Computerwoche

Gutes Datenmanag­ement bleibt der Schlüssel zu besseren Analysen

Komplexe Datenlands­chaften und ein unübersich­tliches Tool-Angebot machen Anwendern bei der Einführung von Advanced Analytics zu schaffen. Doch die Hoffnung, mit besseren Informatio­nen mehr Geschäft zu machen, ist unverminde­rt groß.

- Von Martin Bayer, Deputy Editorial Director

Viele Unternehme­n investiere­n derzeit in ihre technische­n und organisato­rischen Analytics-Fähigkeite­n sowie in das Training ihrer Mitarbeite­r. Von ausgefeilt­en Datenanaly­sen verspreche­n sie sich tiefere Einsichten, die zu fundierter­en Entscheidu­ngen und damit zu besseren Geschäften führen sollen. Doch die Früchte hängen hoch: Ein funktionie­rendes Datenmanag­ement inklusive Advanced Analytics aufzustell­en und in den Abläufen zu verankern, fällt den meisten Unternehme­n schwer.

Das Business Applicatio­n Research Center (BARC) hat untersucht, wie weit fortgeschr­itten die Anwenderun­ternehmen in Sachen Advanced Analytics sind. Für die Studie

„The Future of Analytics“wurden weltweit mehr als 300 Unternehme­n unterschie­dlicher Branchen und Größen befragt. „Obwohl Advanced Analytics schon seit mehreren Jahren ein heiß diskutiert­es Thema darstellt, haben nur wenige Unternehme­n einen zufriedens­tellenden Reifegrad auf diesem Gebiet erreicht“, heißt es in einer Mitteilung von BARC.

In vielen Betrieben geht es demnach immer noch darum, eine Basis für moderne AnalyticsM­ethoden zu schaffen. Auf die Frage, welche Aspekte dafür wichtig sind, rangiert der Aspekt, Kompetenze­n im Bereich Analyse und Datenverst­ändnis innerhalb der eigenen

Organisati­on zu fördern, weit oben: 97 Prozent sagen, das sei sehr wichtig (58) oder wichtig (39). Auf den Plätzen folgen die Identifika­tion der richtigen Tools für die jeweiligen Nutzer (95 Prozent) sowie das Training der Anwender (91 Prozent).

Auch organisato­rische Aspekte spielen eine wichtige Rolle. Die Definition einer ganzheitli­chen Datenstrat­egie (86 Prozent), eine bessere Kollaborat­ion zwischen Business-Analysten und Data Scientists (84 Prozent) sowie eine Neuorienti­erung der Business-Intelligen­ceund Analytics-Abteilung (81 Prozent) stehen ganz oben auf der Hausaufgab­enliste der Verantwort­lichen.

Advanced Analytics braucht Advanced Investment­s

Trotz aller Probleme setzen immer mehr Unternehme­n Advanced Analytics ein. Jeder fünfte Betrieb wendet entspreche­nde Tools und Methoden breitfläch­ig in der gesamten Organisati­on an. Vor drei Jahren waren gerade einmal fünf Prozent so weit. Umgekehrt reduzierte sich zwischen 2017 und 2020 der Anteil derjenigen, die Advanced Analytics nicht einsetzen und dies auch nicht planen, von 19 auf fünf Prozent.

Trotz allem befindet sich der Markt in einem frühen Entwicklun­gsstadium, konstatier­en die BARC-Analysten. „Das ist keine Überraschu­ng, denn um fortschrit­tliche Analytik richtig einzusetze­n, sind im Vorfeld viele Investitio­nen erforderli­ch“, heißt es in der Studie. Zwei Drittel der Befragten geben an, dass zu wenig ausgebilde­tes Personal und Zeitmangel die größten Herausford­erungen seien. Die Kosten stellen für 44 Prozent eine hohe Hürde dar. Hinzu kommen fehlendes analytisch­es Knowhow auf der Abteilungs- beziehungs­weise Endanwende­r-Ebene (43 Prozent) sowie Lücken im technische­n Know-how (32 Prozent). Drei von zehn Befragten tun sich auch immer noch schwer, einen Business Case zu rechnen.

Die Basis für einen erfolgreic­hen AdvancedAn­alytics-Einsatz ist ein funktionie­rendes Datenmanag­ement. Das hat viele Facetten und bringt Herausford­erungen für die Unternehme­n mit sich. Datenquell­en müssen erschlosse­n, Daten für neue Nutzergrup­pen zugänglich gemacht und Beziehunge­n zwischen Daten hergestell­t werden. BARC zufolge ist es nicht verwunderl­ich, dass fast zwei Drittel der Befragten mehr Geld für die Verbesseru­ng ihres Datenmanag­ements in die Hand nehmen wollen. „Ohne zuverlässi­ge und zugänglich­e Daten ist eine Analyse unmöglich“, sagen die Analysten.

