VMware baut „digitale Foundation“
Auf der VMworld präsentierte VMware Produkte und Services für unsichere Zeiten.
Auf der Hausmesse VMworld präsentierte VMware eine Reihe neuer Produkte, Services, Partnerschaften und Integrationen, um seinen Kunden die digitale Grundlage für unsichere Zeiten bereitzustellen.
Dieses Jahr sei ein Jahr der Herausforderungen für die ganze Welt, begann VMware-CEO Pat Gelsinger seine Keynote auf der coronabedingt erstmals virtuell abgehaltenen User-Konferenz, die mit 150.000 Registrierungen einen starken Zuspruch fand. Die Covid-19-Krise habe Unternehmen weltweit gezwungen, zu reagieren, sich anzupassen und für eine voraussichtlich andere Zukunft zu planen. Der Beitrag, den VMware dabei leisten könne, bestehe darin, die digitale Basis für eine sich immer schneller verändernde, unberechenbarere
Welt zu bieten, erklärte Gelsinger. Es gelte, die Unternehmen mit ihren Anwendungen und Daten zu schützen und in den Mittelpunkt zu stellen.
Die Dell-Tochter will dafür fünf Bausteine bereitstellen: Anwendungsmodernisierung, Digital Workspace, Multi Cloud und Virtual Cloud Network sowie eine alles umgebende Security-Ebene. Die dazugehörigen Plattformen bilden dem VMware-Chef zufolge eine flexible, konsistente digitale Grundlage, auf der Anwendungen überall und jederzeit erstellt, ausgeführt, verwaltet, verbunden und geschützt werden können.
Erweiterung des Tanzu-Portfolios
Ein Kernelement von VMwares Plattformstrategie ist Tanzu. Dabei handelt es sich um ein Produkt- und Service-Portfolio, das die Art und Weise verändern soll, wie Unternehmen Software mit der Container-Plattform Kubernetes entwickeln, betreiben und verwalten. Nachdem Tanzu auf der VMworld 2019 US erstmals vorgestellt worden war, kündigte VMware nun Updates zum Tanzu-Support für VMware Cloud auf AWS, Azure VMware Solution und Oracle Cloud VMware Solution an. Diese Lösungen sollen den Kunden Möglichkeiten bieten, ihre Workloads in die Cloud auszudehnen, hieß es. Die Unternehmen erhielten so eine Plattform, um Anwendungen auf der Infrastruktur ihrer Wahl auszuführen, so VMware.
Wie Raghu Raghuram, COO Products and
Cloud Services bei VMware, vor der Presse erklärte, nutzen bereits zwei Drittel der VMwareKunden zwei oder mehrere Cloud-Umgebungen. Fast jedes Kundengespräch drehe sich um das Thema Multi-Cloud. Der Grund dafür seien die individuellen Angebote der Hyperscaler, etwa bei KI oder Storage.
Während Tanzu für VMware Cloud auf AWS allgemein verfügbar ist, existiert die Umsetzung für die Oracle Cloud bislang als Preview. Außerdem verkündete VMware, dass man eng mit Microsoft zusammenarbeite, um bald eine Vorschau für die Azure Cloud bereitzustellen.
Übernahme von Saltstack
Im Zusammenhang mit seiner Multi-CloudStrategie gab VMware auf der VMworld 2020 auch die Akquisition von Saltstack bekannt. Mit der Übernahme des Spezialisten für Softwareautomatisierung will die Company ihre Multi-Cloud-Verwaltungsplattform vRealize erweitern, um die Automatisierungsanforderungen der Kunden für lokale und Cloud-Umgebungen besser erfüllen zu können. Konkret sollen mit Hilfe von Saltstack die Fähigkeiten im Bereich Software-Konfigurationsmanagement sowie der Infrastruktur- und Netzwerkautomatisierung auf den gesamten Anwendungs-Stack ausgedehnt werden. Dies werde auch die Software und die Pakete innerhalb der virtuellen Maschinen und Container umfassen.
Laut CEO Gelsinger ist Saltstack für VMware kein unbekanntes Unternehmen. Es ist bereits seit einiger Zeit Automation-InfrastructurePartner von VMware. Mit dem Kauf würde Saltstack künftig stärker in den Solution
Stack von VMware integriert und profitiere so direkt von Updates. Außerdem verbessere VMware seine Position im Open-SourceBereich, da die Salt-Entwickler-Community eine der führenden Open-Source-Gruppen im Enterprise-Bereich sei.
Saltstack ist nicht der erste Zukauf in diesem Jahr. Zuvor hatte VMware bereits den Security Service Provider Lastline, den Spezialisten für Container-Sicherheit Octarine, die IT-Analysesoftware-Firma Nyansa und Datrium, Anbieter einer Disaster-Recovery-as-a-Service(DRaaS-)Lösung, übernommen.
