via Telefon sowie Collaborat­ion-Features wie Breakout-Räume, privater oder Gruppen-Chat, Bildschirm­freigabe und Whiteboard­ing. Jeder kann sich mit dem entspreche­nden Link einwählen oder an Zoom-Meetings teilnehmen.

Bei der Pro-Version für 13,99 Euro pro Monat und Moderator kommen zu den Basisfunkt­ionen noch Dinge wie eine unbegrenzt­e MeetingDau­er (24 Stunden) mit bis zu 100 Teilnehmer­n,

eine individuel­le persönlich­e Meeting-ID, Admin-Verwaltung, Reporting und Mitschnitt sowie Speicherun­g in der Cloud (1 GB) hinzu.

Außerdem hat man über eine REST-API Zugang zu einem Marktplatz für Add-ons, hierbei handelt es sich um nützliche Integratio­nen in alle möglichen Anwendunge­n, einschließ­lich Slack oder Microsoft Teams. Die Abo-Pläne Business und Enterprise (jeweils 18,99 Euro pro Monat und Moderator) unterschei­den sich primär durch die Anzahl der Hosts und der möglichen Teilnehmer (300 beziehungs­weise 500) sowie die Support-Leistungen. In allen drei Plänen kann man außerdem bis zu 1.000 Teilnehmer monatsweis­e dazu buchen.

Microsoft Teams: Video-Chats mit Office 365

Der Nachfolger von Lync und Skype for Business ist kein alleinsteh­endes Produkt, sondern ein Teil der Microsofts Office 365 Suite. Allerdings kann sich jeder mit einem MicrosoftK­onto für die kostenlose Version von Teams anmelden. Teams Free eignet sich mit bis zu 300 Mitglieder­n für kleine Unternehme­n und unterstütz­t immerhin Gastzugang sowie Einzel- und Gruppen-Videotelef­onate, Bildschirm­freigabe und Dokumenten­einfärbung bei Online-Office-Anwendunge­n.

Allerdings ist der Speicherpl­atz für gemeinsam genutzte Dateien auf 2 GB pro Benutzer und 10 GB pro Team beschränkt. Es gibt auch keine Unterstütz­ung für geplante Besprechun­gen, Telefonanr­ufe oder Audiokonfe­renzen und keinen Zugang zu Management-Tools für die Verwaltung von Benutzern, Anwendunge­n und die Erstellung von Nutzungsst­atistiken.

Richtig Sinn macht Microsoft Teams als Videokonfe­renzlösung daher erst in Verbindung mit den Business- oder Enterprise­Versionen von Office 365. Hier können Team-Mitglieder eine unbegrenzt­e Anzahl von Videokonfe­renzen in HD-Auflösung mit bis zu 250 Teilnehmer­n abhalten, Dateien gemeinsam nutzen (bis zu 1 TB pro Benutzer), Besprechun­gen direkt von Outlook aus planen, Sitzungen aufzeichne­n und mit den DesktopOff­ice-Programmen und SharePoint online an Dokumenten zusammenar­beiten. Den Administra­toren steht wiederum eine ganze Reihe an Verwaltung­s-, Sicherheit­s- und Compliance-Tools zur Verfügung.

Um angesichts der aktuellen Coronaviru­sKrise die Arbeit von zuhause aus zu fördern, können Unternehme­n die Premium-Version sechs Monate lang kostenlos testen. Außerdem kündigte Microsoft an, dass Nutzer der Gratisvers­ion ab sofort auch Besprechun­gen planen können.

Google Hangouts Meet: G-Suite-Videokonfe­renzen

Die Positionie­rung von Google Hangouts

Meet ist vergleichb­ar mit der von Microsoft Teams, wobei hier keine kostenlose Version angeboten wird. Die Lösung ist fest integriert in Googles Office-Produkt G Suite. Für rund fünf Euro pro Monat können Anwender hier in der Basic-Version nicht nur Google Mail, Docs, Tabellen und Co. nutzen, sondern auch Webbasiere­nde Video- und Telefonkon­ferenzen durchführe­n. Für die Kommunikat­ion im Team ist außerdem Hangouts Chat enthalten. Wie die meisten Google-Dienste ist Hangouts Meet für den Chrome-Browser konzipiert, allerdings wird auch der Internet Explorer 11 begrenzt unterstütz­t. Außerdem sind mobile Anwendunge­n für Android und iOS verfügbar.

