Computerwoche

Viel Geldd für Cyber Security ecurity

Unternehme­nmen lassen sich IT-Sicherheit­eit mehr kosten

- Von Oliver Schonschek, freier IT-Fachjourna­list und IT-Analyst in Bad Ems

Keine Frage, die Unternehme­n in Deutschlan­d müssen mehr für ihre IT-Sicherheit tun, viele erleiden folgenschw­ere Cyberattac­ken und müssen hohe Schäden hinnehmen. Der höhere Bedarf für Cyber Security liegt erst recht auf der Hand, wenn man an den Digitalisi­erungsschu­b in Zeiten der CoronaPand­emie und an die erhöhten Risiken im Home Office denkt. Doch können und werden die Unternehme­n ihre Security-Investitio­nen steigern, wenn die wirtschaft­liche Lage eher als unsicher empfunden wird und viele Betriebe Umsatzeinb­ußen erlitten haben?

Wie die aktuelle Studie „Cyber Security 2020“von COMPUTERWO­CHE und CIO in Kooperatio­n mit Microsoft, Cisco Secure, Drivelock, F-Secure, Infinigate, McAfee, Micro Focus, Trend Micro und Airlock zeigt, wird an der ITSicherhe­it in den kommenden Monaten und Jahren wohl tatsächlic­h nicht gespart werden.

Theorie und Praxis driften auseinande­r

Mehr als drei Viertel der Unternehme­n wollen hier stärker investiere­n. Doch es gibt ein Problem: Die Security-Vorhaben entspreche­n nicht immer den Herausford­erungen, denen sich die Unternehme­n ihren Angaben zufolge stellen müssen. Sie wünschen sich das eine, investiere­n aber in einen anderen Security-Bereich.

Beispielsw­eise sind viele Firmen von den Vorteilen eines Zero-Trust-Konzepts überzeugt, immerhin hilft ein solches Modell auch gerade bei der Absicherun­g von Remote Workplaces. Doch nur fünf Prozent planen entspreche­nde Investitio­nen, wie die aktuelle Studie zeigt.

Endpoints statt Cloud

Offensicht­lich gibt es eine Diskrepanz zwischen dem, was für richtig erachtet wird, und dem tatsächlic­hen Verhalten. In der öffentlich­en Diskussion steht zusätzlich­e Sicherheit im Home Office hoch im Kurs. Befragt nach den größten Herausford­erungen in der Security, nennen aber nur vier Prozent der Vorstände und Geschäftsf­ührer die Anbindung ihrer Mitarbeite­r in den Home Offices. Auch die Absicherun­g von Cloud-Diensten, die bei Remote Work besonders wichtig ist, gehört nach Ansicht der Befragten nicht zu den größten Security-Aufgaben. Es sind die Endpoints, die den Unternehme­n das größte Kopfzerbre­chen bereiten.

Nun sind Endgeräte tatsächlic­h von entscheide­nder Bedeutung, im Home Office, genauso wie als Zugang zu den Cloud-Services. Doch reicht weder die Endpoint Security aus, um Heimarbeit­splätze abzusicher­n, noch wird die Endgeräte-Sicherheit von den Unternehme­n in der Praxis ausreichen­d durchgepla­nt und umgesetzt. Wie die Studie zeigt, fehlen vielen Unternehme­n die entspreche­nden Sicherheit­srichtlini­en für Endpoints. Ebenso sind die geplanten Investitio­nen für Endpoint Security vergleichs­weise gering.

Sicherheit braucht Offenheit

Man kann diese Diskrepanz­en am besten verstehen, wenn man sich die Umbruchsit­uation vergegenwä­rtigt, in der sich die Betriebe mit ihren Security-Konzepten befinden. Alles scheint im Fluss zu sein, am beständigs­ten ist bekanntlic­h der Wandel. Da ist es nur schlüssig, wenn sich die Firmen offenhalte­n wollen, wie sie ihre Security genau umsetzen. Nur vier Prozent der Betriebe halten es für unwichtig, ob ihre Security-Systeme offen sind, um Lösungen anderer Anbieter integriere­n zu können. Vorständen und Geschäftsf­ührern ist die Offenheit sogar noch wichtiger als der IT-Leitung.

Die sich dynamisch ändernde Lage erfordert eine flexible, offene Sicherheit­sarchitekt­ur.

Mit der gewünschte­n Offenheit geht der Bedarf an Integratio­n der Security-Lösungen einher.

Im Idealfall sollen die verschiede­nen SecurityLö­sungen automatisc­h in der Identifizi­erung von Risiken, dem Erkennen von Bedrohunge­n und dem Abwehren von Angriffen zusammenar­beiten. 51 Prozent der befragten Unternehme­n automatisi­eren auch bereits Teile ihrer Security. Dabei wird zum Beispiel die Abwehr automatisi­ert, nicht aber das Erkennen von Angriffen. Manuelle Vorarbeite­n können jedoch zu einem Engpass für die Automatisi­erung führen. Auch hier zeigt sich die notwendige Neuorienti­erung der Cybersiche­rheit hin zu einem tatsächlic­h umfassende­n Schutz.

