Computerwoche

Was kann Windows Admin Center?

Mit dem Windows Admin Center (WAC) bietet Microsoft ein mächtiges Werkzeug für die Verwaltung der Windows-Betriebssy­steme. Wir zeigen, was das Tool kann und welche Vorteile sein Einsatz bietet.

- Von Frank-Michael Schlede, freier Journalist in Pfaffenhof­en an der Ilm, und Thomas Bär, freier Journalist in Günzburg

Besonders die gute und relativ nahtlose Anbindung an die Azure-Ressourcen macht das Verwaltung­s-Tool von Microsoft für Administra­toren interessan­t.

Das Angebot an Verwaltung­swerkzeuge­n, mit denen Administra­toren ihre Windows-Client- und Server-Systeme verwalten können, ist groß und nahezu unüberscha­ubar geworden. Die Spanne reicht von kostenlose­n Freeware- und Open-SourceTool­s bis hin zu hochpreisi­gen Enterprise­Lösungen der Hard- und Softwarean­bieter.

Die Windows-Server-Systeme werden schon lange mit dem Server-Manager ausgeliefe­rt, dessen Schwerpunk­t aber eher darauf liegt, Windows-Server grundsätzl­ich zu konfigurie­ren. Zwar ist auch möglich, mithilfe dieser Software mehrere Server über das Netz zu verwalten, insgesamt greifen die Systemprof­is dann aber doch lieber auf Werkzeuge aus der Microsoft System Center Suite zurück.

Wer allerdings einen Windows Server, beispielsw­eise in der Ausprägung 2016 oder 2019, neu installier­t und erstmals startet, wird nach dem üblichen Aufruf des Server-Managers einen Hinweis auf dem Desktop finden, dass er seine Server und auch seine Windows-Clients nun auch mit Hilfe der browserbas­ierten App Windows Admin Center verwalten kann. Wir haben uns angeschaut, wie dieses Werkzeug, das zunächst unter dem Codenamen „Project Honolulu“bekannt geworden ist, auf den Rechner gelangt, und wie der Admin damit arbeiten kann. Microsoft bezeichnet das Admin Center in der Dokumentat­ion unter anderem als die Weiterentw­icklung der bekannten, in den Windows-Systemen integriert­en Verwaltung­stools, wie Server-Manager und Microsoft Management Console (MMC).

Wie Admin Center auf den Rechner kommt

Wer dem von Microsoft angebotene­n Link zum Download des Admin Centers folgt, landet im „Windows Server Evaluation Center“, wo die Software in der Kategorie der Server-Testversio­nen zu finden ist. Das ist etwas missverstä­ndlich, handelt es sich bei dieser Lösung doch um eine Freeware-Version, die unbeschrän­kt und nicht nur 180 Tage verwendet werden kann. Dabei steht dieses Tool ausdrückli­ch auch für den produktive­n Einsatz zur Verfügung. Nach dem Herunterla­den einer nur circa 70 MB großen MSI-Datei kann die Software installier­t werden.

Der Anwender muss sich danach entscheide­n, wo er die Software installier­en will. Microsoft schlägt vier unterschie­dliche Szenarien für die Installati­on vor: direkt auf einem lokalen Client-Rechner unter Windows 10, auf einem sogenannte­n Gateway-Server mit Zugriff von den Clients, direkt auf einem der verwaltete­n Server im Netzwerk, beispielsw­eise dem Mitgliedsk­noten eines Clusters oder als Bereitstel­lung auf einem Failover-Cluster.

Während sich die Installati­on auf einem lokalen Windows-10-Rechner, der selbstvers­tändlich über eine Verbindung zu den zu verwaltend­en Systemen verfügen muss, besonders für erste Tests und kleine Netzwerke eignet, dürfte die Installati­on auf einem Gateway-Server, auf den die Nutzer dann von den damit verbundene­n Clients zugreifen können, die von ITAbteilun­gen präferiert­e Methode sein. Wir haben die Software für diesen Bericht sowohl auf einem Window-10-System als auch auf einem Gateway-Server unter Windows Server 2019 installier­t und ausprobier­t. Unternehme­n, die einen Cluster oder auch einen Failover-Cluster betreiben, werden diese Art der Installati­on sicherlich vorziehen.

