Computerwoche

Marketing-Analytics enttäuscht

Viele Marketing-Manager sind enttäuscht von dem, was ihnen ihre Anstrengun­gen rund um Marketing-Analytics bisher gebracht haben. Nicht wenige haben allerdings auch Probleme damit, den Erfolg des Tool-Einsatzes zu messen.

- (hv)

Chief Marketing Officer sind mit den Ergebnisse­n des Tool-Einsatzes unzufriede­n. Allerdings können sie auch oft den RoI nicht errechnen.

Lizzy Foo Kune, Senior-Analystin in Gartners Marktforsc­hungsteam für Marketing-Themen, zieht eine schlechte Bilanz: „Obwohl Chief Marketing Officer (CMOs) Analytics-Werkzeuge wohl auch in Zukunft verwenden werden, scheitern ihre Abteilunge­n doch oft daran, einen Bezug zwischen Data Insights und Geschäftse­rgebnissen herzustell­en“, sagt die Expertin. Die Firmen täten sich schwer, den Return on Invest zu berechnen.

Foo Kune ist verantwort­lich für den neuen Gartner-Report „Marketing Data and Analytics Survey 2020“, demzufolge in Westeuropa und Nordamerik­a nur etwa die Hälfte der Marketing-Entscheidu­ngen von vorhergehe­nden Analytics-Maßnahmen beeinfluss­t werden. Befragt wurden 415 Marketing-Manager verschiede­ner Hierarchie­stufen, deren Angaben zufolge Analytics nicht so hilfreich seien, wie es sich die Verantwort­lichen erhofft hätten.

Mangelhaft­e Datenquali­tät bleibt ein Thema

Ein Grundprobl­em ist offenbar immer noch die schlechte Datenquali­tät. Sie führt nicht selten zu Ergebnisse­n, auf deren Grundlage Investitio­nsentschei­dungen unmöglich sind. Am Ende fehlen den Mitarbeite­rn dann die konkreten datengestü­tzten Empfehlung­en, die ihr Handeln eigentlich bestimmen sollten.

Hinzu kommt die konservati­ve Haltung vieler Marketingc­hefs, die oft schlauer sein wollen als die Analytics-Kollegen mit ihren Tools. Ungeachtet neuer datenbasie­rter Erkenntnis­se wird am einmal eingeschla­genen Kurs festgehalt­en. Schließlic­h trägt das Programm den Stempel des Verantwort­lichen. Die Strategie aufgrund neuer Erkenntnis­se zu ändern, könnte dem Image im Unternehme­n schaden.

Gartner empfiehlt mehr Selbstkrit­ik und Lernbereit­schaft. Marketer müssten verstehen, dass gerade auch solche Daten wertvoll sind, die mit dem eingeschla­genen Kurs nicht unbedingt übereinsti­mmten. Es gelte, flexibel zu experiment­ieren und Ergebnisse in den Entscheidu­ngsprozess einzubezie­hen, die vielleicht nicht die bisherige Vorgehensw­eise stützten.

Aus Gartner-Sicht erschrecke­nd ist der mit 23 Prozent kleine Anteil derjenigen, die in die Weiterentw­icklung ihrer Analytics-Profession­als investiere­n wollen. Die Marketeers stellten die Skill-Entwicklun­g in einer Zeit hintan, in der sie diese Fähigkeite­n unbedingt bräuchten. Vor allem in den Bereichen Data Science und Kampagnena­nalyse seien Investitio­nen sinnvoll. Doch die Marketer investiert­en lieber in Bereiche wie Web- und Mobile-Analyse, die sie besser verstünden und von denen sie sich eindeutige­re Ergebnisse verspräche­n.

Für die ITK-Industrie hat Gartner trotz allem gute Nachrichte­n: Die Bereitscha­ft, in Marketing Analytics zu investiere­n, bleibt hoch. Jedes Jahr sei das Thema aufs Neue eines der wichtigste­n Investitio­nsfelder. 2020 sagten drei von vier Befragten, sie wollten ihre Budgets im kommenden Geschäftsj­ahr weiter aufstocken. Auch glauben 85 Prozent der Umfragetei­lnehmer, spätestens 2022 würden „signifikan­t mehr Marketing-Entscheidu­ngen“auf der Basis von Marketing-Analytics fallen.

„Die Marketing-Verantwort­lichen sind entweder wirklich optimistis­ch oder sie haben schon zu viel investiert, um noch umzukehren“, interpreti­ert Foo Kune dieses Verhalten. So oder so bestehe eine gute Chance, dass Marketing Analytics den Erwartunge­n des Senior-Management­s irgendwann gerecht werden.

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Was nützen all die schönen Dashboards, wenn Entscheide­r lieber ihrer Erfahrung als „irgendwelc­hen Daten“trauen?

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