Herausforderung Multi-Cloud
Ohne die Hilfe eines Managed-Service-Providers kommen Anwender kaum zurecht
Unternehmenskritische Anwendungen in die Cloud zu verlagern, ist eine Herausforderung – vor allem, wenn sie auf Multi-Cloud-Umgebungen verteilt werden. Doch die Vorteile sprechen für sich.
Immer mehr Unternehmen transferieren ihre geschäftskritischen Anwendungen in Multi-Cloud-Umgebungen und stöhnen dabei über die unerwartet hohe Komplexität. Die Probleme beginnen mit den fehlenden Experten und setzen sich fort mit den überbordenden Management-Anforderungen rund um Daten und Anwendungen. Der Rückgriff auf Managed Services gilt als Lösungsweg Nummer eins: Laut Forrester Research wollen 42 Prozent der Infrastruktur-Entscheidungsträger in US-amerikanischen und europäischen Unternehmen in diesem Jahr verstärkt die Unterstützung entsprechender Dienstleister in Anspruch nehmen.
In einer von der Dell-Cloud-Tochter Virtustream unterstützten, aber unabhängigen Studie hat Forrester Research sich näher mit den MultiCloud-Strategien großer Anwender beschäftigt
– und mit der Rolle, die Managed Services dabei spielen können. Befragt wurden 822 ITEntscheider aus Nordamerika, Europa und dem asiatisch-pazifischen Raum. Dabei wird deutlich, dass sich nahezu alle Unternehmen mit einer erheblichen Komplexität konfrontiert sehen, wenn sie unternehmenskritische Anwendungen in Multi-Cloud-Umgebungen vorhalten wollen.
Es geht um Flexibilität und Effizienz
Für die allermeisten ist unstrittig: Cloud-Umgebungen bieten große Vorteile, wenn es um Flexibilität, Geschwindigkeit, Sicherheit und operationale Effizienz geht. Doch je mehr ihrer betrieblichen Alltagsthemen in die Cloud gehoben werden, desto häufiger beklagen sich die Anwender über komplizierte Deployments und anspruchsvolle Management-Aufgaben.
Die meisten Firmen hosten ihre geschäftskritischen Anwendungen schon heute teilweise oder überwiegend in Multi-Cloud-Umgebungen. Die wichtigsten Ziele sind eine hohe Verfügbarkeit und möglichst geringe Downtimes im globalen Geschäft. Als „mission critical“bezeichnen sie vor allem Anwendungen, die sensible Daten verarbeiten – etwa über Kunden und Mitarbeiter, aber auch Geschäftsgeheimnisse und innovative Entwicklungen. Viele sagen auch nur, unternehmenskritisch seien vor allem die ERP-Systeme und solche Daten, ohne die Mitarbeiter nicht produktiv sein könnten.
Für einen Multi-Cloud-Ansatz sprechen laut Umfrage die höhere Flexibilität und Geschwindigkeit im Business sowie die vielfältigen Optionen, mit denen sich Workloads abbilden
und Services nutzen lassen, oder mit denen auf einer einheitlichen Technologiebasis die Zusammenarbeit mit Dritten vorangetrieben werden kann.
Der Cloud-Mix macht‘s
Drei Viertel der Befragten geben an, derzeit die Dienste von zwei bis vier Cloud-Anbietern in Anspruch zu nehmen. In ihrem Cloud-Mix setzen 92 Prozent auch auf Private-Cloud- und HostedPrivate-Cloud-Ansätze – vor allem für unternehmenskritische Anwendungen. Unter den Umfrageteilnehmern aus den USA stellen sogar nahezu alle Befragten kritische Geschäftsanwendungen in einer Private-Cloud-Umgebung bereit, im asiatisch-pazifischen Raum sind es 85 Prozent und in der Europäischen Union 80 Prozent.
