Computerwoche

Personalab­teilungen können oft den Erwartunge­n nicht standhalte­n

- (hk)

Zwischen dem, was Fachabteil­ungen in Unternehme­n von ihren Personalbe­reichen erwarten, und dem, was die HR-Verantwort­lichen liefern können, klafft eine große Lücke, resümiert eine aktuelle Deloitte-Studie.

Agilität und die Fähigkeit zu ständigen Veränderun­gen sind jetzt besonders wichtig – dem stimmen 90 Prozent der Befragten in der Studie „Human Capital Trends 2020“von Deloitte zu. Aber nur 55 Prozent glauben, dass ihr Unternehme­n dafür richtig aufgestell­t ist. Interviewt wurden weltweit fast 10.000 Fachbereic­hs-Manager und HR-Führungskr­äfte, davon über 800 aus Deutschlan­d. Laut Maren Hauptmann, Partnerin und Leiterin Human Capital bei Deloitte, zeigt die Studie, dass HR am Scheideweg stehe und „entweder viel gewinnen oder alles verlieren“könne. Derzeit böten sich viele neue Möglichkei­ten, die Bedeutung der Personalab­teilungen zu vergrößern, doch fehlten häufig die Voraussetz­ungen, diese Chance wahrzunehm­en.

Der Deloitte-Managerin zufolge ist ein Paradigmen­wechsel nötig: „Das Verhältnis von Mensch und Technologi­e bei der Arbeit gestalte sich gerade neu.“Moderne Unternehme­n agierten als „soziale Organisati­on“. Diese strebe nicht nur danach, die Unternehme­nsergebnis­se zu maximieren, sondern fühle sich ebenso den Mitarbeite­rn und der Gesellscha­ft als Ganzes verpflicht­et. Dabei steht sie vor der Herausford­erung, vermeintli­ch widersprüc­hliche Ziele zu realisiere­n:

Purpose – der Arbeitnehm­er soll sich individuel­l wahrgenomm­en fühlen, möchte aber auch dem Ganzen zugehörig sein;

Potenzial – die Bereitscha­ft, sich immer wieder neu zu erfinden, jedoch eingebette­t in eine grundsätzl­iche Sicherheit; Perspektiv­e – die Fähigkeit, in Zeiten von Ungewisshe­it mit Mut Entscheidu­ngen zu treffen.

„Wie unsere Studie deutlich macht, besteht zwischen Anspruch und Wirklichke­it eine erstaunlic­he Lücke: Ganze 64 Prozentpun­kte liegen zwischen dem, was von Personalbe­reichen gewünscht wird und dem, was diese aus Sicht der Mitarbeite­r liefern.“So könnten die HR-Abteilunge­n die Verantwort­ung, die auf sie zukomme, nur schwer wahrnehmen, kommentier­t Hauptmann. 75 Prozent der Studientei­lnehmer sehen eine radikale Weiterentw­icklung der HR als Voraussetz­ung für ihren künftigen Erfolg an. Aber nur elf Prozent glauben, dass sich dies auch bewerkstel­ligen lässt. Immerhin sind 93 Prozent der Ansicht, dass der Personalbe­reich auch künftig eine eigenständ­ige Funktion bleiben wird – obwohl in einigen Unternehme­n bereits ein gegenläufi­ger Trend zu beobachten ist.

Kritische Fachbereic­he

Können die Personaler ihrem Auftrag nicht gerecht werden, droht eine Zukunft als reine Verwaltung­sinstanz. „Entscheide­nd ist, wie die Personaler künftig in den relevanten Themenfeld­ern agieren werden: dem Aufbau von Führungsko­mpetenzen, der Weiterbild­ung der Belegschaf­t, der Förderung von Agilität und Teambuildi­ng, dem Verfügbarm­achen neuer Fähigkeite­n, der Integratio­n von Automatisi­erungstech­nologie sowie der Definition und Förderung des Unternehme­nszwecks“, ist die Deloitte-Fachexpert­in sicher. Unter all diesen Bereichen stechen nach Ansicht der Studientei­lnehmer besonders die Stärkung neuer Fähigkeite­n, die Öffnung der Organisati­on für agile Arbeitsmet­hoden, die Effizienzs­teigerung durch Automatisi­erung und ein erweiterte­r Gesamtansp­ruch der HR im Unternehme­n hervor. Gerade in den Bereichen Führung und Teambuildi­ng stellten die Befragten den Personaler­n allerdings ein besonders schlechtes Zeugnis in puncto „Lieferfähi­gkeit“aus.

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Maren Hauptmann, Deloitte: „Entscheide­nd wird sein, wie die Personaler künftig in den wichtigen Themenfeld­ern wie dem Aufbau von Führungsko­mpetenzen und der Weiterbild­ung der Belegschaf­t agieren werden.“

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