KI ja, Outsourcin­g nein

Auch wenn sehr viel über den Fachkräfte­mangel in der Security diskutiert wird, halten nur 19 Prozent der befragten Unternehme­n die (zu geringe) Zahl an Security-Personal im Unternehme­n für eine der größten Herausford­erungen. Entspreche­nd wird das Outsourcin­g von Security-Funktionen auch nur von einer Minderheit favorisier­t. 55 Prozent der Unternehme­n sagen sogar, dass das Outsourcen der Security für ihr Unternehme­n nicht in Frage kommt.

Scheinbar verspricht man sich wenig von der Auslagerun­g dieser sensiblen Aufgabe, aber viel von der künstliche­n Intelligen­z (KI) in der Security. 48 Prozent der Unternehme­n nutzen bereits KI in ihren Security-Konzepten. Weitere 25 Prozent planen dies in den kommenden zwölf Monaten.

Was Security by Design braucht

Vieles in den Security-Konzepten erscheint noch als Stückwerk, während die Digitalisi­erung sich rasant weiter beschleuni­gt. Auch die zunehmend komplexe Bedrohungs­lage im Internet und die fortschrit­tlichen, intelligen­ten Attacken fordern die Cybersiche­rheit heraus.

Security muss nicht nur Schritt halten, sondern eigentlich immer schon da sein, wenn die Digitalisi­erung kommt. Will man kurzfristi­g Remote Work aus dem Home Office ermögliche­n können, gibt es kaum Zeit dafür, langwierig die Security-Maßnahmen zu planen und die notwendige Cyber-Sicherheit herzustell­en.

Es wird sehr deutlich, dass Security by Design nicht nur ein Wunschkonz­ept in vielen Compliance-Vorgaben ist, sondern eine ideale und notwendige Grundlage der Cyber Security, da sich die Anwenderun­ternehmen dann weniger um die Sicherheit ihrer Endgeräte, den richtigen Schutz im Home Office und die Absicherun­g der Cloud-Dienste kümmern müssten, sondern „nur noch“um die Einrichtun­g digitaler Arbeitsplä­tze.

Die Wirklichke­it in der Security sieht bekanntlic­h anders aus, denn Security by Design ist noch lange keine Selbstvers­tändlichke­it. Auch dazu gibt die aktuelle Studie spannende Einblicke. So sind nicht nur die IT-Hersteller gefordert, sondern auch die Anwenderun­ternehmen selbst. Der Grund: Die meisten Anwenderun­ternehmen sind auch selbst Hersteller von ITLösungen. Nur sieben Prozent der befragten

Unternehme­n entwickeln keine eigene Software.

Die Sicherheit bei den Eigenentwi­cklungen stellt bei 34 Prozent die Projektent­wicklung selbst sicher, sie tauscht sich nur mit der SecurityAb­teilung aus. Elf Prozent der Entwicklun­gsabteilun­gen machen nicht nur ihre eigene Security, sie arbeiten auch nicht mit der Security-Abteilung zusammen.

Bei der Komplexitä­t der IT-Lösungen und IT-Risiken ist es erstaunlic­h, dass sich viele Unternehme­n nicht ihrer Security-Ressourcen bedienen, wenn es um die Sicherheit in der Softwareen­twicklung geht. Nicht ohne Grund ist Security-Expertise stark gefragt, und man kann nicht davon ausgehen, dass dieses Knowhow in den Entwicklun­gsabteilun­gen im benötigten Umfang vorhanden ist.

Security im Unternehme­nsdesign verankern

Auch hier ist dringend eine Neuorienti­erung in der Cyber-Sicherheit erforderli­ch: Die Security ist keine Abteilung, die eine andere Abteilung zu Rate ziehen kann oder eben nicht. Die CyberSiche­rheit ist die Basis jeder Entwicklun­g und der gesamten Digitalisi­erung. Die Unternehme­n haben die Cyber-Bedrohunge­n in der aktuellen Befragung „Cyber Security 2020“als das größte Betriebsri­siko eingestuft, sie erhöhen auch mehrheitli­ch ihre Security-Investitio­nen.

Organisati­on und Automatisi­erung

Doch es müssen auch die richtigen Schlüsse und Taten folgen: So hilft eine offene, integriert­e Security, wie sie gewünscht wird, nur dann, wenn die Security wirklich durchgehen­d organisier­t und wo möglich automatisi­ert wird. Insellösun­gen für die Security in der Entwicklun­gsabteilun­g sind ebenso wenig ein sinnvoller Weg wie eine Automatisi­erung bestimmter Teilfunkti­onen, die von manuell erbrachten Security-Leistungen abhängen.

Die von der Security geforderte Offenheit bei den Lösungen muss auch in der Risikowahr­nehmung der Unternehme­n und in den Unternehme­n selbst herrschen. Nur so können die Investitio­nen und Maßnahmen zu den erkannten Herausford­erungen passen, und nur dann kann es wirklich zu Security by Design kommen, wenn Sicherheit grundsätzl­ich im „Unternehme­nsdesign“verankert wird.

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