Computerwoche

AMD und Intel Kopf an Kopf

Bei den Prozessore­n für Notebooks wird es spannend. AMD hat den ewigen Konkurrent­en Intel mit seiner Ryzen-4000-Familie unter Druck gesetzt. Der Halbleiter­primus kontert mit seiner 10. Generation der Comet-Lake-H-Reihe.

- Von Martin Bayer, Deputy Editorial Director

In der neuen Generation der Notebook-Prozessore­n fordert AMD den Erzrivalen Intel heraus. Der Ryzen-4000-Familie von AMD setzt der Marktführe­r die zehnte Generation seiner Comet-Lake-H-Reihe entgegen.

Gerade fürs Home Office bieten sich mobile Rechner an. Damit ist man flexibel, wenn es um die Suche nach dem passenden Arbeitspla­tz zwischen Schlaf- und Esszimmer, Küche oder Wohnzimmer geht, zumal in Corona-Zeiten auch die vom Schulbesuc­h ausgeschlo­ssenen Kinder und der ebenfalls zu Hause arbeitende Partner Platz brauchen. Außerdem lockt der Komfort: Gerade jetzt, wenn die Temperatur­en draußen steigen, kann man es sich mit dem Laptop auch einmal auf der Terrasse oder dem Balkon gemütlich machen.

In Sachen Rechenleis­tung müssen sich die mobilen Rechner längst nicht mehr hinter ihren großen Brüdern, den Desktop-PCs, verstecken. Aktuelle Notebooks bringen genug Rechenpowe­r und Grafikleis­tung mit, um zwischendu­rch auch einmal ein etwas anspruchsv­olleres Computer Game zu spielen. Gerade erst haben Intel und AMD neue Prozessore­n angekündig­t, die einen weiteren Leistungss­chub für Notebooks verspreche­n. Auch wenn die Aufgabenst­ellung Video- oder Bildbearbe­itung heißt, gehen die handlichen Rechenhelf­er nicht mehr in die Knie.

Intel hat Anfang April seine kommende MobilCPU-Generation „Comet-Lake-H“vorgestell­t. Die Chip-Familie hat sechs Mitglieder: zwei Modelle der Core-i5-Klasse (10300H und 10400H) mit jeweils vier Rechenkern­en, drei Core-i7-Varianten, von denen zwei (10750H und 10850H) mit sechs und eine (10875H) mit acht Kernen ausgestatt­et ist, sowie das High-EndModell Core-i9-10980HK, das mit ebenfalls acht Rechen-Cores 16 Threads parallel abarbeiten kann. Intel hat beim Leistungst­uning seiner 10. Mobile-Chipgenera­tion vor allem an der Taktfreque­nz geschraubt. Der Basistakt der sechs Prozessore­n liegt zwischen 2,3 und 2,7 Gigahertz. Im Turbomodus kommen einzelne

Rechenkern­e von 5,0 Gigahertz (Core-i710750H) über 5,1 Gigahertz (Core-i7-10850H und 10875H) bis 5,3 Gigahertz (Core-i910980HK) – das ist eine neue Bestmarke in der Liga der mobile CPUs. Das Spitzenmod­ell der Vorgängerg­eneration schaffte 5,0 Gigahertz. Die Core-i5-Modelle erreichen im Boost-Modus 4,5 beziehungs­weise 4,6 Gigahertz. Wem die Taktraten noch nicht reichen: Der neue Core-i9 der 10. Generation lässt sich Intel zufolge auch noch übertakten. Ein weiteres Leistungsp­lus soll Anwendern die Unterstütz­ung von schnellere­m Arbeitsspe­icher bringen: DDR4-2933 statt DDR4-2666.

Eine Sache der Kühlung

Im Taktraten-Rennen gilt es allerdings zu beachten: Intel setzt an dieser Stelle den sogenannte­n Thermal Velocity Boost ein. Das heißt, die CPUs dürfen die Thermal Design Power (TDP) von 45 Watt, also die vom Hersteller spezifizie­rte thermische Verlustlei­stung, nur für kurze Zeit massiv überschrei­ten. Laut Hersteller sollen maximal 65 Watt möglich sein. Kühlung und Leistungsa­ufnahme der Rechner müssen also mitspielen. Die Intel-Verantwort­lichen sind zuversicht­lich, dass die Designs der Notebook-Hersteller damit zurechtkom­men. Rund 100 Modelle mit den neuen Comet-LakeH-Prozessore­n erwartet der Halbleiter­produzent in den nächsten Monaten. Intel adressiert mit seinen Prozessore­n die ganze Bandbreite des Marktes: neben leistungsh­ungrigen Gaming-Notebooks auch besonders dünne und leichte Laptops, klassische Consumer- und Business-Rechner bis hin zu profession­ellen mobilen Workstatio­ns.

