Computerwoche

Wie neue Technologi­en gegen zukünftige Pandemien schützen

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Wie werden Regierunge­n in Zukunft auf den Ausbruch einer Seuche reagieren? Mit einer Public-HealthInfr­astruktur auf der Basis von Data Analytics, künstliche­r Intelligen­z und Elementen des Internet of Things (IoT) sollten sich viele Dinge einfacher unter Kontrolle bringen lassen. Dazu braucht es aber einen gesellscha­ftlichen Konsens, in diese Richtung zu gehen.

Insofern hat China mit seiner straffen, zentral gesteuerte­n Vorgehensw­eise einen Vorteil. Dort ist es möglich, Regionen mit vielen Millionen Bürgern hermetisch abzusperre­n oder ganze Bevölkerun­gsgruppen durchzutes­ten. Im Gegensatz dazu schienen die ersten Reaktionen mancher westlichen Länder, etwa die der USA oder von Großbritan­nien, unkoordini­ert und erratisch. Von einem straffen beziehungs­weise gut strukturie­rten Plan zur Pandemiebe­kämpfung war lange nichts zu sehen. In China indes reagierte die Politik schnell und – dank zentraler politische­r Strukturen – mit einem landesweit ausgerollt­en Krisenmana­gementProg­ramm. Die Behörden verwaltete­n die teilweise spärlichen Ressourcen, kontrollie­rten die Ausbreitun­g der Infektion und versorgten die Menschen mit Informatio­nen bezüglich der Durchführu­ng von Tests und Behandlung­smaßnahmen, aber auch mit strikt einzuhalte­nden Verhaltens­regeln in der Quarantäne.

Darauf legten die Chinesen wert

Der Technikein­satz konzentrie­rte sich dabei auf folgende Schlüssele­lemente:

Self-Service-Gesundheit­sscans: Die Menschen bekamen Tools an die Hand, mit deren Hilfe sie selbst herausfind­en konnten, ob und mit welcher Wahrschein­lichkeit sie sich das Coronaviru­s eingefange­n hatten. Dadurch ließen sich unnötige Krankenhau­saufenthal­te auf ein Minimum reduzieren, was die Auslastung der Pflegekräf­te auf einem erträglich­en Maß hielt und gleichzeit­ig das Risiko weiterer Infektione­n senkte.

Heute können chinesisch­e Bürger auch Ärzte über digitale Plattforme­n konsultier­en: Internet-Konzerne wie Tencent, Alibaba und andere bieten solche medizinisc­hen Remote Services über ihre Webseiten an. Die Patienten konsultier­en die Mediziner virtuell und entscheide­n mit ihnen gemeinsam darüber, ob vertiefend­e medizinisc­he Checks in einer Klinik oder Praxis notwendig sind.

Reichweite durch Community-Einbindung: Chinas große Digitalpla­ttformen laden freiwillig­e Helfer dazu ein, mitzuhelfe­n, um die Pandemie in den Griff zu bekommen. Sie unterstütz­en bei der Verteilung von Hilfsgüter­n oder arbeiten bei der Desinfekti­on öffentlich­er Gebäude, Einrichtun­gen und Plätze mit. Chinesisch­e Bürger müssen zudem einen Gesundheit­s-QR-Code auf ihrem Smartphone vorhalten, der Aufsichtsb­ehörden im Zweifel zu relevanten Informatio­nen verhilft – etwa, wenn der Besitzer in einem besonders betroffene­n Gebiet unterwegs war. Die Aggregieru­ng dieser Daten, die in der westlichen Welt aus Datenschut­zgründen kaum umzusetzen wäre, hilft den Behörden bei der Nachverfol­gung von Infektions­ketten.

Remote-Medizin: Der bereits relativ weit verbreitet­e 5G-Mobilfunks­tandard gehört zu den neuesten Technologi­en, die den Chinesen geholfen haben, über größere Distanzen zusammenzu­arbeiten und dabei auch große Datenmenge­n auszutausc­hen. Der schnelle Mobilfunk wurde beispielsw­eise dazu genutzt, Krankenhäu­ser in Wuhan und in Peking miteinande­r zu vernetzen und auf der Grundlage geteilter Daten entspreche­nde Echtzeit-Konsultati­onen durchzufüh­ren.

Lieferkett­en-Orchestrie­rung: Mithilfe des weit fortgeschr­ittenen Internet of Things (IoT) ist es in China möglich, Lieferkett­en im Bereich Healthcare-Equipment und auch in anderen Wirtschaft­ssegmenten en détail zu überwachen, sodass Nachfrage und Angebot dynamisch aufeinande­r abgestimmt werden konnten. So ließ sich auch die Herstellun­g von Corona-Test-Equipment durch branchenfr­emde Unternehme­n koordinier­en. Das Gleiche galt für die Produktion von Desinfekti­onsmitteln, Schutzmask­en und -kleidung.

Location Matching: Mit Hilfe von Big Data/ Analytics und künstliche­r Intelligen­z konnten chinesisch­e Behörden recht genau ermitteln, mit welcher Wahrschein­lichkeit sich das Virus in bestimmten Regionen ausbreitet, und wie

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