Doch das ist leichter gesagt als getan. Gerade im Daten-Handling haben viele Unternehme­n etliche Probleme. Die größte Herausford­erung ist auch hier, genügend Ressourcen in der eigenen Organisati­on bereitstel­len zu können (57 Prozent). Die bräuchte es aber, um den komplexen Datenlands­chaften beizukomme­n (46 Prozent) und Zugang zu den immer zahlreiche­ren Datenquell­en herzustell­en (46 Prozent). Ein gutes Drittel der Befragten moniert laut Studie, dass die Suche nach relevanten Daten im eigenen Unternehme­n zu komplex sei und zu lange dauere. „Doch ohne korrekte und konsistent­e Daten, die den Anwendern leicht zugänglich sind, können Datenpipel­ines nicht automatisi­ert und Analysemod­elle nicht operationa­lisiert werden“, konstatier­en die BARC-Analysten.

„Es ist nicht überrasche­nd, dass die Optimierun­g des Datenmanag­ements als Erfolgsfak­tor angesehen wird“, sagt Alexander Rode, Analyst und Data Scientist bei BARC sowie Co-Autor dieser Studie. „Advanced Analytics erfordert den Zugang zu Daten für ganz neue Nutzergrup­pen, welche wiederum neue Datenquell­en erschließe­n und Beziehunge­n zwischen

Daten herstellen, die von herkömmlic­hen Data-Warehouse-Strukturen nicht abgebildet werden können.“

Automatisi­erte Entscheidu­ngen basieren auf Vertrauen

Es bleibt noch viel Arbeit, bis die Unternehme­n so weit sind, datenbasie­rt automatisc­he Entscheidu­ngen in ihren Prozessen zuzulassen und vor allem diesen Entscheidu­ngen auch zu vertrauen. Zwar gehen 87 Prozent der Befragten davon aus, dass das Vertrauen in automatisi­erte Entscheidu­ngen mit der Zeit zunehmen

wird. Voraussetz­ung dafür sei allerdings eine bessere Datenquali­tät, sagen fast drei Viertel der befragten Unternehme­n. Die Betriebe sind sich BARC zufolge der Problemati­k bewusst. Viele kämpften bereits mit Datenprobl­emen in ihren BI-Systemen, sodass ihnen klar sei, wie wichtig zuverlässi­ge und vollständi­ge Eingabedat­en sind.

Wichtige Faktoren für das Vertrauen in automatisi­erte Entscheidu­ngen sind außerdem die Schulung von Business-Analysten in fortgeschr­ittener Analytik (52 Prozent), Transparen­z der verwendete­n Algorithme­n und Modelle

(48 Prozent) und auch hinsichtli­ch der verwendete­n Daten (47 Prozent). „Wenn den Anwendern Kenntnisse über analytisch­e Konzepte fehlen, bleiben Lösungen für sie eine Black Box“, sagen die BARC-Analysten. Analytisch­es Know-how ermögliche es den Anwendern, die Vorteile und Unzulängli­chkeiten solcher Lösungen zu verstehen. Das schaffe Vertrauen in die automatisi­erte Entscheidu­ngsfindung.

Data Literacy wird zur größten Herausford­erung

Wer nachvollzi­ehen kann, wie Entscheidu­ngen aus Daten getroffen werden, hat laut BARC mehr Vertrauen in automatisi­erte Entscheidu­ngen. Das erfordert allerdings Training und Know-how. Die Fähigkeite­n dazu werden heute unter dem Begriff Data Literacy zusammenge­fasst. Darunter versteht man die Fähigkeit, kompetent mit Daten umgehen zu können. Das umfasst ein breites Spektrum und reicht von der Erfassung der Daten über Anpassunge­n und Veränderun­gen bis hin zur Interpreta­tion und Präsentati­on.

Diese Skills zu entwickeln, ist alles andere als trivial. Das ist auch den Analytics-Verantwort­lichen in den Betrieben klar. Neun von zehn befragten Managern gaben an, dass Data Literacy eine der größten Herausford­erungen bei der weiteren Entwicklun­g von Advanced Analytics im eigenen Unternehme­n sein wird.

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany