Selbstbewusster AWS-Auftritt
Auf ihrem virtuellen Summit zog die AWS-Führung Bilanz: Die Coronakrise habe gezeigt, wie wichtig die Cloud geworden ist. Über kurz oder lang würden alle Unternehmen umstellen. Wer sich nicht bewege, werde hinterherlaufen.
Auf dem AWS Summit 2020 drängt die AmazonTochter Unternehmen zum Umstieg in die Cloud. Wer zögere, werde sicher zurückfallen.
Die letzten Monate haben eine neue Ära der Technologie eingeläutet und beschleunigen den Weg in eine Welt, die wir vor vielen Jahren vorhergesagt haben“, sagte Werner Vogels, Cheftechnologe von Amazon und AWS auf der virtuellen Konferenz. Die Pandemie habe die Vorteile der Cloud noch deutlicher gemacht. Als Konsequenz erwartet Vogels, dass die meisten Organisationen zu einer vollständig cloudbasierten Umgebung übergehen werden, in der jeder Mitarbeiter von überall und jederzeit auf jede Anwendung und jeden Dienst zugreifen kann. „Während sich viele Aspekte des täglichen Lebens als Reaktion auf diese beispiellosen Zeiten drastisch verändert haben, stellen sich weltweit Unternehmen der Herausforderung, Prozesse zu verbessern und ihre Geschäftsaktivitäten einfacher, schneller und sicherer aufzustellen“, sagte Vogels.
Der Amazon-CTO verwies als Beispiel auf die App Filaindiana, die in Italien von einer gemeinnützigen Organisation entwickelt wurde, um die voraussichtlichen Wartezeiten vor Supermärkten anzuzeigen. In nur 30 Stunden hätten fünf Studenten ohne jegliche Erfahrung mit AWS die erste Version der App auf Basis von Serverless Infrastructure gebaut. Innerhalb einer Woche nach dem Start hatten bereits mehr als eine Million Nutzer die App heruntergeladen. Für Vogels ein Beispiel dafür, wie die Cloud Kreativität und Agilität ermöglicht. Ein anderes Beispiel sei die innerhalb von eineinhalb Wochen gelaunchte Telemedizin-Plattform Care Connect des schwedischen Gesundheitsunternehmens KRY. Sie läuft in der AWS-Cloud und nutzt die Amazon-Dienste S3, CloudFront, ECS auf AWS Fargate sowie Aurora. Das Tool ist bereits in zehn Sprachen verfügbar und ermöglicht es Patienten, ihren Arzt per Video zu konsultieren.
Auch AWS-CEO Andy Jassy ist davon überzeugt, dass die logische Konsequenz aus den Erfahrungen während der Coronakrise eine beschleunigte Bewegung in Richtung Cloud sein werde. Die Pandemie habe die Abhängigkeit sowohl der Unternehmen als auch der Verbraucher von der Cloud herausgestellt, erklärte Jassy anlässlich eines „virtuellen Kamingesprächs“. Fast alle Dienste, die während der Pandemie für die Menschen wichtig geworden seien, basierten auf einer Cloud-Infrastruktur – angefangen von Content Streaming und Online-Spielen bis hin zu Videokonferenzen, File Sharing, E-Learning und Telemedizin, sagte der Manager. Der AWS-Chef kritisierte jedoch, dass es in einigen Unternehmen immer noch Widerstände gegen die Cloud gebe – trotz der gut dokumentierten Vorteile hinsichtlich Kosten, Skalierbarkeit und Flexibilität. „Es gibt immer noch eine Gruppe von Unternehmen, die versucht, gegen die Schwerkraft anzukämpfen. Sie argumentieren, dass sie die Infrastruktur immer noch kostengünstiger selbst betreiben können als in der Wolke“, so Jassy. Er habe aber noch keine Firma gesehen, deren Infrastruktur dem Vergleich tatsächlich habe standhalten können.
„Cloud-Warmduscher“leben gefährlich
Gefährdet sieht der AWS-Chef auch die Gruppe derjenigen, die wüssten, dass sie in die Cloud gehen sollten, aber sich nicht trauten. Resultat des halbherzigen Engagements dieser „Warmduscher“sei, dass sie zwei Kostenblöcke – Cloud und On-Premises – managen müssten, während der Wettbewerb an ihnen vorbeiziehe. Geschwindigkeit sei überproportional wichtig, sagte Jassy: „Wer sich nicht schnell bewegt, wird dem Wettbewerb hinterherlaufen, statt ihn anzuführen.“