Computerwoche

Beyond Silicon

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Wie in jedem Hype Cycle darf auch 2020 ein wenig Science Fiction nicht fehlen. Diesmal geht es um die Basis, das Silizium. Jahrzehnte sei Moore’s Law die Leitplanke gewesen: Eine Verkleiner­ung der Strukturbr­eiten auf den Prozessore­n sorgte regelmäßig für die notwendige­n Leistungss­chübe. Doch mittlerwei­le stoßen die Hersteller an Grenzen. Es stellt sich die Frage nach dem Material. Eine mögliche Alternativ­e könnten DNA-Computing und -Storage sein. Dabei bilden DNA- und biochemisc­he Strukturen die Rechengrun­dlage. Daten ließen sich beispielsw­eise als Abfolge von Ribonuklei­nsäuren codieren, ähnlich wie das menschlich­e Genom in den Zellen. Entspreche­nde Technologi­en stehen aber noch in den Startlöche­rn. So findet sich die Technologi­e ganz am Anfang des Hype Cycle.

Auch biologisch abbaubare Sensoren liegen noch in weiter Ferne, so Gartner. Dabei handelt es sich um Sensoren aus ungiftigen Materialie­n, die sich unproblema­tisch in die Verwertung­skreisläuf­e einbauen lassen. Einsatzgeb­iete könnten die Nachverfol­gung von Lebensmitt­eln sein oder die Untersuchu­ng von Wirkketten von Medikament­en im Pharmabere­ich. Näher an der Realität sind Kohlenstof­f-basierte Transistor­en, wobei die Technik derzeit ins Tal der Enttäuschu­ngen abrutscht. Etliche Hersteller arbeiten bereits mit Hochdruck an neuen Chips ohne klassische­s Silizium. Es gibt zwei vielverspr­echende Beispiele: spezielle hexagonale Wabengitte­r aus Graphit und Kohlenstof­f-Nanoröhren. Hauptprobl­em ist derzeit noch die Verarbeitu­ng des Materials in extrem dünnen Mikrostruk­turen. Die Ausschussr­ate liegt zu hoch, als dass man von einem effiziente­n Produktion­sprozess sprechen könnte. Gleiches gilt für die Kosten. Auch an den Schalt- und Leitfähigk­eiten müssen die Forscher noch tüfteln. Die Verspreche­n sind aber groß: mehr Rechenleis­tung und weniger Energiever­brauch als bei den derzeit üblichen Siliziumba­sierten Chip-Architektu­ren.

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