Für den Digitalisierungsschub: Weiterbildung – jetzt erst recht!
Volker Gruhn, Gründer von Adesso und Hochschullehrer für Software Engineering, spricht sich in diesem Kommentar für die berufliche Weiterbildung in der Digitalwirtschaft aus.
Mehr denn je braucht es einen massiven Ausbau unserer Weiterbildungslandschaft – für neue Qualifikations- und Zukunftsprofile von Fach- und Führungskräften in der Wirtschaft. Dynamik und Innovationsgeschwindigkeit in der Digitalisierung sind hoch, die Technologieentwicklung verläuft exponentiell, und das Wissen der Beschäftigten hinkt hinterher. Viele Firmen wissen auch gar nicht, welche Qualifikationsprofile sie in Zukunft benötigen werden, um Digitalisierung und Innovation voranzutreiben.
Lebenslanges Lernen: so aktuell wie nie!
Laut der Berufsfeldstudie 2020 des Bundesverbands der Personalmanager (BPM) schränkt jedes zweite Unternehmen seine Bildungsbudgets ein, bei den Großunternehmen gar über 60 Prozent. Für den erwünschten Digitalisierungsschub unserer Gesellschaft ist dies das falsche Signal. Gerade in der Krise darf an Weiterbildung nicht gespart werden. Dazu ist der Bedarf unserer Wirtschaft am richtigen Know-how einfach zu groß. Jeder zweite Personaler konstatiert Fortbildungsbedarf zur Digitalisierung. Hinzu kommt: Beschäftigte können aufgrund der Wirtschaftssituation ihre Zeit flexibler einteilen. Es ist das Gebot der Stunde, diese Zeit sinnvoll in wettbewerbsentscheidende Weiterbildung zu investieren.
Die Politik hat das schon im Frühjahr erkannt und mit dem „Arbeit-von-morgen-Gesetz“Anreize für Firmen geschaffen, um die Phase der Kurzarbeit zu nutzen und in Fortbildungsmaßnahmen ihrer Mitarbeiter zu investieren. Welche Formate sich die Beteiligten wünschen, zeigt die Bitkom-Umfrage „Weiterbildung 2025“. Demnach bevorzugen Unternehmen wie Beschäftigte einen Mix aus Präsenz- und Onlinekursen. Dieser ist ideal für unsere Arbeitswelt, die gerade von Kurzarbeit gezeichnet ist und künftig noch stärker von Home Office, Remote Work und flexibler Zeiteinteilung geprägt sein wird. Eine Rückkehr zur Präsenzkultur im Bildungsbereich scheint auch nach Corona höchst unwahrscheinlich.
Dafür sind die Vorteile zu überzeugend: Mit hochwertigen Online-Trainings können Unternehmen in Weiterbildung investieren und dabei Reisekosten einsparen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wiederum können ihre Fortbildung flexibel, eigenverantwortlich und zeitsparend organisieren – auch parallel zum Tagesgeschäft. Das sind Punkte, die die Befragten in der Bitkom-Studie hervorhoben. Attraktive Trainings sind auch ein Pfund, um die besten Köpfe für sich zu gewinnen und langfristig an das Unternehmen zu binden.
Um den Unternehmen Weiterbildung schmackhaft zu machen – auch denen, die derzeit auf die Kostenbremse treten müssen –, sollten sich die Inhalte an höchsten Qualitätsansprüchen orientieren. Gerade für Fach- und Führungskräfte der Digitalgesellschaft müssen Lerninhalte zum E-Learning zur Verfügung gestellt werden, die qualitativ hochwertig und didaktisch überzeugend aufbereitet sind: ein anspruchsvolles Re- und Up-Skilling nach State of the Art für die Digitalisierungsexperten der Zukunft. Nur so können sich langjährig tätige Softwareentwickler dafür begeistern, sich neben dem Job zum Java- oder Python Developer, Data Scientist, Fintech Engineer oder Customer Success Specialist weiterqualifizieren zu lassen. Firmen sind gut beraten, sich mit Bildungsträgern zusammenzutun, die über das Wissen, die Trainer, die Methoden und die Plattformen von morgen verfügen.