Carbon Black Cloud Workload
Eine der größten Ankündigungen auf der VMworld 2020 war wahrscheinlich der Launch von VMware Carbon Black Cloud Workload. Das neue Angebot soll einen erweiterten Schutz zur Absicherung moderner Workloads bieten, indem es die Angriffsfläche reduziert und die allgemeine Sicherheit verstärkt. „In einer Zeit globaler Umbrüche ist ein schneller Übergang zur Cloud, kombiniert mit dem Einsatz effizienter Sicherheitslösungen in ihren Rechenzentren für viele Unternehmen der Schlüssel zum Überleben“, erklärte Sanjay Poonen, COO Customer Operations. „Jedoch reichen veraltete Sicherheitssysteme in Unternehmen, die die Cloud als Teil ihrer Computing-Infrastruktur nutzen, nicht mehr aus. Die Firmen benötigen Schutz auf der WorkloadEbene, nicht nur am Endpunkt.“
Laut VMware kombiniert Carbon Black Cloud Workload priorisierte Schwachstellenberichte und grundlegendes Härten der Workloads mit Präventions-, Erkennungs- und Reaktionsfunktionen zur Absicherung von Workloads, die in virtualisierten, private und hybriden Cloud-Umgebungen ausgeführt werden. Die neuen Pakete stellen – zusammen mit anderen Upgrades der Security-Software – eine Weiterentwicklung und Integration der Carbon-BlackSicherheitstechnologie dar, die VMware für
2,1 Milliarden Dollar zugekauft hatte.
Durch eine tiefe Integration mit VMware vSphere soll Carbon Black Cloud Workload agentenlose Sicherheit bieten, die den Installations- und Verwaltungsaufwand verringert und die Telemetrie-Sammlung für diverse Workload Security Use Cases konsolidiert. Diese einheitliche Lösung ermöglicht Sicherheits- und Infrastrukturteams laut VMware, Workloads automatisch zu sichern, Abläufe zu vereinfachen sowie den IT- und Sicherheits-Stack zu konsolidieren. Carbon Black Cloud Workload soll ab November verfügbar sein.
Kooperation mit Nvidia
Als weiteren Höhepunkt der Veranstaltung kündigten VMware-CEO Gelsinger und Jensen Huang, Gründer und CEO von Nvidia, eine Kooperation an. Die Partnerschaft sieht vor, dass die umfangreiche GPU-optimierte KI-Software, die auf dem Nvidia NGC Hub verfügbar ist, in die VMware-Lösungen vSphere, Cloud Foundation und Tanzu integriert wird.
Mit diesem Schritt, so Gelsinger, würden die Lösungen für Deep Learning, Machine Learning und High Performance Computing mit einem Schlag in weltweit 300.000 Umgebungen bereitgestellt, was zu einer beschleunigten Einführung von KI bei den Kunden beitragen werde. Unternehmen könnten so ihre bestehende Infrastruktur für KI erweitern, alle Anwendungen einheitlich verwalten und eine
KI-fähige Infrastruktur dort bereitstellen, wo sich die jeweiligen Daten befinden – über Rechenzentrum, Cloud und Edge hinweg.
Projekt Monterey
Eine zweite Kooperation mit Nvidia betrifft das Projekt Monterey. Dabei handelt es sich um eine Technologievorschau von VMware, wie sich die Architektur von Rechenzentren, Clouds und Edge-Umgebungen entwickeln sollte, damit Anwendungsanforderungen rund um KI, Machine Learning und 5G optimal erfüllt werden können. Wie Rajiv Ramaswami, COO Products and Cloud Services bei VMware, in einem Pressegespräch ausführte, handelt es sich dabei um eine Erweiterung des im Vorjahr vorgestellten Project Pacific. „Next-Generation-Apps benötigen auch eine Next-GenerationInfrastruktur“, sagte Ramaswami.
Konkret ist geplant, die Nvidia-DPUs (Datenverarbeitungseinheiten) zur Unterstützung bestehender und zukünftiger Anwendungen zu verwenden, um dadurch x86-Zyklen zu sparen. Die Kombination aus VMware Cloud Foundation und Nvidia BlueField-2 werde eine Infrastruktur der nächsten Generation schaffen, die speziell für die Anforderungen von KI, Machine Learning sowie datenzentrierter
Apps mit hohem Durchsatz entwickelt wurde, teilt das Unternehmen mit.
Außerdem enthält die kombinierte Lösung eine erweiterte Anwendungsbeschleunigung der gesamten KI für alle Unternehmens-Workloads sowie eine zusätzliche Sicherheitsebene durch eine neue Architektur, die kritische Rechenzentrumsdienste von der CPU auf SmartNICs und programmierbare DPUs verlagert.
Neben Nvidia arbeitet VMware hier auch mit Intel und Pensando zusammen, um deren jeweilige SmartNIC-Technologien zu nutzen. Dell Technologies, HPE und Lenovo werden integrierte Systeme auf der Grundlage von Project Monterey liefern.