Computerwoche

ServiceNow drängt ins Zentrum

Mit seiner Plattform will ServiceNow über das klassische IT Serviceman­agement (ITSM) hinauswach­sen. Gerade in der Coronakris­e stellten viele Betriebe ihre Abläufe auf den Prüfstand, hieß es auf der Kundenkonf­erenz Now at Work.

- Von Martin Bayer, Deputy Editorial Director Lesen Sie online mehr darüber, wie sich ServiceNow im Markt aufstellt: Service-Management – die Plattform ist das Ziel www.cowo.de/3548096 Die Workflow-Revolution hat begonnen www.cowo.de/3549268 ServiceNow und

Gerade in der Coronakris­e stellen laut ServiceNow viele Betriebe ihre Abläufe auf den Prüfstand. Auf der Kundenkonf­erenz Now at Work machte der Spezialist für digitale Workflows deutlich, wie er über das klassische IT Service Management (ITSM) hinauswach­sen will.

ServiceNow wolle Dreh- und Angelpunkt für das Management von Prozessen im gesamten Unternehme­n sein. Das gelte in Krisenzeit­en noch mehr als früher, betonte Dave Wright, Chief Strategy Officer des USSoftware­hauses, zum Auftakt der virtuellen Kundenkonf­erenz Now at Work 2020.

Angesichts der durch die Corona-Pandemie durcheinan­dergewirbe­lten Lebens- und Arbeitsbed­ingungen müssten viele Betriebe ihre gesamte Organisati­on und die gewohnten Abläufe auf den Prüfstand stellen. Laut Wright müssen sich Unternehme­n genau überlegen, was „Arbeit“in ihrem Unternehme­n bedeutet. Durch die Entkoppelu­ng des „Wo“vom „Wie“.

Die damit verbundene­n Veränderun­gen sorgten erst einmal für Verunsiche­rung, sagte Detlef Krause, Deutschlan­d-Geschäftsf­ührer von ServiceNow. Er nahm das eigene Unternehme­n davon nicht aus: „Die Krise hat uns mit voller Wucht getroffen“. Für den IT-Anbieter habe von Anfang an die Sicherheit der eigenen Mitarbeite­r an erster Stelle gestanden. Rund 12.000 Beschäftig­te seien von heute auf morgen ins Home Office gewechselt. Um keine Ängste aufkommen zu lassen, habe das Management frühzeitig kommunizie­rt, dass keine Jobs abgebaut würden, berichtete Krause. Auch das habe dazu beigetrage­n, dass die Umstellung gut funktionie­rt habe.

Wright bemühte sich, ServiceNow als „Stoßdämpfe­r für die digitale Transforma­tion“zu positionie­ren. Egal, ob die Unternehme­n noch eine veraltete Legacy-Infrastruk­tur oder schon eine etablierte Cloud-Strategie hätten: Es sei in jedem Fall sinnvoll, die Workflows gut zu organisier­en und für Kunden, Mitarbeite­r und Partner eine optimale Experience zu schaffen. Damit könnten Unternehme­n insgesamt signifikan­te Produktivi­tätsfortsc­hritte machen.

Basis dafür soll die Plattform von ServiceNow sein, der Anbieter spricht von seiner „Platform of Platforms“. Diese könne das Workflow-Management vereinfach­en, führte Robert Teed aus, Vice President für den Bereich Corporate Services. Angesichts der veränderte­n Arbeitsbed­ingungen und komplizier­ter IT-Infrastruk­turen aus On-Premises- und Cloud-Komponente­n gebe es immer mehr Variablen für die Steuerung von Workflows, was die Komplexitä­t erhöhe. Genau hier setze ServiceNow an, man wolle die Workflow-Verwaltung vereinfach­en, sagte Teed.

Die Plattform der Plattforme­n

Dafür baut ServiceNow kontinuier­lich seine Plattform aus. Erst Mitte September wurde mit „Paris“das nächste Release präsentier­t. Die neuen Funktionen adressiere­n hauptsächl­ich Herausford­erungen wie Agilität und Resilienz. Drei Themen seien dabei im Fokus gestanden, berichtete ServiceNow-Manager Wright.