Die Anwender sind sich überwiegend einig darin, dass die Verwaltung von Multi-Cloud-Umgebungen eine komplizierte Aufgabe ist und auch bleiben wird. Die Herausforderungen betreffen sowohl die Bereitstellung von Services als auch das fortlaufende Management der verteilten Ressourcen. Beim Deployment hatten 94 Prozent der Unternehmen mindestens ein größeres Problem zu lösen, genauso hoch ist der Prozentsatz derer, die in der Betriebsphase vor Herausforderungen standen.
Die Schwierigkeiten beim Deployment betreffen in erster Linie die übergreifende Planung, also beispielsweise das Netzwerkdesign, mangelnde Plattformkenntnisse oder Probleme beim Einhalten von übergreifenden Regeln und Vorschriften. In der Managementphase bereiten den Unternehmen eher Sicherheits- und Integrationsthemen sowie technische Schwierigkeiten Kopfzerbrechen. Security-Themen werden immer dann relevant, wenn Daten in die Cloud-Infrastrukturen hinein- und wieder herauswandern. Integrationsprobleme sind – wenig überraschend – der Cross-Plattform-Thematik geschuldet.
Wie MSPs helfen
Wollen Unternehmen die Komplexität in MultiCloud-Umgebungen in den Griff bekommen, brauchen sie Erfahrungswissen und gut ausgebildetes Personal. Beides ist weltweit knapp. Deshalb empfiehlt Forrester die Zusammenarbeit mit Managed-Service-Providern (MSPs). Sie könnten die Wissenslücken mit Beratung, Support sowie externen Trainings- und Onboarding Services schließen. In der Umfrage zeigen sich denn auch viele Unternehmen eher geneigt, mit MSPs zusammenzuarbeiten, als eigene Ressourcen rund um das Multi-Cloud-Management aufzubauen. Dabei hoffen sie darauf, eine einheitliche technologische Cloud-Grundlage für verschiedene Anwendungen und Plattformen bereitgestellt zu bekommen.
Die Stärken der MSPs liegen im Koordinieren und Integrieren von Cloud-Infrastrukturen mit der internen IT, im Zugang zu den geeigneten Technologien für Cloud Management und
Kostenoptimierung sowie im Zugriff auf die benötigten Skills. Manche Anwender hoffen auch, über einen MSP als Vermittler günstigere Konditionen bei den Cloud-Providern herausschlagen und eine kostspielige interne Lernphase überspringen zu können.
Diese Betriebe wollen ihre Ressourcen nicht mehr für die Wartung komplexer verteilter Infrastrukturen aufwenden, sondern das inhaltliche Angebot der Cloud-Provider nutzen und sich stattdessen auf hochpriorisierte strategische Initiativen konzentrieren. Von MSPs versprechen sich die Unternehmen administrative Entlastung und kürzere Marktreaktionszeiten, weil kein neues Personal angeheuert und kein vorhandenes weitergebildet werden muss.
Multi-Cloud-Früchte schneller ernten
Gefragt nach den technischen und den geschäftlichen Vorteilen einer Multi-Cloud-Strategie, fallen die Antworten eindeutig aus. Auf der technischen Seite verzeichnen die Unternehmen verbesserte Service-Delivery-Prozesse, geringere operative Kosten und Risiken, eine schnellere Bereitstellung von Software sowie eine höhere Systemstabilität. Auf der BusinessSeite verbessert sich die Agilität, die Kosten sinken, Mitarbeiter können für sinnvollere Tätigkeiten eingesetzt werden. Insgesamt steigt die Performance des Unternehmens, der „Return on Cloud Investment“wird schnell spürbar.
Forrester stellt fest, dass diejenigen Unternehmen, die sich auf MSPs verlassen, die Früchte ihrer Multi-Cloud-Strategie in größerem Umfang ernten als die ohne Dienstleister. Von verbesserten Service-Delivery-Prozessen profitierten MSP-Kunden mehr als doppelt so oft wie andere Anwender, ein einheitliches Cloud-Management über ein übergreifendes Dashboard hätten MSP-Kunden um 57 Prozent häufiger eingeführt, und auch die operativen Risiken seien bei ihnen besser im Griff.
