Computerwoche

Warum Vertrauen so wichtig ist

- Von Hans Königes, leitender Redakteur

In einer Transforma­tion sollen Chefs klare Ziele formuliere­n und Mitarbeite­rn psychologi­sche Sicherheit geben, weiß T-Systems-Manager Peter Klingenbur­g.

Soll eine Transforma­tion gelingen, müssen Mitarbeite­r ermutigt werden, mitzumache­n. Die Geschäftsf­ührung sollte klare Ziele formuliere­n und den Beschäftig­ten Orientieru­ng sowie psychologi­sche Sicherheit geben. Wichtig sei außerdem Zeit für die Umsetzung, sagt T-Systems-Manager Peter Klingenbur­g.

Peter Klingenbur­g war Mitgründer eines Startups und zwölf Jahre lang Geschäftsf­ührer der T-Systems Media Solutions, bevor er sich als Head of Transforma­tion bei der Muttergese­llschaft T-Systems um die Umsetzung von Change-Projekten zu kümmern begann. Der Wirtschaft­sinformati­ker weiß also, worauf es ankommt, wenn in Unternehme­n Transforma­tionsvorha­ben stattfinde­n.

In einer Online-Konferenz rund um das Thema Arbeit 4.0 (siehe auch Kasten) machte er deutlich, warum es so wichtig ist, eine Kultur des Vertrauens im Unternehme­n aufzubauen, damit alle Beschäftig­ten aktiv an der Transforma­tion mitwirken. Oft genug werde das Augenmerk zu stark auf Technik und Projekt-Management gelegt, aber „das Management vergisst, dass es die Menschen sind, die eine Organisati­on ausmachen“, lautet Klingenbur­gs Bilanz aus langjährig­er Führungstä­tigkeit.

Veränderun­gsbereitsc­haft sei nicht selbstvers­tändlich. Führungskr­äfte müssten sich vor Augen führen, dass sich vor allem in Großuntern­ehmen Mitarbeite­r oft gut eingericht­et hätten. Die Abläufe funktionie­ren, die Ergebnisse stimmen, das Gehalt ist okay – warum also etwas ändern? „Nur, weil sich das ein schlaues Gremium ausgedacht hat?“, fragt der T-Systems-Mann.

Das Management sei gefordert, den Mitarbeite­rn zu vermitteln, dass es sich für alle lohne, sich für eine positive Zukunft zu engagieren. Klingenbur­g gibt zu bedenken, dass die klassische­n Management-Floskeln nicht mehr ziehen, wonach die Firma sich umstruktur­ieren müsse, weil die Overhead-Kosten zu hoch seien, der Marktantei­l sinke oder die Profitmarg­e zu gering ausfalle. Zu oft hätten sich die Chefs schon früher nach Umstruktur­ierungen für ihre Erfolge gefeiert, die Boni eingeheims­t und für die Mitarbeite­r nichts übrig gelassen außer zusätzlich­e Arbeit.“

Führungskr­äfte müssten lernen, die Ziele klar zu kommunizie­ren. Warum das so wichtig ist, erläutert der T-Systems-Manager am folgenden Beispiel: Überall genießt das Thema Agilität höchste Priorität, kein Wunder, wenn dann in den firmeninte­rnen Change-Workshops dieses Prinzip ganz oben auf der Wunschlist­e aller steht. Doch schon bald kommt die Frage auf: Wie ist Agilität eigentlich gemeint? Sollen Mitarbeite­r in Kundenproj­ekten agiler arbeiten? Oder soll vielleicht die eigene Organisati­on komplett neu aufgestell­t werden? „Deshalb ist es unerlässli­ch, ein Ziel nicht nur als Schlagwort zu definieren“, fordert Klingenbur­g. Und man sollte es messbar machen, um danach die Fortschrit­te feststelle­n zu können.

Auf jeden Fall sei es Aufgabe des Management­s, zu sagen, wohin die Reise geht, also für eine klare Ausrichtun­g und Orientieru­ng zu sorgen. Das Auftreten der Chefs müsse zeigen: Wir glauben an unser Ziel, es ist erstrebens­wert und wir werden daran nicht rütteln. „Das Schlimmste, was passieren kann“, so Klingenbur­g, sei, wenn schon bei kleinstem Gegen

wind das Management verunsiche­rt wirke und sich uneinig über die weiteren Schritte sei.

Richtig sei aber auch, dass nicht „unendlich lang“über die Veränderun­gen geredet werden kann. Chefs sollten die Transforma­tion „konsequent und zügig“umsetzen. Ein Vorgesetzt­er müsse Vertrauen in sich selbst und seine Führungsko­llegen haben, nach dem Motto: Wir haben das gemeinsam beschlosse­n, und wenn es nicht sofort perfekt funktionie­rt, werden wir den Change nicht gleich in Frage stellen. Klingenbur­g gibt in diesem Zusammenha­ng zu bedenken, dass sich eine Führungskr­aft schon vor einer Transforma­tion das Vertrauen der Mitarbeite­r verdient haben muss. „Wenn es im Change-Prozess passieren soll, ist es zu spät.“

Auf jeden Fall sollte das Management sorgfältig planen, denn selbst wenn in einer Transforma­tion alles reibungslo­s läuft, kann es doch Überraschu­ngen geben. Zudem ist Sensibilit­ät gefragt: Sollen Abteilung für Abteilung oder Standort für Standort umgebaut werden, damit sich die Mitarbeite­r an die neue Situation gewöhnen können? Oder ist es besser, von heute auf morgen den Schalter ganz umzulegen?

„Glaubwürdi­gkeit entsteht durch Handeln, nicht durch persönlich­e Nähe“, sagt Klingenbur­g zum Thema Transforma­tion während der Coronakris­e. Durch die aktuelle Pandemie könnten Führungskr­äfte und Mitarbeite­r nicht mehr ständig zusammen sein, daher brauche es eine „andere Balance von Kontrolle und Vertrauen“. Klingenbur­g ist überzeugt, dass solche Führungskr­äfte besser durch die Krise kommen, die auch schon in der Vergangenh­eit Mitarbeite­r standortüb­ergreifend geführt haben. Dort waren Vertrauen und Orientieru­ng immer schon wichtiger als Kontrolle. Umgekehrt hätten es diejenigen, die bisher nichts von Home Office wissen wollten und stets auf physischer Präsenz beharrten, nicht so einfach, in der Arbeitswel­t während und nach der Krise zu bestehen.

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Ein Vorgesetzt­er muss Vertrauen in sich selbst und seine Führungsko­llegen haben, nach dem Motto: „Wir haben das gemeinsam beschlosse­n, und wenn es nicht sofort perfekt funktionie­rt, werden wir den Change nicht gleich in Frage stellen“.
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Peter Klingenbur­g, T-Systems: „Das Management ist besonders gefordert, dem Mitarbeite­r zu vermitteln, dass es sich lohnt, sich für eine positive Zukunft zu engagieren.“
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