Lokal und mit der Azure-Wolke

Grundsätzl­ich kann ein Administra­tor mit dem WAC Systeme unter Server 2019, Windows Server 2016, Windows Server 2012 R2, Windows Server 2012, Windows 10 sowie Azure Stack HCI (Hyperconve­rged Infrastruk­tur) verwalten. Weitere Versionen können beispielsw­eise auch über in Domänen eingebunde­ne Windows10-Instanzen verwaltet werden, auf denen Windows Admin Center Gateway installier­t ist.

Der Zugriff auf das WAC erfolgt immer über einen Browser, wobei Microsoft hier den eigenen Edge- oder den Google-Chrome-Browser als „moderne Browser“empfiehlt. Wir haben im Testbetrie­b auf allen Windows-Systemen den aktuellen Edge-Browser eingesetzt, der ja auf Chromium aufsetzt. Dabei gab es weder bei der Darstellun­g noch bei den Zugriffen irgendwelc­he Probleme. Wer unbedingt Mozilla Firefox einsetzen will, der von Microsoft offiziell nicht für WAC unterstütz­t wird, kann in der Dokumentat­ion auf den Microsoft-Seiten immerhin einige Hinweise zu dessen Einsatz finden.

Das WAC-Gateway verwaltet die anderen Systeme mit Hilfe von Remote PowerShell und WMI (Windows Management Instrument­ation) über WinRM (Windows Remote Management). Das Gateway ist Teil des MSI-Installati­onspakets. Während es beim Zugriff auf aktuelle Windows-10- und Windows-Server2019-Systeme keinerlei Probleme und Einschränk­ungen gibt, verwendet das Windows Admin Center Features der PowerShell, die unter Windows Server 2012 und Windows Server 2012 R2 standardmä­ßig nicht zur Verfügung stehen.

Wer diese Systeme, von denen ja noch viele im Einsatz sind, mit WAC verwalten will, muss zuvor das Windows Management Framework (WMF) der Version 5.1 auf diesen Servern installier­en. Auch zur Verwaltung von Microsoft Hyper-V Server 2016 und Microsoft

Hyper-V Server 2012 R2 kann WAC verwendet werden. Für die Verwaltung von Windows Server 2008 R2 stellt Microsoft jedoch nur eine eingeschrä­nkte Funktional­ität bereit.

Auch wenn WAC als Weiterentw­icklung der bisherigen Tools zur Server-Verwaltung unter Windows gelten kann, gibt Microsoft zu, dass die Software zwar viele gängige Szenarien verwalten, aber nicht alle herkömmlic­hen MMCTools (Microsoft Management Console) vollständi­g ersetzen kann. Unter der Adresse „https://docs.microsoft.com/de-de/windowsser­ver/manage/windows-admin-center/use/ manage-servers“stellt der Softwareko­nzern eine genaue und detaillier­te Auflistung aller Tools vor, die im Windows Admin Center enthalten sind.

Startet ein Administra­tor das WAC, findet er in der übersichtl­ichen Oberfläche im Browser neben der allgemeine­n Übersicht über die mit

dem Werkzeug verbundene­n Systeme alle grundlegen­den Einstellun­gen und Konfigurat­ionsparame­ter wieder: Das reicht von Active Directory über Backup und Standarddi­enste wie DHCP und DNS bis hin zur PowerShell (hier gibt es auch bereits vorkonfigu­rierte Skripte, die ein Administra­tor einsetzen kann) und den virtuellen Computern/Switches auf den Systemen. In der generellen Übersicht stehen dem Administra­tor neben dem aktuellen Status von CPU, Arbeitsspe­icher und Netzwerk auch gängige Möglichkei­ten wie Neustart oder Herunterfa­hren eines Servers zur Verfügung. Dass dieses Tool von

Microsoft für die eigenen Systeme und IT-Umgebungen entwickelt wurde, zeigt sich dann nicht zuletzt auch daran, wie weitreiche­nd die Funktionen sind, die zur Verbindung mit Azure-Hybrid-Diensten zur Verfügung gestellt werden.

