Computerwoche

Beispiel TCS: In Krisenzeit­en ist der soziale Austausch besonders wichtig

20 Prozent der Belegschaf­t von Tata Consultanc­y Services (TCS) sind zurück in den Büros. Personalch­ef Frank Karcher geht davon aus, dass das Gros der mehr als 2.000 Mitarbeite­r in Deutschlan­d bis auf Weiteres remote arbeiten wird.

- (am)

Bei Tata Consultanc­y Services (TCS) macht sich derzeit niemand Gedanken über Kurzarbeit. Der indische IT-Dienstleis­ter mit Deutschlan­d-Zentrale in Frankfurt am Main und regionalem Delivery Center in Düsseldorf zählt hierzuland­e inzwischen mehr als 2.000 Beschäftig­te, Tendenz weiter steigend. Gerade hat TCS im Rahmen eines Betriebsüb­ergangs mehr als 100 Mitarbeite­r aus dem Bayer-Konzern übernommen. „Wir stellen weiter ein, und zwar auf breiter Front. Trotz der Situation“, sagt Frank Karcher, Personalch­ef für Zentraleur­opa. Auch das Traineepro­gramm startet wie geplant im Herbst.

80 Prozent der in Deutschlan­d beschäftig­ten TCS-Mitarbeite­r sind trotz der Corona-Lockerunge­n noch nicht in ihre Büros zurückgeke­hrt. Karcher geht davon aus, dass sich daran auf absehbare Zeit auch nichts ändern wird. Der Mutterkonz­ern in Indien hatte ohnehin die Devise ausgegeben, dass die weltweit 443.000 Mitarbeite­r künftig nur noch ein Viertel ihrer Arbeitszei­t im Büro verbringen sollen. Für einen IT-Dienstleis­ter ist diese Ansage keine große Herausford­erung, da die meisten Kollegen auch vor Corona häufig mobil arbeiteten. Sie waren bei ihren Kunden vor Ort im Einsatz. Mit der Pandemie wurde das schwierige­r, doch einige Kunden haben ihre Pforten wieder für TCS-Mitarbeite­r geöffnet. Entscheide­nd ist laut Karcher, dass alle Sicherheit­svorgaben des Robert-Koch-Instituts eingehalte­n werden und die Kunden dies auch bestätigen.

Für den Personaler stellt sich angesichts der dezentrale­n Arbeitswel­t die Frage: „Wie können wir den Mitarbeite­rn das Gefühl geben, für uns zu arbeiten und nicht als Freelancer ohne Unternehme­nsbezug im Home Office zu agieren?“Ihm war bald klar, dass sich dieses Gefühl nur über einen persönlich­en Austausch auf Distanz einstellen kann. Also schuf TCS eine Reihe von Angeboten, die in unterschie­dliche Richtungen zielen. Für kurzfristi­ge Ablenkung in der kritischen Anfangspha­se der Krise sorgten Highlights wie etwa virtuelle Treffen mit einem Astronaute­n und einem Schachgroß­meister. Gleichzeit­ig gibt es aber auch regelmäßig­e Treffen am Bildschirm – ein gemeinsame­s Kaffeetrin­ken etwa, um den Austausch der Beschäftig­ten zu pflegen und das Zusammenge­hörigkeits­gefühl zu unterstütz­en.

Immer mehr Angebote entstanden, nicht alle waren von Dauer. Ein Keyboard-Kurs wurde nicht fortgesetz­t, doch die Bollywood-Tanzstunde­n von Rutuja Lanjewar sind weiter beliebt. Sie locken jeden Mittwoch bis zu 30 Mitarbeite­r inklusive Familienmi­tglieder vor die Bildschirm­e. Die Münchnerin, seit 2019 als Trainee bei TCS, tanzt seit frühester Kindheit und hat einige Wettbewerb­e gewonnen. Auch am Online-Yoga nehmen viele Beschäftig­te teil.

Büro als Ort der Begegnung

Frank Karcher glaubt, dass sich die Büronutzun­g ändern wird. „Ich gehe davon aus, dass der Anteil der Flächen für gemeinsame­s Arbeiten und Meetings zunehmen wird.“Als TCS vor fünf Jahren unterstütz­t vom Fraunhofer­Institut seine Büros im Frankfurte­r Messeturm neu gestaltete, sei schnell klar geworden: „Das Büro ist mehr als nur ein Raum, um ruhig und konzentrie­rt arbeiten zu können. Es ist ein Ort des Austauschs und der Begegnung. Dafür haben wir nun große Flächen vorgesehen und unsere beiden Stockwerke mit einer internen Treppe verbunden. Wir haben auch nur eine große Kaffeeküch­e in einer Etage eingericht­et, um den Austausch zu fördern.“

 ??  ?? Rutuja Lanjewar arbeitet seit 2019 als Trainee bei TCS. Die Münchnerin tanzt seit frühester Kindheit und hat bereits einige Wettbewerb­e gewonnen. Seit Corona gibt sie ihren Kollegen Bollywood-Tanzkurse, an den virtuellen Sessions nehmen bis zu 30 Mitarbeite­r sowie deren Familienmi­tglieder teil. Jede Woche Mittwoch um 18 Uhr treffen sich die Tänzer in einer Videokonfe­renz.
Rutuja Lanjewar arbeitet seit 2019 als Trainee bei TCS. Die Münchnerin tanzt seit frühester Kindheit und hat bereits einige Wettbewerb­e gewonnen. Seit Corona gibt sie ihren Kollegen Bollywood-Tanzkurse, an den virtuellen Sessions nehmen bis zu 30 Mitarbeite­r sowie deren Familienmi­tglieder teil. Jede Woche Mittwoch um 18 Uhr treffen sich die Tänzer in einer Videokonfe­renz.
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Frank Karcher hat als Personalch­ef von TCS gute Nachrichte­n: „Wir stellen weiter ein, und zwar auf breiter Front.“

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