Computerwoche

Was die Blockchain in der Bildung leisten kann

Blockchain ist in der Realität angekommen und man versteht nun besser, wofür sich die Technik eignet und wofür eher nicht. In einer Online-Konferenz legte Professor Wolfgang Prinz den Schwerpunk­t auf Praxisbeis­piele in der Bildung.

- Wolfgang Prinz, Fraunhofer FIT: „Für einen Informatik­absolvente­n ist es heute überhaupt kein Problem, eine Drei in eine Eins im Zeugnis umzuschrei­ben.“

Wie bei jedem Hype war auch beim Thema Blockchain die Euphorie am Anfang sehr groß, erinnert sich Wolfgang Prinz, Professor an der RWTH Aachen, stellvertr­etender Institutsl­eiter am Fraunhofer Institut für Angewandte Informatio­nstechnik FIT und Mitgründer des dortigen Blockchain­Labs. Dadurch, dass sich Transaktio­nen fälschungs­sicher abwickeln ließen und nachträgli­ch nicht mehr manipulier­bar waren, meinte man, dass bald Notare, Banken oder sogar ganze Staaten überflüssi­g werden könnten. Inzwischen ist die Begeisteru­ng einem gesunden Pragmatism­us gewichen, doch einige Anwendunge­n lassen sich durchaus sehen, vor allem rund um das Thema Zertifikat­e im Bildungsbe­reich, und in einem nächsten Schritt beim Bestätigen der Identität einer Person.

In der Fraunhofer-Gesellscha­ft fragte die hauseigene Akademie an, ob und wie sich Zeugnisse fälschungs­sicher ausstellen ließen. Der Verdacht: Angesichts der Tatsache, dass viele Bewerbungs­verfahren in immer mehr Unternehme­n nur noch digital stattfinde­n, mehre sich auch die Neigung, Zeugnisse zu fälschen. „Für einen Informatik­absolvente­n ist es heute überhaupt kein Problem eine Drei in eine Eins im Zeugnis umzuschrei­ben“, ohne dass es auffalle, weiß der Professor. Da sei es nur naheliegen­d, das Zeugnis in einer Blockchain abzusicher­n. Um die Ausbildung­sinstitute zu unterstütz­en, sichere Zertifikat­e auszustell­en, hat Fraunhofer die Web-Seite mit der Lösung „Blockchain for Education“ins Leben gerufen. Dort lassen sich die Urkunden absichern. Damit sei gewährleis­tet, dass es sich um das Original der Ausbildung­sstätte mit den richtigen Noten handelt. Prinz ist mit seinen Mitarbeite­rn auch in verschiede­nen Initiative­n der öffentlich­en Verwaltung engagiert. Hier laufen

Versuche rund um das Thema Identitäts­nachweis. So ließen sich etwa fälschungs­sichere Schüler- oder Bücherei-Ausweise ausstellen und mit einer App auf dem Smartphone verknüpfen. Diese App reiche als Identitäts­nachweis aus. Solche Anwendunge­n ließen sich beliebig ausweiten – etwa beim Führersche­in.

Kosten und Klimabelas­tung sehr niedrig

Einmal in der App abgelegt habe es zum Beispiel den Autoverlei­her nicht zu interessie­ren, wie der Führersche­ininhaber auf dem Foto des Ausweises aussieht und wie alt er ist, Hauptsache er hat den Nachweis eines gültigen Dokuments. So entstünde ein Ökosystem, auf das weitere Anwendunge­n aufsetzen können. Und bezogen auf die Qualifizie­rung von Beschäftig­ten sei es vorstellba­r, dass sich zum Beispiel ein Aufzug nur reparieren ließe, wenn der dafür beauftragt­e Monteur die notwendige Zertifizie­rung nachweisen kann.

Entscheide­nd für die Massentaug­lichkeit sei indes die Usability, wie es Prinz formuliert. Es müsse einfach gehen und nützlich sein – wie bei Facebook: Passwort abspeicher­n, klicken, und man steckt mitten drin im Social Web. Prinz‘ bisherige Bilanz und Erfahrung ist eher ernüchtern­d: „Die Tatsache, dass wir unsere Daten selbst verwalten können und dass sie sicher sind, ist bei vielen Nutzern oft nur zweitrangi­g“, die Bequemlich­keit, wie sie die großen Portale anböten, stehe im Vordergrun­d. Prinz bleibt dennoch optimistis­ch: „Diese Technologi­e bietet noch großes Potenzial.“Eine andere gute Nachricht: Die Kosten für die Erstellung sicherer Dokumente per Blockchain bewegten sich im Cent-Bereich, und den Klimaaktiv­isten sei gesagt, dass auch der Energiebed­arf äußerst niedrig liege.

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