Deutsche Bank verkauft IT-Tochter
Die Deutsche Bank gibt ihre IT-Tochter Postbank Systems AG für den Betrag von einem symbolischen Euro an Tata Consultancy Services (TCS) ab. Die Frankfurter wollen so viel Geld für Personalabbau und Abfindungen sparen.
Im Zuge des laufenden Restrukturierungsprogramms wird Postbank Systems zum Preis von einem symbolischen Euro an IT-Dienstleister Tata Consultancy Services (TCS) abgegeben. 1.500 Mitarbeiter wechseln unter das Dach der Inder.
Postbank Systems verantwortete zuletzt als interner Dienstleister das Projektund Anwendungsmanagement sowie den Infrastrukturbetrieb für die mittlerweile in den Konzern integrierte Marke Postbank und weitere Tochtergesellschaften der Deutschen Bank. Um im Zuge der Zusammenlegung Kosten zu senken, wechseln nun 1.500 Beschäftigte von Postbank Systems zu TCS.
Mit dem Kauf bauen die Inder ihre Präsenz in Deutschland erheblich aus. „Wir freuen uns, unsere langjährige Partnerschaft mit der Deutschen Bank zu vertiefen, zu ihrer digitalen Transformation beizutragen und uns mit weiteren Fähigkeiten im Bankbereich zu verstärken“, wird N. G. Subramaniam, Chief Operating Officer (COO) bei TCS, in einer Pressemitteilung zitiert.
Darin äußert sich auch Bernd Leukert, Technologievorstand der Deutschen Bank und zuvor Entwicklungschef der SAP: „Im Zuge des Aufbaus eines zentralen Technologiebereichs in der Bank konsolidieren wir auch die IT-Systeme unserer Marke Postbank auf die Plattform der Deutschen Bank“, sagt Leukert und nennt den langjährigen Dienstleistungspartner TCS einen „idealen Eigentümer für Postbank Systems“. Der Verkauf sei für alle Beteiligten von Vorteil. Die Mitarbeiter von Postbank Systems bekämen Klarheit und könnten Teil der Erfolgsgeschichte von TCS werden.
Der Eigentümerwechsel soll zum Jahresende vollzogen werden, sobald die üblichen behördlichen Genehmigungen eingeholt wurden. Mit dem Deal kommt der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank, Christian Sewing, seinem Ziel näher, die im vergangenen Jahr angekündigte Restrukturierung voranzutreiben, die den Abbau von 18.000 Arbeitsplätzen – die Hälfte davon in Deutschland – vorsieht.
Laut der Nachrichtenagentur „Bloomberg“zahlt TCS für die Übernahme nur einen symbolischen Euro. Dennoch habe das kriselnde Geldhaus durch diesen Deal den großen Vorteil, nun kein Geld für Abfindungen zahlen zu müssen und den Mitarbeitern eine langfristige Arbeitsplatzperspektive geben zu können.
Redundanzen nach Postbank-Integration
Die Deutsche Bank hatte im Mai 2020 die bis dahin eigenständige Tochter Postbank AG vollständig integriert und muss nun versuchen, durch die Beseitigung von redundant besetzten Positionen Kosten zu senken. Im Zuge dessen fusionierten die jeweiligen IT-Organisationen, weshalb viele Funktionen der Postbank Systems nicht mehr gebraucht werden.
Bei TCS sind die 1.500 Mitarbeiter nun unter das Dach eines der weltgrößten IT-Dienstleisters geschlüpft: Die Inder beschäftigen weltweit 450.000 Mitarbeiter und schreiben einen Jahresumsatz von 22 Milliarden Dollar. Im Jahr 2008 hatte TCS für 505 Millionen Dollar die in Indien ansässige Back-Office-Einheit der Citigroup übernommen, die laut Bloomberg heute bereits mehr als 100 deutschen Unternehmen Geschäftsprozess-Services anbietet.
N.G. Subramaniam glaubt, dass die Mitarbeiter der Postbank Systems mit ihrem BankingKnow-how interessante Skills mitbringen, die TCS für den weiteren Ausbau des ohnehin starken Geschäfts in Deutschland nutzen könne. „Wir sehen in unseren Gesprächen mit kleineren und mittleren Banken in Deutschland schon jetzt jede Menge Chancen.“