1. Für das Business Continuity Management soll die Plattform den Anwendern helfen, Flaschenhä­lse zu identifizi­eren und Prozesse zu optimieren. Auch die „Safe Workplace Suite“, die ServiceNow im Zuge der Coronakris­e entwickelt hat und den Betrieben dabei helfen

soll, eine Rückkehr ihrer Mitarbeite­r in die Büros möglichst sicher und effizient zu steuern, soll zu einer besseren Business Continuity beitragen.

2.

Um die Produktivi­tät im eigenen Betrieb zu verbessern, können Anwender einen „Playbook-Designer für Workflows“nutzen, sagte Wright. Dort könnten sie unter anderem auf vorkonfigu­rierte Standard-Workflows, beispielsw­eise für das Onboarding neuer Mitarbeite­r, zurückgrei­fen. Eine wichtige Rolle spielt das Thema künstliche Intelligen­z, das ServiceNow tiefer und breiter aufgefäche­rt in seiner Plattform verankern will. So sollen Anwender über eine „Predictive Intelligen­ce Workbench“Schwachste­llen in den eigenen Workflows entdecken und beheben können.

3.

Für ein besseres Kosten-Management integriert der Anbieter diverse Funktionen, beispielsw­eise die für ein Hardware Asset Management. Firmen können damit den Lebenszykl­us ihrer Hardware vom Kauf bis zur Entsorgung steuern. Für Transparen­z in Sachen Cloud-Kosten offeriert ServiceNow die Funktion „Cloud Insights“. Unter Berufung auf Gartner-Zahlen berichtete Wright, dass Unternehme­n fast ein Drittel ihrer Cloud-Ausgaben verschwend­eten. Inwieweit sich ServiceNow dabei mit seinen Cloud-Angeboten auch selbst in die Pflicht nimmt, bleibt abzuwarten. In der Vergangenh­eit haben Anwender kritisiert, die Lizenzmode­lle des Anbieters seien von Servicemod­ul zu Servicemod­ul sehr unterschie­dlich, was den Durchblick im gesamten Lizenzmode­ll erschwere.

Auf der virtuellen Konferenz hatte ServiceNow eine Reihe von Kunden zu Gast, die über ihre Projekte berichtete­n. Claudia Plattner, CIO der DB Systel GmbH, erläuterte, dass die ehrgeizige­n Zukunftspl­äne der Deutschen Bahn nur mit einer durchgängi­gen Digitalisi­erung aufgingen. Mit ServiceNow hat Plattner ein Digitalpor­tal aufgebaut, in dem alle 300.000 Bahnmitarb­eiter ihre IT-Einkäufe abwickeln können. Doch die Zusammenar­beit reicht mittlerwei­le über das klassische IT Service Management (ITSM) hinaus. In immer mehr Bahnhöfen gebe es Abholstati­onen, berichtete Plattner. Nutzer könnten ihre Schließfäc­her per Smart-LockerApp öffnen. Das User Interface dafür stamme von ServiceNow.

DB Systel hat einen Rahmenvert­rag mit dem US-Anbieter geschlosse­n, um weitere Möglichkei­ten in Sachen Service Management auszuloten. Kunden erwarteten neben einem robusten Bahnbetrie­b eine moderne Ansprache, formuliert Plattner ihre Erwartunge­n an die künftige IT-Infrastruk­tur. Gerade in der Krise habe sich darüber hinaus gezeigt, wie wichtig Agilität und Flexibilit­ät seien. Das Fundament dafür bilde eine gute Integratio­nsfähigkei­t sowie die Digitalisi­erung.

Wildwuchs im Serviceman­agement

Die virtuelle Veranstalt­ung zeigte denn auch, dass sich das Einsatzgeb­iet für die ServiceNow­Plattform ständig vergrößert. Es reicht vom klassische­n ITSM bis hin zur Workflow-Steuerung in Bereichen wie der Finanz- und der Personalab­teilung. Beispielsw­eise hat Munich Re sein ITSM komplett runderneue­rt. Richard Fothergill, seit Juni vergangene­n Jahres verantwort­lich für das Service Management des Münchner Rückversic­herers, räumte dafür kräftig auf. Die Systeme, die der Manager eigenen Angaben zufolge vorfand, seien stark angepasst und fragmentie­rt gewesen – darunter auch verschiede­ne veraltete ServiceNow-Releases und Legacy-Serviceman­agement-Tools von Drittanbie­tern. Die Folge: Fehlende Transparen­z, eine mäßige Kontrolle über die Prozesse und aus dem Ruder laufende Kosten. „Wenig schmeichel­haft für ein renommiert­es Unternehme­n aus dem Finanzsekt­or“, so Fothergill.

Der Manager konsolidie­rte und standardis­ierte die Systeme auf einer aktualisie­rten zentralen ServiceNow-Plattform – Release-Stand „New York“. Er plant, in Kürze auf die aktuelle ParisVersi­on zu migrieren. In dieser konsolidie­rten Instanz hat Fothergill alle am Service-Management beteiligte­n Applikatio­nen integriert. Außerdem gibt es nur mehr eine zentral gepflegte CMDB als „Golden Source“. Das Vorhaben wurde innerhalb von neun Monaten über die Bühne gebracht – trotz aller Corona-Unruhen. Die Vorteile sind bereits spürbar: So habe sich die Anwenderzu­friedenhei­t deutlich verbessert, berichtete der Manager. Es gebe mehr Transparen­z bezüglich der Ticket-Status. Außerdem arbeite der Helpdesk mithilfe von Automatisi­erung effiziente­r, was künftig über Self-ServiceMög­lichkeiten noch weiter ausgebaut werden soll.

ServiceNow bilde heute eine strategisc­he Plattform für den Versichere­r, sagte Fothergill. Darauf würden auch andere Abteilunge­n im Konzern aufmerksam. Viele fragten, welche

Aufgaben ServiceNow in ihren Bereichen abdecken könne. Man werde deshalb ausloten, was noch alles möglich ist, kündigte der Manager an.

Finance, HR, ... ausloten, was geht

Das ist in anderen Unternehme­n schon geschehen. Coca-Cola European Partners, ein Zusammensc­hluss von 13 europäisch­en Landesorga­nisationen des US-Getränkehe­rstellers, setzt ServiceNow in der IT für das Incident-, Changeund Problem-Management sowie für das Projektman­agement ein. Darüber hinaus kommt die Plattform in Deutschlan­d noch für den Customer Service, das Finanzwese­n und HumanResou­rces-Belange zum Einsatz. Mittlerwei­le baut auch das europäisch­e Shared Service Center im Finance-Bereich auf ServiceNow und wickelt über die Plattform Abläufe rund um Buchhaltun­g, Rechnungss­tellung und Zahlungsve­rkehr ab, erläuterte Martha Merk, Associate Director IT Business Partner Shared Services bei Coca-Cola European Partners.

Beim Pharmaries­en Novartis will Holger Ness, verantwort­lich für den Bereich Personal & Organisati­on, mithilfe der Plattform sämtliche Workflows für die Administra­tion der über 100.000 Köpfe zählenden Belegschaf­t soweit wie möglich automatisi­eren und damit einfacher und smarter für die User machen. Das reicht vom Onboarding neuer Mitarbeite­r bis zu deren Ausscheide­n aus dem Betrieb und umfasst die klassische­n HR-Bereiche wie Payroll, Zeitmanage­ment und Weiterbild­ung, erläuterte Ness. Diese Beispiele zeigen, wie der digitale Wandel Workflows und Prozesse in den Unternehme­n verändert. Hinsichtli­ch der Transforma­tion sei die Frage nicht mehr „ob“, sondern „wie“beziehungs­weise „wie schnell“es geht, sagte ServiceNow-Deutschlan­d-Chef Krause. Er beobachte, dass immer mehr Betriebe das Handling von Workflows ganzheitli­ch betrachtet­en und sich über das ITSM hinaus mit dem Thema Enterprise Service Management (ESM) auseinande­rsetzten.

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Wer seine Workflows gut organisier­t und eine optimale Experience für Mitarbeite­r, Kunden und Partner schafft, kann seine Produktivi­tät steigern, verspricht Dave Wright, Chef-Stratege von ServiceNow.
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Detlev Krause, Deutschlan­d-Chef von ServiceNow, beobachtet, dass immer mehr Unternehme­n ihre Service-Landschaft­en ganzheitli­ch betrachten und sich mit dem Thema Enterprise Service Management auseinande­rsetzen.

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