So können Administra­toren mithilfe der Software sowohl virtuelle Computer schützen als auch eine cloudbasie­rte Sicherung und Notfallwie­derherstel­lung betreiben. Dabei gelang es uns im Test problemlos, neben der Verbindung zu den lokalen Systemen in unserem Testnetzwe­rk auch eine Verbindung zu den hybriden Azure-Diensten aufzubauen und mittels Azure Backup eine Sicherung unserer Windows-Server-2019-Instanz in der Cloud vorzunehme­n. Zu den weiteren Möglichkei­ten, die WAC als hybride Lösung zur Verfügung stellt, zählt die Erweiterun­g der lokalen Kapazitäte­n in Azure hinein. Die Netzwerkve­rbindungen mit und in Azure kann der Nutzer ebenfalls einfach ansteuern.

Insgesamt ist die Integratio­n so gestaltet, dass ein Systembetr­euer einfach zwischen lokalen und Azure-Ressourcen hin- und herwechsel­n kann, sofern er vorher eine Verbindung zu seinem Cloud-Bereich aufgebaut hat. So kann der Admin dann eben auch die von Azure in der Cloud bereitgest­ellten Dienste nutzen, um seine IT-Infrastruk­tur damit zu verwalten. Dazu stehen den IT-Fachleuten in der Oberfläche Hyperlinks zum Azure-Portal zur Verfügung, sodass sie sich die verbundene­n AzureResso­urcen plus eine Ansicht der eigenen Hybridumge­bung anzeigen lassen können.

Definitiv einen Blick und Versuch wert

Wir haben in den letzten Jahren bereits eine ganze Reihe von Werkzeugen angeschaut und ausgeteste­t, die dem Administra­tor bei der Verwaltung seiner Systeme zur Hand gehen. So war unsere erste Reaktion auf diese Software im Browser zunächst auch wenig euphorisch, Unterschie­de zu anderer Software dieser Art waren kaum erkennbar. Doch bei näherer Betrachtun­g zeigte sich dann, dass die Entwickler aus Redmond hier gute Arbeit geleistet haben beziehungs­weise immer noch leisten, denn die Software entwickelt sich konstant weiter. Das betrifft ganz besonders die gute und relativ nahtlose Anbindung an die AzureResso­urcen.

Gerade noch rechtzeiti­g stand uns zu Beginn der Testphase Version 2009 des Admin Centers zur Verfügung. Wer sich – wie wir zunächst auch – über die Bezeichnun­g wundert: Das bedeutet nicht etwa, dass es sich um alte Software handelt, sondern Microsoft nennt es das Release „Twenty oh-nine“für das Jahr und den Monat, in dem dieses Release zur Verfügung gestellt wurde. Es gibt bei Microsoft anscheinen­d eine eigene Abteilung für derart verwirrend­e Versionsbe­zeichnunge­n, denn auch bei den Windows-10-Releases werden diese ja immer in rascher Folge (auf Version 2004 folgt nun 20H2) geändert.

Aber abgesehen von der merkwürdig­en Nomenklatu­r bietet diese neue Ausprägung des Admin Centers eine Reihe von Verbesseru­ngen

und Erweiterun­gen. So können Anwender, die die hyperkonve­rgente Clusterlös­ung Azure Stack HCI (Hyperconve­rged Infrastruc­ture) für das Hosting von virtualisi­erten Windows-/ Linux-Workloads und Speicher-Ressourcen in einer lokalen Hybridumge­bung nun auch auf die Azure-Kubernetes-Dienste zurückgrei­fen (https://azure.microsoft.com/en-us/blog/gainit-efficiency-for-windows-server-with-new-azure-innovation/). Insgesamt haben die Entwickler mit diesem Release die Möglichkei­ten zur Verwaltung von Containern deutlich verbessert und erweitert. Administra­toren können jetzt nicht nur Images erzeugen, sondern auch Container-Features installier­en und die Container direkt ausführen.

Zudem wurden auch die Tools für die Verwaltung von virtuellen Maschinen und für SMB-Dateifreig­aben (Server Message Block) verbessert und erweitert. Mit dieser Version des WAC ist es für die Systembetr­euer nun auch möglich, die Live-Store-Migration der virtuellen Maschinen vorzunehme­n oder eine VM zu klonen. Die Anzeige der Dateifreig­aben auf dem jeweiligem System wurde jetzt in den Bereich Datei verlegt, und die Anzeige der Dateifreig­aben zeigt dem Nutzer in dieser Version auch weitere Informatio­nen zu den lokalen und UNC-Pfaden (Uniform Naming Convention) in der Übersicht an.

Erweiterun­gen für Partnerlös­ungen

Besondere Erweiterun­gen für die Lösungen von Partnerunt­ernehmen wie Dell EMC PowerPath oder HPE OneView (als Preview) und HPE Storage Manager gehören ebenfalls zu dieser aktuellen WAC-Version. Die Möglichkei­t, die Fähigkeite­n und Features durch Erweiterun­gen von Drittanbie­tern zu ergänzen, ist ein weiteres Argument, das für diese Software spricht.

Wer in seinem Unternehme­n Windows-Server und -Clients verwalten muss und noch keine Lösung dafür im Einsatz hat, sollte unbedingt einen Blick auf das kostenlose Tool Windows Admin Center werfen. Es ist schnell und leicht installier­t, gut zu bedienen und bietet eine breite Unterstütz­ung für Verwaltung und Betrieb der Windows-Systeme. Ein Pluspunkt ist auch die Tatsache, dass diese Software konstant weiterentw­ickelt wird. IT-Profis können darauf bauen, dass auch die kommenden technische­n Entwicklun­gen bei den WindowsBet­riebssyste­men durch dieses Werkzeug abgedeckt werden.

Wer gemischte Umgebungen mit Linux-Servern im Netzwerk hat, wird sich die Frage stellen, ob es irgendwann möglich sein wird, auch diese mit dem WAC zu verwalten. Microsoft schreibt dazu auf seiner Webseite, dass es entspreche­nde Kundennach­fragen gebe und man sich mit diesen Möglichkei­ten beschäftig­e. Einen konkreten Zeitplan gebe es aber noch nicht. In diesem Zusammenha­ng wird auch die Möglichkei­t angedeutet, dass es dann nur eine Unterstütz­ung geben könnte, die sich auf eine Konsolenve­rbindung dieser Systeme über SSH (Secure Shell) beschränkt.

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Ein flexibles Tool für die Server-Verwaltung Aufbau und Architektu­r des Windows Admin Center zeigen sich übersichtl­ich und nachollzie­hbar.
 ??  ?? Überblick über vorhandene Verbindung­en: Wurden bereits Systeme eingebunde­n, so zeigt das Windows Admin Center diese beim Start an.
Überblick über vorhandene Verbindung­en: Wurden bereits Systeme eingebunde­n, so zeigt das Windows Admin Center diese beim Start an.
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 ??  ?? Das Windows Admin Center bietet eine Reihe von Möglichkei­ten, direkte Verbindung­en zu Azure-Diensten aufzubauen und zu nutzen.
Das Windows Admin Center bietet eine Reihe von Möglichkei­ten, direkte Verbindung­en zu Azure-Diensten aufzubauen und zu nutzen.
 ??  ?? Ein Beispiel für die Arbeit mit einem Azure-Dienst: Backup des Systemstat­us eines Windows Servers direkt in einem gesicherte­n Speicherbe­reich.
Ein Beispiel für die Arbeit mit einem Azure-Dienst: Backup des Systemstat­us eines Windows Servers direkt in einem gesicherte­n Speicherbe­reich.

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