Kostenloser Check: IHK München prüft Zeugnisse per Blockchain
Mit Cert4Trust hat die IHK München und Oberbayern eine Web-Anwendung entwickelt, die digitale Dokumente auf Echtheit prüft. Unternehmen können so Zeugnisse ihrer Bewerber schnell und kostenlos kontrollieren.
Gefälschte Zeugnisse sind en masse im Umlauf. Mit Bildbearbeitungsprogrammen wie Photoshop ist es keine große Herausforderung, ein Zeugnis im eigenen Sinne zu überarbeiten. Doch nun erhalten zunächst einmal bayerische Unternehmen ein Instrument an die Hand, mit dem sie zum Beispiel Ausbildungsnachweise auf ihre Echtheit überprüfen können: Die Web-Anwendung „Cert4Trust“ist ein Gemeinschaftsprojekt der IHK München, des Bayerischen Digitalministeriums, der Handwerkskammer München und der Landeshauptstadt München.
Armin Barbalata, Chief Digital Officer (CDO) der IHK München und Oberbayern, erklärt dazu: „Cert4Trust zielt vor allem auf zwei Gruppen ab: zum einen auf Institutionen wie IHKs, Handwerkskammern, Schulen, Universitäten oder Kommunen, die Dokumente wie Zeugnisse ausstellen und diese überprüfbar machen wollen. Zum anderen auf Unternehmen, die vor der Auswahl eines Bewerbers herausfinden wollen, ob die eingereichten Zeugnisse echt sind. Mit Cert4Trust kann das in Sekunden überprüft werden.“
Die Überprüfung basiert auf der BlockchainTechnologie, so Barbalata weiter: „In der Blockchain legen wir nur den Hashwert des Zeugnisdokuments ab. Es werden keinerlei personenbezogene Daten gespeichert. Und auch für die Überprüfung verlässt das Originaldokument nicht den Computer des Überprüfers. Es wird wiederum lokal der Hashwert berechnet und nur dieser Wert an die Blockchain zum Abgleich gesendet.“
Künftig werden alle Zeugnisse und Zertifikate der IHK München in digitaler Form herausgegeben. Angefangen hat die IHK im Sommer 2020 mit den Abschlusszeugnissen der IHKAusbildungsberufe. Ziel ist es, dass möglichst viele Institutionen, insbesondere alle IHKs, Cert4Trust nutzen.
Jeder behält Hoheit über seine Daten
CDO Barbalata ist begeistert von der Technologie: „Bei der Blockchain kann jeder mitmachen, und jeder behält die Hoheit über seine Daten. Dieses kooperative System kommt unserem föderalistischen System entgegen. Da die wesentlichen Knoten ausschließlich durch öffentliche Stellen betrieben werden, ist das System sicher und vertrauenswürdig.“
Auch halte sich die Rechenleistung für die Blockchain-Anwendung in einem vertretbaren Rahmen, so Barbalata weiter: „Die benötigte Rechenleistung für eine Blockchain-Infrastruktur hängt vom gewählten Konsensus-Verfahren ab. Durch die von der IHK gewählte Konfiguration wird nicht mehr Rechenleistung benötigt als für eine durchschnittliche Datenbank.“
André Mundo, Geschäftsbereichsleiter Blockchain beim Münchner IT-Dienstleister Maiborn Wolff, und sein Team haben die IHK unterstützt, die Blockchain-Infrastruktur aufzubauen. Wie Barbalata sieht auch Mundo vielfältige Einsatzmöglichkeiten der Anwendung: „Mittelfristig lässt sich durch die Blockchain-Technologie jedes Dokument oder auch jeder Vertrag zwischen zwei Parteien auf seine Echtheit überprüfen. Voraussetzung ist hierbei, dass er beim Erstellen in der Blockchain abgelegt wurde. Neben der Frage, ob an dem Dokument inhaltlich etwas verändert wurde, kann auch zweifelsfrei überprüft werden, von wem das Dokument ausgestellt wurde und ob es noch gültig ist.“