Computerwoche

Gründer über gute Führung: „Manager, geht bitte pünktlich nach Hause!“

Bevor Timon Vielhaber 2015 sein Startup World of VR gründete, sammelte er als Führungskr­aft bei der Deutschen Telekom Berufserfa­hrung. In einem Online-Workshop gab der Gründer nun Tipps für virtuelle Führung.

- (am)

Führung kann man lernen“, ist Timon Vielhaber, CEO von World of VR, überzeugt. Im Rahmen der virtuellen Reihe „Expedition: Werte-Arbeit-Führung 4.0“gab der Gründer nützliche Tipps. Während in der Welt der Konzerne Führung elitär und abgegrenzt erscheine, gelte in Startups der Grundsatz „Leading by Doing“, so Vielhaber. „Führung entsteht als Nebenprodu­kt dessen, was getan werden muss. Jemand muss den Vertrieb aufbauen, dann hat er auch gleich die entspreche­nde Führungsro­lle dazu.“

Zeit für regelmäßig­es Feedback

Laut Vielhaber bilden sich unter dem Druck, schnell entscheide­n zu müssen, im Gehirn oft Schnellstr­aßen. Auf diese Routinen vertrauten Führungskr­äfte oft zu stark und schenkten den Ideen der Mitarbeite­r allenfalls eine vorgetäusc­hte Aufmerksam­keit. Dadurch entstünden zwischenme­nschliche Probleme, die eine Zusammenar­beit erschweren. Vielhaber rät daher, dass Führungskr­äfte regelmäßig ernst gemeintes Feedback geben und sich dabei nicht nur auf die meist fix eingeplant­en Termine für Personalge­spräche verlassen sollten. Feedback müsse an den verschiede­nsten Stellen im Arbeitsall­tag eingebaut werden.

Bei World of VR endet jedes Meeting mit zwei Fragen: Wie fandet ihr es? Was können wir besser machen? Die Feedback-Kultur gilt für alle Mitarbeite­r: „Führungskr­äfte können von der KI lernen. Sie besteht aus vielen FeedbackSc­hleifen und lernt ständig dazu. Warum sollten wir das nicht auch tun?“, fragt Vielhaber.

Während des Lockdowns arbeitete auch das Team von World of VR aus den Home Offices heraus. „Das Arbeiten verlief hochfokuss­iert, es war kein einziger Mitarbeite­r krank“, bilanziert der Gründer. In dieser Zeit bedankte er sich mit einem Bonus von 150 Euro bei jedem Mitarbeite­r, den viele in eine gute Maus investiert­en. Die kleine Geste kam sehr gut an – immerhin halten viele Beschäftig­te die Maus acht Stunden am Tag in der Hand.

Die ersten Wochen des Lockdowns erlebte der Gründer von World of VR als bedrohlich: „Innovation­en wie Virtual oder Augmented Reality wurden zunächst zurückgest­ellt.“Die ungewohnte Situation. von zuhause aus zu arbeiten, führte zur weiteren Verunsiche­rung. „Anfangs haben wir darum fast zu viel kommunizie­rt“, erinnert sich Vielhaber. Mittlerwei­le habe man das richtige Maß gefunden: Jeder Arbeitstag startet mit einem 15-minütigen virtuellen Austausch, die Moderation wechselt, und ein Witz beschließt jedes Daily Standup. Für die Kollegen, die wieder ins Großraumbü­ro zurückgeke­hrt sind, wurden Ruhephasen von einer bis drei Stunden Ruhe eingericht­et, während derer besonders konzentrie­rt gearbeitet werden kann. Meetings finden ausschließ­lich am Nachmittag statt.

„Wer eine gute Führungskr­aft sein will, muss sich selbst führen lernen.“Davon ist Timon Vielhaber überzeugt. Der eigene Umgang mit der Arbeitszei­t sei dafür ein sehr gutes Beispiel: „Viele Manager begehen den Fehler, ihre Zeit schlecht zu nutzen, gefühlt zu viel zu arbeiten und das dann auch von ihren Mitarbeite­rn zu erwarten.“Vielhaber empfiehlt Führungskr­äften, sich einen wöchentlic­hen Zeitrahmen zu setzen, um Arbeits- und Privatlebe­n in die richtige Balance zu bringen. Nach der Arbeitspha­se gelte es einen Schlusspun­kt zu setzen, also nach Hause zu gehen oder den Computer im Home Office herunterzu­fahren.

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