Durchbruch ruch für digitaless Lernen
Gefragt sindd flexible, passgenauee Trainings
Weiterbildungsangebote wandeln sich vom Lernen auf Vorrat hin zu einem Wissenserwerb, bei dem Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mithilfe smarter Tools und individuell zugeschnittener Inhalte bestmöglich in ihren Aufgaben unterstützt werden. Besonders interessant daran ist, dass genau dann gelernt werden kann, wenn das Know-how benötigt wird.
Die Coronakrise ist ein guter Zeitpunkt, um diese neuen Tools einzuführen. Schließlich zeigen sich ihre Vorteile jetzt besonders deutlich, weil viele Mitarbeiter im Home Office sind und Weiterbildung nur eingeschränkt möglich ist. Mit dem Erfolg, der sich in den Pilotprojekten in der Regel schnell einstellt, schwinden die oftmals bestehenden Vorbehalte gegenüber den neuen Technologien. Folgende Trends zeichnen sich dabei ab:
Virtual und Augmented Reality
(VR und AR): emotional und unmittelbar
VR-Technologie kommt zunehmend nicht nur in Anwenderschulungen für Maschinen, sondern auch im Training von Soft Skills zum Einsatz. Mit einer VR-Brille kann der Mitarbeiter in eine Szene aus seinem Arbeitsalltag schlüpfen und aus vorgegebenen Möglichkeiten auswählen, wie er beispielsweise auf einen verärgerten Kunden reagiert. Auf seine Entscheidung hin tritt wiederum der virtuelle Kunde in Aktion.
Ein solch realistisches und interaktives Lernszenario erhöht die emotionale Einbindung beim Online-Lernen. Im Vergleich zu Klassenraumtrainings, bei denen beispielsweise mit Rollenspielen gearbeitet wird, lassen sich die
Lektionen skalieren und zu jeder Zeit und von jedem Ort aus flexibel absolvieren. Hinzu kommt: Nehmen viele Mitarbeiter an den Trainings teil, kann durch eine Auswertung der Daten erkannt werden, ob zum Beispiel diejenigen Mitarbeiter mit den höchsten Umsatzzahlen auch im Training gute Ergebnisse erzielen, oder ob der Inhalt hier vielleicht angepasst werden sollte.
Der Einsatz von Augmented Reality wiederum, etwa für die Wartung von Maschinen, zeigt, was Lernen in Echtzeit bedeutet: Während ein Mitarbeiter eine Maschine repariert, wird ihm zum Beispiel eingeblendet, welche Fehler auftreten und welche Maßnahmen er ergreifen muss, um den Fehler vor Ort zu beheben.
Learning Experience Platforms: Netflix fürs Lernen
Diese Plattformen werden als Netflix für das Lernen bezeichnet, weil sich hier die digitalen Lerninhalte für den Nutzer übersichtlich und ansprechend präsentieren lassen. Gleichzeitig sorgen sie mit zugespielten Inhalten und Empfehlungen dafür, dass die Kurse immer besser auf den Einzelnen zugeschnitten werden. Dazu werden die Erfahrungen und Urteile aller Nut
zer gesammelt und ausgewertet. Noch einen Schritt weiter gehen adaptive Plattformen. Bei ihnen wird zum Beispiel die Aufbereitung der Inhalte an die Vorlieben verschiedener Lerntypen angepasst, die zuvor ermittelt wurden. So sieht der eine Lernende mehr Grafiken und Bilder, der andere wird in Quizform abgefragt oder zur Interaktion mit anderen Teilnehmern aufgefordert. Oder es wird gezielt der Wissensstand der lernenden Person abgefragt und daraufhin der Inhalt eines Kurses angepasst.
Mittlerweile gibt es sogar eine – ursprünglich für die akademische Aus- und Fortbildung von Kinderärzten in den USA entwickelte – Plattform, die innerhalb einzelner Lernsequenzen auf das Niveau der Lernenden reagiert, um das Lernen besonders effizient zu machen.
Soziale Interaktion: mehr Passgenauigkeit und Glaubwürdigkeit
Immer mehr Bedeutung gewinnt auch der Austausch der Fortzubildenden untereinander. Learning Experience Platforms bieten dafür besondere Funktionen. Beispielsweise können die Nutzerinnen und Nutzer ihren Peers in Chats und Themen-Channels Inhalte empfehlen, teilen, bewerten sowie Experten und Mentoren zu bestimmten Themengebieten finden. Mitarbeiter können auch bestimmte ThemenChannels abonnieren. Das sorgt unter anderem dafür, dass der Arbeitgeber genau die Inhalte verbreitet, die den Mitarbeitern weiterhelfen.
Je besser die Bewertung eines Beitrags, desto weiter oben wird er in einer Treffersuche angezeigt. Das erhöht die Glaubwürdigkeit der Inhalte, da hier diejenigen urteilen, die sich mit dem Thema definitiv auskennen. Wichtig ist dabei aber, den Austausch auf der Plattform durch Moderatoren aktiv anzustoßen und die Mitarbeitenden immer wieder zum Mitmachen zu motivieren. Inhalte nur bereitzustellen reicht in der Regel nicht aus.
