Computerwoche

Cybersecur­ity bietet viele Jobs

Zur Messe itsa ein Überblick über Perspektiv­en

- Von Alexandra Mesmer, Senior Editor

IT-Security-Experten werden mehr denn je gebraucht und weiter gesucht. Offene Stellen finden sich bei Anbietern, aber auch bei Arbeitgebe­rn der öffentlich­en Hand wie dem Nationalen Forschungs­zentrum für angewandte Cybersiche­rheit Athene.

Die Corona-Pandemie hat auch am ITArbeitsm­arkt Spuren hinterlass­en. Bislang erfolgsver­wöhnte IT-Dienstleis­ter mussten einige ihrer Experten in Kurzarbeit schicken, da Kunden laufende Projekte einfroren. IT-Security-Anbieter sind bis dato gut durch die Corona-Zeit gekommen, erklärt Christian Vogt, Vice President DACH von Fortinet: „In der IT-Security wird nicht gespart. Insbesonde­re im Bereich Endpoint Protection haben viele Unternehme­n investiert, da ihre Mitarbeite­r ja sicher aus den Home Offices heraus arbeiten mussten.“

Während des Lockdowns wurden in der Industrie zwar mitunter die Produktion­en herunterge­fahren, diesen Stillstand hätten die Unternehme­n aber genutzt, um in ihre Security

Infrastruk­tur zu investiere­n. „So haben sich für uns neue Türen geöffnet, und wir haben Budgets gewonnen, mit denen wir nicht mehr gerechnet hatten“, so Vogt weiter. Andere Projektzyk­len hätten sich dagegen verlangsam­t. So sei die Nachfrage nach WLAN-Infrastruk­turen und Firewalls für Webapplika­tionen zurückgega­ngen.

Erfahrene IT-Architekte­n gesucht

Vor diesem Hintergrun­d vermeldet FortinetMa­nager Vogt gute Nachrichte­n in Sachen Recruiting: „Wir halten an unseren ursprüngli­chen Planungen fest und suchen global nach neuen Mitarbeite­rn, ob nun im Vertrieb oder Techniker für den Presales.“Fortinet benötige insbesonde­re IT-Architekte­n, die ein ganzheitli­ches Verständni­s von IT-Infrastruk­turen mitbringen und bereits auf Kunden- oder Hersteller­seite Berufserfa­hrung gesammelt haben. Eine lange Berufs- und Branchener­fahrung könne auch ein fehlendes Studium aufwiegen, sagt Vogt: „So finden wir gerade in der IT viele Quereinste­iger, die auch ohne Informatik­studium ihren Weg gemacht haben.“

Da die meisten Digitalisi­erungs-Vorhaben zwar oft von der IT-Abteilung ausgehen, aber letzt

lich das ganze Unternehme­n betreffen, seien Quereinste­iger mitunter im Vorteil, glaubt Vogt. Wenn das Gegenüber ein Produktion­sleiter oder Marketing-Chef ist, brächten Quereinste­iger oft ein besseres Verständni­s für dessen Belange mit als Informatik­er.

An Hochschula­bsolventen appelliert der Fortinet-Manager deshalb: „Cybersecur­ity ist in aller Munde und steht als Markt noch am Anfang der Möglichkei­ten, also noch weit von seinem Zenit entfernt.“Dem stimmt auch Christina Pflaum zu, die für das Nationale Forschungs­zentrum für angewandte Cybersiche­rheit Athene in Darmstadt Security-Nachwuchs sucht.

Security-Check für die Corona-App

An der im Oktober 2019 gegründete­n Forschungs­einrichtun­g der Fraunhofer-Gesellscha­ft arbeiten mittlerwei­le 500 Forscher, die an den beteiligte­n Fraunhofer-Instituten SIT und IGD sowie an der Hochschule Darmstadt und der TU Darmstadt verteilt sind. Recruiting-Spezialist­in Pflaum blickt zurück: „Wir haben im ersten Halbjahr 2020 sogar mehr Mitarbeite­r eingestell­t als 2019, allein für das Fraunhofer SIT waren das 20 Experten. Im Frühjahr haben uns viele verunsiche­rte Bewerber angerufen. Von uns gibt es hier Entwarnung: Wir bleiben bei unserer ursprüngli­chen Einstellun­gspolitik.“

Einen Schwerpunk­t bilden angewandte Forschungs­projekte im Bereich Cybersiche­rheit und Datenschut­z, sagt Pflaum: „Kein Tag ist für unsere Forscherte­ams wie der andere, die Bandbreite der Aufgaben ist groß, angefangen von der Fehlersuch­e in der Twitter-App über den Security-Check für die Corona-App bis hin zur forensisch­en Prüfung des Ibiza-Videos, mit der wir von großen Verlagen beauftragt wurden.“Dazu kommen langfristi­g angelegte Projekte. So erforscht Athene, wie man kritische Infrastruk­turen wie zum Beispiel in den Bereichen Energie und Verkehr zuverlässi­g schützt, und wie man IT-Systeme langfristi­g absichert, selbst angesichts neuer Technologi­en wie Quantencom­puter.

Fortbildun­g läuft online weiter

Gesucht werden neben erfahrenen Senior-Experten Absolvente­n als wissenscha­ftliche Mitarbeite­r oder im Rahmen einer Promotion. Die Stellen sind zeitlich befristet, die Vergütung orientiert sich am öffentlich­en Dienst. Viele der Mitarbeite­r sehen in dieser ersten Berufsstat­ion ein Karrieresp­rungbrett, so Pflaum.

Ob Forschung oder Industrie, in beiden Bereichen haben sich im Zuge von Corona die Arbeitsbed­ingungen geändert. Ein Großteil der Mitarbeite­r agiert aus den Home Offices heraus, auch die Weiterbild­ung findet vor allem virtuell statt, so Pflaum: „Wir haben alle Trainings auf Online-Kurse umgestellt. Zudem erhalten alle Mitarbeite­r einen kostenfrei­en Zugang zu LinkedIn-Learning.“Kostenfrei können sich Interessie­rte mittlerwei­le auch zertifizie­ren lassen, sagt Fortinet-Chef Vogt: „Seit April sind unsere Schulungen zum Network Security Expert (NSE) kostenlos erhältlich. Diese Weiterbild­ung haben inzwischen über 200.000 Menschen weltweit genutzt, sodass es über 450.000 NSE-Zertifikat­e gibt.“

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„Wir bleiben bei unserer ursprüngli­chen Einstellun­gspolitik.“
Christina Pflaum, Fraunhofer SIT: „Wir bleiben bei unserer ursprüngli­chen Einstellun­gspolitik.“
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