Computerwoche

EU-Staaten wollen digitale Überwachun­g ausbauen – Anbieter sollen Hintertüre­n in Verschlüss­elung einbauen

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Nach den jüngsten islamistis­chen Terroransc­hlägen in Frankreich und Österreich wollen die EU-Staaten Messenger-Dienste wie WhatsApp offenbar dazu zwingen, Hintertüre­n in die Verschlüss­elung der Kommunikat­ion ihrer Kunden einzubauen. Das geht aus einem unter Verschluss gehaltenen Entwurf das Ministerra­ts hervor. Einzelheit­en daraus sickerten an den Österreich­ischen Rundfunk (ORF) durch, der darüber berichtete.

In dem Papier mit dem Titel „Sicherheit durch Verschlüss­elung und Sicherheit trotz Verschlüss­elung“geht es darum, Anbieter wie Facebook/ WhatsApp zu verpflicht­en, Generalsch­lüssel bei europäisch­en Behörden zu hinterlege­n. Damit könnten Polizei und Geheimdien­ste jede Art der verschlüss­elten Kommunikat­ion knacken und mithören. Laut ORF soll der Entwurf im Eilverfahr­en durch die EU-Instanzen gepeitscht werden. Bereits Anfang Dezember könnte das Dokument der EU-Kommission vorliegen, mit dem Auftrag, eine entspreche­nde Verordnung auszuarbei­ten, die die Einzelstaa­ten dann umsetzen müssten.

Derweil laufen Datenschüt­zer Sturm gegen die Pläne. „Verschlüss­elung ist ein – um nicht zu sagen das wichtigste – Instrument für sichere Kommunikat­ion im Netz“, sagt Klaus Landefeld, stellvertr­etender Vorstandsv­orsitzende­r des eco Verbands. Neben Sicherheit und Datenschut­z stärke sie auch das Vertrauen der Nutzerinne­n und Nutzer in Internetdi­enste. „Ein Generalsch­lüssel für Messengerd­ienste würde das Grundprinz­ip dieses Instrument­s aushebeln und damit die digitale Kommunikat­ion aller Nutzerinne­n und Nutzer unsicherer machen.“Landefeld bezeichnet­e die Bekämpfung des internatio­nalen Terrorismu­s als wichtig. Das dürfe aber nicht auf Kosten der Sicherheit gehen. Vielmehr sollten sich die EU-Staaten in ihrer Terrorabwe­hrstrategi­e auf Schwachste­llen konzentrie­ren. Gerade der Anschlag in Wien habe eine mangelhaft­e Kommunikat­ion zwischen Behörden und Geheimdien­sten der unterschie­dlichen Mitgliedst­aaten offenbart.

 ??  ?? Hintertüre­n in der Verschlüss­elung von Messenger-Diensten konterkari­erten die IT-Sicherheit und manipulier­ten die komplexen Softwaresy­steme der Betreiber, kritisiert der stellvertr­etende Vorstandsv­orsitzende des Verbands der Internetwi­rtschaft eco, Klaus Landefeld. „Das steht in keinem Verhältnis zum noch unbewiesen­en Nutzen bei der Kriminalit­äts- und Terrorbekä­mpfung.“
Hintertüre­n in der Verschlüss­elung von Messenger-Diensten konterkari­erten die IT-Sicherheit und manipulier­ten die komplexen Softwaresy­steme der Betreiber, kritisiert der stellvertr­etende Vorstandsv­orsitzende des Verbands der Internetwi­rtschaft eco, Klaus Landefeld. „Das steht in keinem Verhältnis zum noch unbewiesen­en Nutzen bei der Kriminalit­äts- und Terrorbekä­mpfung.“

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