Außerdem freuen sich MSP-Kunden doppelt so häufig über eine gestiegene Mitarbeitereffizienz als die Firmen ohne externe Unterstützung. Ebenso könne mehr Budget für Innovation und weniger für betriebliche Prozesse abgestellt werden. Doch es gibt auch einen Wermutstropfen: MSP-Kunden mit einer Multi-Cloud-Strategie konnten ihre Betriebskosten etwas seltener senken als die ohne Unterstützung (40 zu 43 Prozent). Auch bei den IT-Gesamtkosten fahren sie nicht unbedingt besser.
Forrester hält dagegen, dass die geschäftlichen Vorteile dieses Kostenplus mehr als aufwögen. Ein einfacheres Cloud-Management, eine bessere Servicebereitstellung, der effizientere Mitarbeitereinsatz und eine Verlagerung der Budgets in Richtung Innovation rechtfertigten die Ausgaben allemal.
Vier Tipps für die Multi-Cloud
In den kommenden zwei Jahren wollen 94 Prozent der Unternehmen ihre Investitionen in
Multi-Cloud-Infrastrukturen beibehalten oder weiter steigern. 91 Prozent planen im gleichen Zeitraum, ihr für Multi-Cloud-Operationen geeignetes Personal mindestens beizubehalten oder aber aufzustocken. Auch für MSP-Services wollen die Betriebe in den kommenden zwei Jahren mehr Geld lockermachen: 55 Prozent planen, ihr diesbezügliches Budget zu erhöhen, weitere 37 Prozent wollen auf dem erreichten Niveau bleiben.
Auffällig dabei ist, dass Firmen, die schon mit einem MSP-Partner zusammenarbeiten, diesen Weg weitergehen wollen. Zu 62 Prozent gedenken sie, mehr Geld in diese Art von Services zu investieren. Cloud-Nutzer ohne MSP hegen nur zu 24 Prozent Einstiegspläne. Forrester schließt daraus, dass die Betriebe, die die Vorteile von Managed Services genossen hätten, mehr von dem verfügbaren strategischen Wissen, den Fähigkeiten und den Technologien rund um Integration und Monitoring wollten.
Aus der Marktanalyse leitet Forrester folgende Empfehlungen ab:
1. Unternehmenskritische Anwendungen sollten über kurz oder lang in die Cloud migriert werden. Die technischen und geschäftlichen Vorteile seien zu groß, um sie zu ignorieren. Die Wahl sollte auf einen oder mehrere Cloud-Provider mit viel Erfahrung im Managen von geschäftskritischen Workloads fallen.
2. Unternehmen sollten sich einen Überblick über MSPs rund um die verschiedenen Cloud-Infrastrukturen verschaffen. Vor allem wenn eine komplizierte Multi-CloudStrategie verfolgt werde, sollte ein MSP gewählt werden, der Managed Services über verschiedene Cloud-Umgebungen hinweg bereitstellen kann. Die Folge seien mit einiger Sicherheit positive Effekte auf das Business und eine höhere Produktivität von Mitarbeitern, die heute mit operativen Aufgaben zugedeckt seien.
Cloud-Management-Services können helfen, die Komplexität von Cloud-, Hybrid-Cloudund Multi-Cloud-Umgebungen zu bekämpfen. Die Cloud-Strategie müsse wohl durchdacht sein, vor allem gelte es zu überlegen, wo einzelne Cloud-Angebote einen optimalen Geschäftsbeitrag leisten können. Ein Risiko bestehe darin, viele schlecht integrierte Punkt-zu-Punkt-Lösungen aufzubauen. Es brauche eine übergreifende Strategie. Erfahrene Servicepartner sollten nicht erst für das Multi-Cloud-Management, sondern schon in der konzeptionellen Phase einbezogen werden. Sie müssten im kompletten „Cloud Deployment Lifecycle“zur Verfügung stehen – auch für beratende Aufgaben und für Cloud-Native- Softwareentwicklung. Mit solch einem Vorgehen könnten ManagementHeraus forderungen frühzeitig adressiert werden.