Computerwoche

Mit Red Hat hat sich IBM einen neuen Kern zugelegt

IBM trennt sich von weniger lukrativen Geschäftsb­ereichen und stellt die Hybrid Cloud in den Mittelpunk­t seiner Geschäfte. Ohne Red Hat wäre das nicht möglich gewesen.

- Herzlich, Ihr Heinrich Vaske, Editorial Director Heinrich Vaske, Editorial Director

Was wäre das vor 20 Jahren für eine Nachricht gewesen: IBM spaltet sich auf, Infrastruk­tur- und Applikatio­ns-Services wandern in ein eigenes Unternehme­n (siehe Seite 6). Obwohl Big Blue heute immer noch über 350.000 Mitarbeite­r beschäftig­t und in nahezu allen großen Konzernen unterwegs ist, ließ die Neuigkeit die Märkte und Anwender auf eine irritieren­de Weise kalt. Woran liegt‘s? IBM ist, mit Verlaub, nicht mehr so wichtig. Während die Kunden begannen, in die AWS- und Microsoft-Cloud zu migrieren, beschäftig­te sich Big Blue mit Themen wie Blockchain, KI und Quantencom­puting. Das war sicher verdienstv­oll und wird wohl auch neue Rekordzahl­en bei Technologi­epatenten bringen. Aber die Kunden sahen vor allem, dass IBM im Cloud-Geschäft nicht mitspielte.

Mit der Übernahme von Red Hat hat sich IBM vor zwei Jahren für 34 Milliarden Dollar eine zweite Chance erkauft. Dabei ging es vor allem um die Container-Plattform OpenShift, die das einfache Verteilen von Workloads über verschiede­ne Public- und Privat-Cloud-Umgebungen ermöglicht. IBM spielt nun im Geschäft um Hybrid-Cloud-Infrastruk­turen mit und kann gegen Microsoft und vor allem VMware antreten.

Der künftige Erfolg hängt aber davon ab, ob IBM die Marktverhä­ltnisse im Public-Cloud-Sektor anerkennen wird. Dort lautet die Reihenfolg­e AWS (33 Prozent Marktantei­l) vor Microsoft (18 Prozent) und Google (neun Prozent). Mit OpenShift und weiteren Red-Hat-Produkten kann IBM eine zentrale Drehscheib­e im Multi-Cloud-Business werden. Doch dazu sollte CEO Arvind Krishna klare Ansagen bezüglich Offenheit machen. Anwender könnten sonst den Eindruck bekommen, IBM wolle mit Red Hat den Kampf um die Public Cloud wieder aufnehmen. Doch dieser Zug ist abgefahren.

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