Digital Adoption Platforms: per Walkthrough durch die Anwendung
Insbesondere beim Thema Softwareschulung macht eine neue Technologie von sich reden, mit der die Zukunftsvision vom Training on the Job Wirklichkeit wird: die sogenannten Digital Adoption Platforms. Mit ihrer Hilfe werden die Nutzer in Echtzeit durch ein Softwareprogramm oder eine App geführt. Ein eigens für die jeweilige Applikation erstellter Ratgeber, der wie ein Layer über die Software gelegt wird, erklärt den Anwendern, was genau in diesem Moment zu tun ist beziehungsweise welche verschiedenen Möglichkeiten er oder sie hat. Damit erübrigt sich der umständliche Blick ins Handbuch oder ins Intranet.
Die Vorteile liegen auf der Hand: Es sind weniger Schulungen im virtuellen Klassenraum oder vor Ort nötig. Die Software wird effektiver eingesetzt, die Mitarbeiter aus dem Support werden entlastet, und es braucht auch keine Kollegen mehr, die den neuen Mitarbeitern den Weg durch das ERP-System, die Personal- oder die Collaboration-Software weisen.
Sinnvoll sind solche digitalen „Walkthroughs“nicht nur für Anwendungen. Als Schritt-fürSchritt-Anleitung können sie die Mitarbeiter durch alle möglichen Arten von Prozessen führen. Beispielsweise ist so eine bessere Unterstützung des Kundensupports möglich, oder der Onboarding-Prozess für neues Personal wird standardisiert und vereinfacht. Auch neue Führungstechniken lassen sich in einer verständlichen Anleitung darstellen.
Um bestmöglich von der Einführung von Digital Adaption Platforms zu profitieren, die derzeit Unternehmen wie Userlane, SAP oder tts
verstärkt anbieten, sollten Betriebe diese mit einem ganzheitlichen Konzept und von einer zentralen Stelle aus implementieren.
User Generated Content: schneller Austausch unter Kollegen
Idealerweise können Mitarbeiter in nur wenigen einfachen Schritten selbst Inhalte, etwa in Form von Videos oder Schritt-für-Schritt-Anleitungen, erstellen. Das beschleunigt den Austausch innerhalb einer Organisation und führt automatisch dazu, dass sich diese an Fragen und Bedürfnissen aus den Reihen des Unternehmens anlehnen.
Wichtig ist, dass die Schwelle zur Produktion der selbsterstellten Inhalte möglichst niedrig ist – dass Videos zum Beispiel einfach mit der Laptop- oder der Smartphone-Kamera aufgenommen werden können. Insbesondere an diesem Punkt stellt sich Firmen häufig die Frage, ob sie die Beiträge ihrer Mitarbeiter vor der Freischaltung für Dritte überprüfen sollten. Bedenken an dieser Stelle sind verständlich, in der Regel jedoch zahlt sich das Vertrauen in die Beschäftigten aus.
Externer Content: in kleinen Häppchen und stets aktuell
Externe Lernplattformen wie LinkedIn Learning und Udacity ermöglichen es Unternehmen, stets auf aktuelle Lerninhalte, etwa zum Thema Künstliche Intelligenz, Digitalisierung oder Blockchain, zuzugreifen. Damit versprechen sie Firmen Hilfe bei der Mammutaufgabe, ganze Kohorten von Mitarbeitern schnell, qualitativ hochwertig und möglichst kostengünstig für den digitalen Wandel zu qualifizieren.
Angeboten werden berufsbegleitende Weiterbildungen und Studiengänge, die sich streng bedarfsorientiert in kleinen Einheiten absolvieren lassen. Weitere Vorzüge sind der starke
Praxisbezug und das schnelle Feedback, das die Lernenden von den Online-Tutoren erhalten. Obwohl das didaktisch gut gemachte Online-Lernen viel Zuspruch erfährt, waren und sind die Abbrecherquoten beim reinen OnlineLernen nach wie vor recht hoch.
In den Firmen setzt sich daher der Ansatz durch, die Lernenden in längeren Weiterbildungskursen durch regelmäßige Vor-Ort-Veranstaltungen zu unterstützen. Auch im Bereich externer Lerninhalte entwickelt sich das Angebot ständig weiter. Mittlerweile sind Unternehmen bei der Auswahl der Kurse nicht mehr auf die Zusammenarbeit mit einem oder mehreren ausgewählten Online-Anbietern beschränkt. Sogenannte Content-Kuratoren wie Go und Anders Pink stellen die von einem Unternehmen gewünschten Lerninhalte auch plattformübergreifend zusammen. Das ermöglicht Arbeitgebern einen flexiblen und einfach zu verwaltenden Zugang zu aktuellen Inhalten aus unterschiedlichsten Bereichen. Einzelne Anbieter sind hingegen oft auf bestimmte Themenbereiche wie Technologie, Sprachen oder soziale Kompetenzen spezialisiert.
Digitale Kompetenznachweise: Motivierende Zertifikate
Der Reiz der Weiterbildung steigt, wenn der Erfolg auch nachgewiesen werden kann. Zunehmend gibt es daher für die absolvierten Online-Schulungen Zertifikate, sogenannte Micro Degrees oder Badges, die die Mitarbeiter zum Beispiel bei LinkedIn und in anderen Netzwerken teilen. So können sie ihre Weiterbildungserfolge auch außerhalb ihres eigenen Betriebs zeigen. Auch bezüglich der Dokumenten-Echtheit hat sich einiges getan: In naher Zukunft wird ein Bewerber alle Zeugnisse und Abschlüsse – auch von Universitäten und Arbeitgebern – vollständig digital und validiert vorlegen können. Hier spielt die Blockchain-Technologie eine wichtige Rolle, die die Verifizierung der Abschlüsse ermöglicht.