Apple plant jetzt ohne Intel-CPUs
Eigene ARM-Prozessoren für Mac-Computer.
Apple hat die Entwicklerkonferenz WWDC 2020 genutzt, um seine eigenen Prozessorpläne vorzustellen. Weitere Highlights waren das neue iOS 14 und das Mac-Betriebssystem MacOS 11 Big Sur.
Apple bestätigte, was zuvor bereits in den Medien spekuliert worden war: Der Hersteller wechselt bei seinen Mac-Rechnern von Intel- auf selbstentwickelte ARM-64-Prozessoren. CEO Tim Cook kündigte an, alle Mac-Modelle innerhalb von zwei Jahren auf die neue Chiparchitektur umzustellen. Der erste Mac mit den neuen Prozessoren soll noch in diesem Jahr herauskommen. Der Rechner wird auch eine eigene, in die CPU integrierte Grafikprozessor-Einheit (GPU) mitbringen. Die Zusammenarbeit mit Intel und die Weiterentwicklung von MacOS für die x86-Welt soll laut Apple parallel weitergehen. Der stets gut informierte Apple-Analyst Ming-Chi Kuo orakelt aber bereits, dass es schon bald keine neuen Intel-Rechner von Apple mehr geben werde. Auf dem WWDC wurden die Developer aufgefordert, ihre MacOS-Programme an die neue Chiparchitektur anzupassen, da der für IntelCPUs geschriebene Code nicht einfach nativ auf ARM-Prozessoren laufen wird. Microsoft Office und Adobe Photoshop gehören zu den Apps, die bereits auf die neue Hardware portiert wurden. Mit „Rosetta 2“hat Apple – so wie früher schon beim Wechsel von PowerPCzu Intel-Prozessoren – eine Laufzeitumgebung geschaffen, mit der vorhandene x86-Anwendungen in einem Emulator auf der neuen ARMHardware mit dem kommenden MacOS 11 weiter genutzt werden können.
Der Prozessorwechsel bedeutet für Apple eine Zusammenführung der Produktwelten. So werden iOS-Apps künftig auch nativ unter dem neuen MacOS 11 auf Mac-Rechnern laufen. Generell soll es für Entwickler leichter werden, Apps für die gesamte Palette der Apple-Hardware zu schreiben. Cook stellte mit den neuen CPUs auch leistungsstärkere Hardware und einen geringeren Stromverbrauch in Aussicht.
MacOS 11 Big Sur bietet neues Design
Überraschender als der Prozessorwechsel waren für Besucher des virtuellen Events die Details zum kommenden MacOS 11 Big Sur. Apple hat das Betriebssystem in Form und Farbe ansprechender und großzügiger designt, die optische Nähe zur iOS-Welt ist unübersehbar. Auch die Icons im Dock wurden ähnlich wie auf einem iPad gestaltet. Apple geht es offenbar darum, Komplexität zu verbergen und dem Nutzer intelligent und sparsam das anzubieten, was er gerade braucht. Das Betriebssystem soll im Herbst 2020 herauskommen, Entwickler können schon jetzt mit einer Betaversion arbeiten. Eine Public Beta wird ab Juli bereitstehen.
Auch der Safari-Browser wurde aufgepeppt und mit erweiterten Features zum Daten- und Kennwortschutz ausgestattet. Apple hat dem
Browser etliche neue Funktionen spendiert, darunter eine konfigurierbare Startseite, ein verbessertes Tab-Management, Übersetzungsmöglichkeiten sowie die breite Unterstützung von Extensions – mit der Möglichkeit, voreinzustellen, für welche aufgerufenen Seiten diese aktiviert werden sollen.
iOS 14 bringt Ordnung auf den Home Screen
Eine Fülle von Neuigkeiten gab es zum für den Herbst in Aussicht gestellten iPhone-Betriebssystem iOS 14. Highlight der Ankündigung waren die neu eingeführten Widgets, App Clips und die Funktion App Library. Letztere führt am Ende des Home-Bildschirms Apps auf intelligente Art in einer Art Mediathek zusammen, geordnet nach Kategorien wie Unterhaltung, Sport, Kreativität, Gesundheit oder Produktivität (Abbildung rechts). Die Widgets lassen sich auf jeder Seite des Home Screens zwischen den App-Icons in unterschiedlicher Größe anheften. Sie zeigen dem Nutzer je nach Ort, Zeit und Aktivität Informationen an, die gerade hilfreich für ihn sein könnten. Apple bietet Anwendern an, einen Stapel von Widgets („Smart Stack“) zu erstellen, die dann dank der „On-Device-Intelligenz“des Geräts Informationen im richtigen Kontext anzeigen.
Die App Clips sollen Abhilfe für Anwender schaffen, die schnell eine ganz bestimmte AppFunktion brauchen, aber weder Zeit noch Lust haben, die volle App zu öffnen oder gar herunterzuladen – beispielsweise in einem Schnellrestaurant oder beim Ausleihen eines E-Scooters. App Clips werden als kleine Bestandteile von Apps entwickelt, die eine bestimmte Basisaufgabe lösen sollen. Sie werden unmittelbar über den dazu neu vorgestellten „App Clip Code“, aber auch über NFC-Tags, QR-Codes oder einen Safari App Banner aufgerufen – auch direkt aus dem App Store. Die vollständige App kann dann später immer noch nachgeladen werden. Den App Clip Code können Nutzer auch via iMessage verschicken und in Maps integrieren.
Die iOS-Version 14 für das iPad bekommt ebenfalls die neuen Widgets, aber auch einige exklusive Neuerungen, etwa eine Seitenleiste für Fotos. Apple will zudem die Suche von Grund auf verbessert haben, mit Suchvorschlägen, Website-Suche und schnellem App-Launcher. Das alles ist vergleichbar mit Spotlight auf dem Mac – die Systeme nähern sich auch hier weiter an. Mit iPadOS 14 soll zudem der Apple Pencil besser werden. Besonders spannend: Die Funktion Scribble soll geschriebenen in getippten Text umwandeln.