Cybersecurity bietet viele Jobs
Zur Messe itsa ein Überblick über Perspektiven
IT-Security-Experten werden mehr denn je gebraucht und weiter gesucht. Offene Stellen finden sich bei Anbietern, aber auch bei Arbeitgebern der öffentlichen Hand wie dem Nationalen Forschungszentrum für angewandte Cybersicherheit Athene.
Die Corona-Pandemie hat auch am ITArbeitsmarkt Spuren hinterlassen. Bislang erfolgsverwöhnte IT-Dienstleister mussten einige ihrer Experten in Kurzarbeit schicken, da Kunden laufende Projekte einfroren. IT-Security-Anbieter sind bis dato gut durch die Corona-Zeit gekommen, erklärt Christian Vogt, Vice President DACH von Fortinet: „In der IT-Security wird nicht gespart. Insbesondere im Bereich Endpoint Protection haben viele Unternehmen investiert, da ihre Mitarbeiter ja sicher aus den Home Offices heraus arbeiten mussten.“
Während des Lockdowns wurden in der Industrie zwar mitunter die Produktionen heruntergefahren, diesen Stillstand hätten die Unternehmen aber genutzt, um in ihre Security
Infrastruktur zu investieren. „So haben sich für uns neue Türen geöffnet, und wir haben Budgets gewonnen, mit denen wir nicht mehr gerechnet hatten“, so Vogt weiter. Andere Projektzyklen hätten sich dagegen verlangsamt. So sei die Nachfrage nach WLAN-Infrastrukturen und Firewalls für Webapplikationen zurückgegangen.
Erfahrene IT-Architekten gesucht
Vor diesem Hintergrund vermeldet FortinetManager Vogt gute Nachrichten in Sachen Recruiting: „Wir halten an unseren ursprünglichen Planungen fest und suchen global nach neuen Mitarbeitern, ob nun im Vertrieb oder Techniker für den Presales.“Fortinet benötige insbesondere IT-Architekten, die ein ganzheitliches Verständnis von IT-Infrastrukturen mitbringen und bereits auf Kunden- oder Herstellerseite Berufserfahrung gesammelt haben. Eine lange Berufs- und Branchenerfahrung könne auch ein fehlendes Studium aufwiegen, sagt Vogt: „So finden wir gerade in der IT viele Quereinsteiger, die auch ohne Informatikstudium ihren Weg gemacht haben.“
Da die meisten Digitalisierungs-Vorhaben zwar oft von der IT-Abteilung ausgehen, aber letzt
lich das ganze Unternehmen betreffen, seien Quereinsteiger mitunter im Vorteil, glaubt Vogt. Wenn das Gegenüber ein Produktionsleiter oder Marketing-Chef ist, brächten Quereinsteiger oft ein besseres Verständnis für dessen Belange mit als Informatiker.
An Hochschulabsolventen appelliert der Fortinet-Manager deshalb: „Cybersecurity ist in aller Munde und steht als Markt noch am Anfang der Möglichkeiten, also noch weit von seinem Zenit entfernt.“Dem stimmt auch Christina Pflaum zu, die für das Nationale Forschungszentrum für angewandte Cybersicherheit Athene in Darmstadt Security-Nachwuchs sucht.
Security-Check für die Corona-App
An der im Oktober 2019 gegründeten Forschungseinrichtung der Fraunhofer-Gesellschaft arbeiten mittlerweile 500 Forscher, die an den beteiligten Fraunhofer-Instituten SIT und IGD sowie an der Hochschule Darmstadt und der TU Darmstadt verteilt sind. Recruiting-Spezialistin Pflaum blickt zurück: „Wir haben im ersten Halbjahr 2020 sogar mehr Mitarbeiter eingestellt als 2019, allein für das Fraunhofer SIT waren das 20 Experten. Im Frühjahr haben uns viele verunsicherte Bewerber angerufen. Von uns gibt es hier Entwarnung: Wir bleiben bei unserer ursprünglichen Einstellungspolitik.“
Einen Schwerpunkt bilden angewandte Forschungsprojekte im Bereich Cybersicherheit und Datenschutz, sagt Pflaum: „Kein Tag ist für unsere Forscherteams wie der andere, die Bandbreite der Aufgaben ist groß, angefangen von der Fehlersuche in der Twitter-App über den Security-Check für die Corona-App bis hin zur forensischen Prüfung des Ibiza-Videos, mit der wir von großen Verlagen beauftragt wurden.“Dazu kommen langfristig angelegte Projekte. So erforscht Athene, wie man kritische Infrastrukturen wie zum Beispiel in den Bereichen Energie und Verkehr zuverlässig schützt, und wie man IT-Systeme langfristig absichert, selbst angesichts neuer Technologien wie Quantencomputer.
Fortbildung läuft online weiter
Gesucht werden neben erfahrenen Senior-Experten Absolventen als wissenschaftliche Mitarbeiter oder im Rahmen einer Promotion. Die Stellen sind zeitlich befristet, die Vergütung orientiert sich am öffentlichen Dienst. Viele der Mitarbeiter sehen in dieser ersten Berufsstation ein Karrieresprungbrett, so Pflaum.
Ob Forschung oder Industrie, in beiden Bereichen haben sich im Zuge von Corona die Arbeitsbedingungen geändert. Ein Großteil der Mitarbeiter agiert aus den Home Offices heraus, auch die Weiterbildung findet vor allem virtuell statt, so Pflaum: „Wir haben alle Trainings auf Online-Kurse umgestellt. Zudem erhalten alle Mitarbeiter einen kostenfreien Zugang zu LinkedIn-Learning.“Kostenfrei können sich Interessierte mittlerweile auch zertifizieren lassen, sagt Fortinet-Chef Vogt: „Seit April sind unsere Schulungen zum Network Security Expert (NSE) kostenlos erhältlich. Diese Weiterbildung haben inzwischen über 200.000 Menschen weltweit genutzt, sodass es über 450.000 NSE-Zertifikate gibt.“