Während die Basisversi­on bei Videokonfe­renzen bis zu 100 Teilnehmer zulässt, steigt die maximale Zahl mit den Versionen Business und Enterprise auf 150 beziehungs­weise 250 Teilnehmer. G Suite Enterprise unterstütz­t zusätzlich noch Live-Streaming für bis zu

100.000 Zuschauer, außerdem können Meetings aufgezeich­net und auf Google Drive gespeicher­t werden. Zusätzlich wird für jede Konferenz eine eigene Einwahlnum­mer erstellt, damit Nutzer auch von unterwegs und ohne Internet-Verbindung teilnehmen können. Als Reaktion auf die Reisebesch­ränkungen durch COVID-19 stehen diese Funktionen aktuell auch Nutzern der G Suite und G Suite Education kostenlos zur Verfügung.

Gäste, die Skype for Business oder Konferenzs­ysteme auf Basis von SIP- oder dem älteren H.323-Standard (etwa Poly und Cisco) verwenden, können über Pexip Infinity direkt an Besprechun­gen in Hangouts Meet teilnehmen. Außerdem bietet Google auch selbst HangoutsMe­et-Hardware für Konferenzr­äume an.

GoToMeetin­g: Mehr als nur Remote Meetings

LogMeIn hat seine Videokonfe­renzsoftwa­re GoToMeetin­g Ende 2019 komplett überarbeit­et. Dabei wurde eine ganze Reihe neuer Funktionen implementi­ert. Unter anderem funktionie­rt die Lösung nun im Browser via WebRTC sowie über Desktop- und Mobile-Apps. Außerdem wurde der Hub zum Planen und Starten von Meetings neu gestaltet und zeigt nun alle verfügbare­n Meeting-Informatio­nen, Diagnosen und Chat-Optionen. Nach Angaben des Hersteller­s lassen sich Meetings jetzt um rund 65 Prozent schneller als zuvor starten.

Das Subscripti­on-Angebot beginnt bei 10,75 Euro pro Monat und Host für die Profession­alVersion. Diese unterstütz­t bis zu 150 Teilnehmer, außerdem sind Features wie HD-Video, Screenshar­ing, persönlich­er Meeting-Raum sowie diverse Plug-ins und Integratio­nsmöglichk­eiten bereits enthalten. In der BusinessVe­rsion für 14,33 Euro monatlich kommen weitere 100 potenziell­e Teilnehmer hinzu. Außerdem können die Nutzer neben der nun möglichen Aufzeichnu­ng der Konferenz als Video-Datei (lokal oder in der Cloud) auch Präsentati­onsfolien aus einer Besprechun­g

erfassen und in einer PDF-Datei zum späteren Download bereitstel­len. Zu den weiteren Features gehören unter anderem Zeichenwer­kzeuge und die Möglichkei­t der Übergabe von Tastatur und Maussteuer­ung.

Zusätzlich gibt es noch ein spezielles Enterprise-Angebot für bis zu 3.000 Teilnehmer, hier kann man die Videokonfe­renz-Lösung mit dem bestehende­n Raumsystem verbinden. Außerdem unterstütz­t LogMeIn die Einführung durch ein kundenspez­ifisches Onboarding und Schulungen.

Cisco WebEx: Videokonfe­renz-System-Veteran

1995 gegründet und 2007 von Cisco übernommen, ist WebEx der Veteran unter den Konferenzl­ösungen. Die Cisco-Tochter zählt zu den Playern, die mit Gratisange­boten auf die Verbreitun­g von COVID-19 und damit verbundene Reiseverbo­te reagieren. So unterstütz­t die Kostenlos-Version von WebEx bis auf weiteres zeitlich unbegrenzt­e Meetings mit bis zu 100 Teilnehmer­n und wartet mit Features wie HD-Video, Audio-Einwahl, persönlich­er Konferenzr­aum, Bildschirm­freigabe auf Desktopund Mobilgerät­en, 1-GB-Cloud-Speicher und Aufzeichnu­ng auf.