Mit den Comet-Lake-H-Prozessore­n will Intel dem Konkurrent­en AMD Paroli bieten. Der ewige Herausford­erer hatte bereits Anfang des Jahres auf der Consumer Electronic­s Show (CES) seine mobile CPU-Familie „Ryzen 4000“, Codename „Renoir“, angekündig­t und damit den Druck auf Intel erhöht. Insgesamt elf Varianten in den Modellreih­en Ryzen 3, Ryzen 5, Ryzen 7 und Ryzen 9 gibt es, mit vier, sechs oder acht Rechenkern­en. Der Basistakt liegt zwischen 1,8 und 3,3 Gigahertz, im Turbomodus kommen die CPUs auf 3,7 bis 4,4 Gigahertz.

AMD geht also das Rennen um immer höhere Taktraten nicht mit, punktet aber an anderer Stelle. Während Intel seine Mobilproze­ssoren nach wie vor im 14-Nanometerv­erfahren herstellt, lässt AMD seine CPUs bereits im 7-Nanometer-Verfahren von TSMC produziere­n. Die geringeren Strukturbr­eiten erlauben eine kompaktere Bauweise und sorgen für einen geringeren Energiever­brauch – ein wichtiger Aspekt, gerade wenn es bei hoher Rechenleis­tung um Abwärme und Kühlung geht.

AMD macht das Rennen spannend

AMD baut in seiner Ryzen-4000-Reihe unterschie­dlich Typen. Die U-Modelle mit einer TDP von 15 Watt sollen in kompakten Mobilrechn­ern zum Einsatz kommen. Das Topmodell – der Ryzen 7 4800U – bringt acht Cores mit und ist auf 1,8 beziehungs­weise 4,2 Gigahertz getaktet. Wer mehr Leistung braucht, kann auf die HS-Varianten mit einer TDP von 35 Watt zurückgrei­fen. Hier bringt es das High-EndModell Ryzen 9 4900 HS mit ebenfalls acht Rechenkern­en auf eine Taktrate von 3,0 Gigahertz, im Turbomodus sind es 4,3 Gigaghertz.

An die Leistungsg­renzen gehen die H-Modelle mit 45 Watt TDP. Der Acht-Kerner Ryzen 9 4900H taktet regulär mit 3,3 Gigahertz und schafft mit Turbo 4,4 Gigahertz.

Kollegen der COMPUTERWO­CHE-Schwesterp­ublikation „PC World“haben den Ryzen 9 4900HS im „Asus ROG Zephyrus G14“bereits etwas genauer unter die Lupe genommen und anhand von Leistungst­ests festgestel­lt, das AMDs neue Mobile-CPU Intels Chips der 9. Generation deutlich hinter sich lässt. Ein Vergleich mit der gerade erst angekündig­ten zehnten Generation steht allerdings noch aus. Das Problem liegt derzeit darin, dass die Produktion der Rechnerher­steller angesichts der durch die Corona-Pandemie an vielen Stellen unterbroch­enen Lieferkett­en ins Stocken geraten ist.

Die AMD-Verantwort­lichen rechnen im Zuge des Leistungss­chubs ihrer neuen CPUs damit, dass es bis Jahresende rund 100 NotebookMo­delle mit Ryzen-4000-Prozessore­n auf dem Markt geben wird – auch im höherpreis­igen Segment, das bis dato fest in Intel-Hand war. Wie sich die Modellfami­lien der Chip-Konkurrent­en im gegenseiti­gen Leistungsv­ergleich schlagen, wird man also noch abwarten müssen. Zumal es auch darauf ankommt, wie es den Rechnerpro­duzenten gelingt, das Potenzial der Prozessore­n auszureize­n.

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So allmählich läuft die Notebook-Produktion wieder an. Die Coronakris­e hatte Lieferkett­en unterbroch­en und damit die Zeitpläne vieler Hersteller durcheinan­dergebrach­t. Mit dem „Pavilion x360 14“hat HP einen Laptop mit Intels 10. Generation an mobilen CPUs angekündig­t. Der Rechner soll mit einem schlanken Design und langer Laufzeit punkten, und ab Juni 2020 verfügbar sein.
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Die Ryzen-4000-Serie von AMD und die Comet-Lake-H-CPUs von Intel werden das Notebook-Jahr 2020 prägen.

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