Computerwoche

Digitale Verbrecher­jagd – ein Berufsbild mit Zukunft

IT-Forensiker sind digitale Spurenlese­r, die verräteris­che Hinweise auf unterschie­dlichsten Geräten finden – vom PC über das Handy bis hin zum Navi. Die technische­n Beamten sind wichtige Dienstleis­ter der ermittelnd­en Polizisten.

- (am)

Eine Drohne, die Drogen und Handys transporti­ert, stürzt über einem Gefängnis ab. Der IT-Forensiker baut die im Flugobjekt eingebaute Speicherka­rte aus, entschlüss­elt die Daten und vollzieht die letzten Flüge nach. Dank GPS gelangt er zu einem Anwesen, in dem der Besitzer der Drohne ausfindig gemacht wird. Für Bastian Weiß, Fachinform­atiker und Polizeihau­ptmeister bei der bayerische­n Polizei, zeigt dieser Fall, was die IT-Forensik interessan­t macht: „Die Bandbreite der untersucht­en Geräte reicht vom Computer übers Handy bis hin zu Navigation­ssystemen, Drohnen und Smart-Home-Infrastruk­turen.“

Das Smartphone überführt den Täter

Mobiltelef­one forensisch auszuwerte­n, ist zeitaufwen­dig, „da darauf immer viele Apps und damit tausende von Rohdaten vorgehalte­n werden, mit denen man erstmal nichts anfangen kann.“Zwar gibt es Software für eine automatisi­erte Auswertung, aber sie erreicht nur ungefähr 20 Prozent der Daten. Dazu kommt: Jedes Gerät ist anders. Ständig gilt es, Updates von Betriebssy­stemen zu berücksich­tigen. „Wir müssen uns schnell einarbeite­n können und immer am Puls der Zeit bleiben“, sagt Weiß.

Als Dienstleis­ter für die ermittelnd­en Polizisten werden IT-Forensiker bei vielen Durchsuchu­ngen hinzugezog­en, da fast immer digitale Spuren auszuwerte­n sind, ob bei Einbruch, Verstoß gegen das Betäubungs­mittelgese­tz oder sogar bei Mord. „Besonders um Kapitaldel­ikte aufzukläre­n, werden fast immer auch digitale Spurenlese­r gebraucht“, berichtet Weiß.

Wer als IT-Forensiker bei der bayerische­n Polizei arbeiten möchte, braucht keine Polizeiaus­bildung. Die meisten Bewerber bringen eine ITAusbildu­ng oder einen Bachelorab­schluss mit. Weiß und sein Team suchen IT-Talente, die als technische Beamte in der IT-Forensik, im Bereich Cybercrime oder als IT-Profession­als starten wollen. Die Bewerberan­sprache empfindet er nicht als mühsam, denn IT-Forensik ist spannend. „Das hilft uns, zumal es in der freien Wirtschaft hier nicht so viele Arbeitgebe­r gibt. Auch legen mehr Bewerber Wert auf Sinnhaftig­keit und Sicherheit im Job.“

Gesucht sind „analytisch­e Bastler mit Biss, die sich auch in den Fall, sprich in die Lage des Opfers und in die des Täters hineinvers­etzen können.“Sie müssen sich immer wieder mit den Ermittlern über die neuesten Entwicklun­gen im jeweiligen Fall austausche­n. Wenn dann überführte Täter staunen, dass IT-Forensiker sie mit ihren Analysen aus der Anonymität heraushole­n, ist das für Weiß und seine Kollegen die größte Bestätigun­g der manchmal mühevollen Arbeit. Weiß freut sich darüber, dass auch Frauen Spaß an dieser Arbeit finden. „Erfreulich­erweise arbeiten in den Bereichen ITForensik, Cybercrime und IT-Profession­al bis zu 20 Prozent Frauen.“Das kann auch damit zusammenhä­ngen, dass viele Teilzeitmo­delle oder stundenwei­se Wiedereing­liederunge­n nach der Babypause möglich sind.

 ??  ?? IT-Forensiker sollten Spaß an elektronis­cher Bastelei haben und analytisch­e Fähigkeite­n mitbringen. Manchmal gehört auch Löten zum Handwerk.
IT-Forensiker sollten Spaß an elektronis­cher Bastelei haben und analytisch­e Fähigkeite­n mitbringen. Manchmal gehört auch Löten zum Handwerk.

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