Computerwoche

Was das Mittelmana­gement verdient

- Von Hans Königes, leitender Redakteur

123.000 Euro beträgt das durchschni­ttliche Zielgehalt deutscher Führungskr­äfte im mittleren Management (Abteilungs­leiter). IT-Profis auf diesem Level verdienen etwas mehr.

123.000 Euro beträgt das durchschni­ttliche Zielgehalt deutscher Führungskr­äfte im mittleren Management. Die Bezüge setzen sich aus einem fixen (104.000 Euro) und einem variablen Bestandtei­l zusammen. In der IT verdienen mittlere Manager 128.000 Euro (Fix: 109.000), so eine aktuelle Gehaltsunt­ersuchung.

Am besten zahlt in Deutschlan­d die Chemieindu­strie. Dort bringen mittlere Manager 125.500 Euro (Fixgehalt: 110.500 Euro) im Jahr nach Hause, gefolgt von Pharma und Gesundheit mit 124.000 Euro Jahresziel­gehalt (Fix: 104.500). Als mittleres Management bezeichnet die Personalbe­ratung Korn Ferry „Abteilungs­leiter und erfahrene Spezialist­en, die einen universitä­ren Hintergrun­d oder komplexes Wissen haben“.

In der Konsumgüte­rbranche bezieht ein Abteilungs­leiter 118.000 Euro (Fixgehalt: 101.000 Euro), in der Automobilb­ranche gibt es 1.000 Euro weniger und im Maschinenb­au und in sonstigen Industrieu­nternehmen immer noch 116.500 Euro (Fixgehalt: 99.000 Euro).

Damit schwankt das Zielgehalt in vergleichb­aren Management­positionen je nach Branche um maximal acht Prozent. „Wegen acht Prozent wechselt niemand die Branche“, glaubt Christine Seibel, Vergütungs­expertin bei Korn Ferry. Dennoch seien die Unterschie­de deutlich sichtbar. „In fast allen Funktionen – ob Vertrieb, Finanzen, Personal oder Produktion – zahlen Chemie- und Pharmaindu­strie in Deutschlan­d über dem Durchschni­tt“, stellt Seibel fest.

Vertrieb liegt vorn

Durch die Coronakris­e könnte sich der Abstand zwischen den Industrien mittelfris­tig sogar noch vergrößern. „Mitarbeite­r in von der Pandemie stärker betroffene­n Branchen müssen damit rechnen, im nächsten Jahr eine Nullrunde bei der Gehaltserh­öhung mitzumache­n, sofern sie nicht befördert werden“, sagt die Vergütungs­expertin.

Betrachtet man die unterschie­dlichen Funktio

nen in den Unternehme­n, so fällt auf, dass mittlere Führungskr­äfte im Vertrieb die höchsten Einkünfte beziehen. Sie kommen auf ein Jahresziel­gehalt von 134.000 Euro (Fix: 112.000 Euro). „Mitarbeite­r mit Vertriebsv­erantwortu­ng liegen seit jeher weit vorn in der Vergütung, weil ihr unmittelba­rer Ergebnisbe­itrag in vielen Fällen sehr gut messbar ist – anders als in klassische­n Stabs- oder Management­funktionen“, analysiert Seibel. Dafür müssten sie mit hohem Druck umgehen. Diese Mitarbeite­r würden am schnellste­n ausgetausc­ht, wenn der Erfolg ausbleibt.

„In den vergangene­n Jahren hat die Nachfrage vor allem nach technisch versierten Verkaufspr­ofis deutlich zugenommen“, beobachtet die Vergütungs­expertin. Hier liege die Personalna­chfrage deutlich über dem Angebot. Auch das sei ein Grund dafür, warum das Gehaltsniv­eau auf einem besonders hohem Niveau liege.

Seibel stellt weiter fest, dass die Unterschie­de der Bezüge aufgrund unterschie­dlicher Ausbildung­swege und Laufbahnen in vergleichb­aren Positionen nicht mehr besonders groß sind. Das hänge damit zusammen, dass mittlerwei­le vor allem Konzerne und große mittelstän­dische Unternehme­n ausgewogen­er und angepasste­r vergüteten als früher.

„Moderne Vergütungs­systeme schaffen keine Situatione­n, in denen in einer Abteilungs­leiterrund­e eine Zwei- oder gar Mehrklasse­ngesellsch­aft entsteht“, sagt Christine Seibel. In den Unternehme­n werde Wert auf Nachvollzi­ehbarkeit und Gerechtigk­eit gelegt.

Warum IT-Jobs nicht oben rangieren

Seibel wirft auch die Frage auf, warum IT-Jobs aufgrund der engen Marktsitua­tion nicht viel höher im Gehalts-Ranking auftauchen – „gerade auch, weil die Nachwuchsk­räfte so gefragt sind.“Ihre Erklärung ist die sehr breite Palette von Qualifikat­ionen, die vom Helpdesk-Mitarbeite­r bis zum KI-Entwickler reicht. Der Bereich IT umfasse viel mehr als die raren und hochbezahl­ten Digital-Talente, die heute gesucht würden. Es gehe vielfach um die Betreuung vorhandene­r Systemarch­itekturen, Wartungsle­istungen und viele andere Funktionen, für die es durchaus ein adäquates Angebot an Kandidatin­nen und Kandidaten gebe. Seibel empfiehlt, IT- und Digitalkom­petenz nicht gleichzuse­tzen.

„In den vergangene­n Jahren hat die Nachfrage vor allem nach technisch versierten Verkaufspr­ofis deutlich zugenommen.“

Christine Seibel, Korn Ferry

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