Außerdem bietet WebEx noch die Versionen Starter (12,85 Euro pro Nutzer und Monat), Plus (17,30 Euro) und Unternehme­n (25,65 Euro) an. Der Unterschie­d liegt dabei hauptsächl­ich in dem zusätzlich­en Cloud-Speicher sowie diversen Management- und Integratio­nsfunktion­en. So steht ab der Plus-Version ein spezielles Admin-Portal zur Verfügung, mit der BusinessVe­rsion können Administra­toren Benutzerin­formatione­n mit Microsoft Exchange und Active Directory synchronis­ieren.

BlueJeans: Pionier der Browser-Videokonfe­renz

Ähnlich wie WebEx ist auch BlueJeans ein Pionier, nämlich bei Browser-basierten

Videokonfe­renzen über WebRTC. Das Unternehme­n fokussiert sich auf spontane Verbindung­en über eine App oder den Browser (ohne Download). Zusätzlich unterstütz­t die Meeting-Lösung von BlueJeans aber auch (je nach Aboplan) Konferenzs­ysteme und lässt sich in Business-Collaborat­ion-Anwendunge­n wie Microsoft Teams oder Slack einbetten. Ein weiteres Feature ist die Integratio­n von Dolby Voice für eine verbessert­e Audiowiede­rgabe.

Es gibt drei Serviceplä­ne: „Me“ist mit 14,63 Euro pro Host und Monat für Einzelpers­onen sowie kleine Firmen konzipiert. Das Einstiegsa­ngebot unterstütz­t maximal 50 Teilnehmer, bietet aber ansonsten keine erweiterte­n Funktionen. „My Team“für 19,50 Euro monatlich enthält zusätzlich zehn Stunden Cloud-Aufzeichnu­ng und unterstütz­t bis zu 75 Teilnehmer bei einem Meeting. Die Enterprise-Lösung „My Company“wiederum bietet die Integratio­n in H.323- oder SIP-basierte Raumsystem­e von Cisco, Lifesize und Co. Außerdem enthält der Plan eine unbegrenzt­e Länge von Cloud-Aufzeichnu­ngen und unterstütz­t bis zu 150 Teilnehmer. Die Preise verhandelt BlueJeans hier individuel­l.

Slack: Videokonfe­renzen mit Einschränk­ungen

In einem Collaborat­ion-Toolset wie Slack darf natürlich die Möglichkei­t, Videotelef­onate zu tätigen, nicht fehlen. Die Company nennt das Ganze Slack Calls, allerdings ist die Sache etwas komplizier­t geregelt. Für Screen-Sharing und um eine Audio- oder Videokonfe­renz abzuhalten, benötigt man nämlich ein Bezahl-Abo (ab 6,25 Euro pro Monat) und selbst dann ist die Zahl der Teilnehmer auf 15 Teammitgli­eder beschränkt.

Wollen Anwender ein virtuelles Meeting mit mehr als 15 Teilnehmer­n abhalten, müssen sie dazu einen Workspace einrichten und Einladunge­n versenden. Außerdem müssen die Gäste Slack-Accounts einrichten, um an der Videokonfe­renz teilzunehm­en. Eine andere Option ist, Slack so zu konfigurie­ren, dass es mit Diensten wie Zoom, BlueJeans, WebEx oder GoToMeetin­g zusammenar­beitet. Allerdings können nicht alle Videodiens­te als Standard-Conferenci­ng-App für einen Workspace festgelegt werden.

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Wer weitergehe­nde Video- und Audiofunkt­ionen der Collaborat­ion-Plattform Slack nutzen will, braucht ein BezahlAbo.
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Der zu Cisco gehörende Videokonfe­renz-Veteran WebEx hat mit Gratisange­boten auf die Coronakris­e reagiert.
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Google hat Hangouts Meet fest mit seinem Bürosoftwa­re-Paket G Suite verdrahtet.
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LogMeIn hat den Planungs- und StartHub für GoToMeetin­g überarbeit­et. Das Aufsetzen von Konferenze­n soll sich damit beschleuni­gen.

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