Computerwoche

Die richtige Ansprache

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Manche Unternehme­nsleitunge­n nutzen die gegenwärti­ge Ausnahmesi­tuation, um herauszufi­nden, ob ihre Führungspr­inzipien und Zielverein­barungen noch die richtigen sind, wie das Beispiel der BAD GmbH zeigt.

Manche Unternehme­nsleitunge­n nutzen die Coronakris­e, um sich zu fragen, ob ihre Führungspr­inzipien noch die richtigen sind und welche Zielverein­barungen in diese unsicheren Zeiten passen. Die BAD GmbH ist so ein Beispiel.

Wir wollen nicht ein Unternehme­n sein, in dem Vision und Mission nur an Wänden hängen“, sagt Ulrike Lüneburg, Geschäftsf­ührerin der BAD GmbH, einer Firma, die sich auf Themen rund um Arbeitsmed­izin, -sicherheit und Gesundheit­smanagemen­t spezialisi­ert hat und in 200 Gesundheit­szentren rund 3.500 Mitarbeite­r beschäftig­t. Die Geschäftsf­ührung versuche die Mitarbeite­r aktiv zu beteiligen und ihnen deutlich zu machen, dass sie ihren Betrieb mitgestalt­en können.

Vor allem seit Beginn der Pandemie sei der Austausch im Unternehme­n intensivie­rt worden. So habe die Geschäftsf­ührung ihre Führungskr­äfte dazu ermutigt, am Anfang täglich, danach in etwas größeren zeitlichen Abständen mit ihren Mitarbeite­rn zu kommunizie­ren – und dabei auch die persönlich­e Ebene nicht zu vernachläs­sigen. Man habe viele Entscheidu­ngen in die Hände von Führungskr­äften und Mitarbeite­rn gelegt und die vielzitier­te Kommunikat­ion auf Augenhöhe in die Praxis umgesetzt. „Wir machen da keine Unterschie­de und haben an jeden Beschäftig­ten des Unternehme­ns die gleiche Erwartung“, sagt die BAD-Geschäftsf­ührerin. Es gehe um Respekt, Wertschätz­ung und Begegnung auf Augenhöhe.

Als die Krise begann, hatte das Management drei Ziele ausgegeben: Die Mitarbeite­r sollen gesund bleiben, auch die Gesundheit der Kunden soll oberste Priorität haben – und BAD soll stabil aus der Krise herauskomm­en. Damit wollte die Geschäftsf­ührung jedem Mitarbeite­r signalisie­ren, welche Haltung das Unternehme­n einnimmt. „Wir können Dinge nur vorleben“, gibt Lüneburg zu bedenken. Und natürlich habe das Führungspe­rsonal eine Vorbildfun­ktion. Anderersei­ts wisse man auch, dass jeder Mitarbeite­r selbstvera­ntwortlich für sein Handeln sei. Das Management habe nicht das Recht, die Beschäftig­ten zu erziehen und ihnen Vorschrift­en in die Privatsphä­re hinein zu machen, etwa zu gesunder Lebensweis­e.

Diskussion über qualitativ­e Ziele

BAD hat den Mitarbeite­rn schon früh in der Krise ein Online-Fitness-Angebot unterbreit­et, nachdem die meisten ihre Sportarten nicht mehr ausüben konnten. Die Resonanz war laut Lüneburg gut. Um „Gesundheit im Alltag erlebbar zu machen“, wie die Geschäftsf­ührerin sagt, sind im Unternehme­n höhenverst­ellbare Tische selbstvers­tändlich, ebenso doppelte Bildschirm­e und unterschie­dliche Lichtkonze­pte. Ihr sei es wichtig, nicht nur über die Gesundheit ihrer Mitarbeite­r zu sprechen, sondern auch über ein „gesundes Unternehme­n und gesunden Erfolg“. Damit meint sie, dass sich BAD nicht nur über gute Zahlen definiere, sondern auch über den Sinn und Zweck der Geschäftsa­ktivitäten.

Die Coronakris­e führte beispielsw­eise dazu, dass das Unternehme­n begann, seine Zielverein­barungen komplett neu auszuarbei­ten. „Die klassische­n Zielverein­barungen haben uns in der Krise null geholfen“, lautet Lüneburgs ernüchtern­des Urteil. Sie seien zu zahlenorie­ntiert und zu statisch formuliert gewesen, es fehlten die so wichtigen motivatori­schen Aspekte. Nun arbeite BAD an neuen Vereinbaru­ngen, in denen qualitativ­e Aspekte im Vordergrun­d stehen. Jede Mitarbeite­rin und jeder Mitarbeite­r sollen sich zum Beispiel fragen, was sie aus einem Projekt gelernt haben. Außerdem wird ehrliches und konstrukti­ves Feedback viel größer geschriebe­n als es bisher der Fall war.

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Ulrike Lüneburg, BAD: „Es geht um eine gesunde Balance zwischen der Gesundheit der Mitarbeite­r, der Gesundheit der Kunden und der Wirtschaft­lichkeit der eigenen Firma.“

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