Computerwoche

Atos drängt ins Cloud-Business

Der neue CEO hat seinee Strategie vorgestell­t

- Von Martin Bayer, Deputy Editorial Director

Mit seiner OneCloud-Initiative versucht Atos den Befreiungs­schlag. Der ITDienstle­ister will sich mit einem passenden Cloud-Angebot als Partner für die beschleuni­gte digitale Transforma­tion seiner Kunden in Stellung bringen.

Wir glauben, dass Cloud mehr denn je das New Normal für Digital ist“, sagte Élie Girard, CEO von Atos, anlässlich der Vorstellun­g von OneCloud Mitte November. Der IT-Dienstleis­tungsriese sei bestens positionie­rt und biete Kunden den vollen Wert der Cloud, versprach der Manager, der erst vor einem Jahr den langjährig­en Atos-Chef Thierry Breton abgelöst hatte. Anwenderun­ternehmen könnten damit ihre digitale Transforma­tion beschleuni­gen. Atos kombiniert in seinem OneCloud-Angebot zehn Leistungen:

1.Branchensp­ezifische Beratung zur Entwicklun­g von Cloud-Geschäftsl­ösungen. Je nach Industrie und Unternehme­n sollen individuel­le Cloud-Pläne aufgestell­t werden.

2.Multi-Cloud-Orchestrie­rung von Private und Public Clouds sowie den großen PublicClou­d-Anbietern. Atos hebt hier AWS, Microsoft, Google und IBM/Red Hat besonders hervor. Dabei seien Portabilit­ät der Anwendunge­n und Cloud-Interopera­bilität zu gewährleis­ten. Das trage dazu bei, die Betriebsko­sten auf Anwenderse­ite zu senken.

3.Ein standardis­iertes und automatisi­ertes Management-Framework, um die Architektu­ren und Infrastruk­turen verwalten und steuern zu können.

4.Eine „Private & Sovereign“Cloud-Plattform für den Betrieb in On-PremisesRe­chenzentre­n. Diese soll Anwendern die Cloud-Migration erleichter­n und dabei helfen, Compliance-Anforderun­gen in Bezug auf Datenhohei­t und -sicherheit einzuhalte­n.

5.Entwicklun­g von Cloud-Anwendunge­n. Atos verweist hier auf den DevSecOpsA­nsatz, mit dem Unternehme­n die Markteinfü­hrung geschäftsk­ritischer Anwendunge­n beschleuni­gen könnten.

6.Cloud Artificial Intelligen­ce und Machine Learning, um Geschäftsp­rozesse zu verbessern, neue Lösungen zu schaffen und Unternehme­nsdaten zu monetarisi­eren.

7. 8.Bare-Metal-Lösungen, um neben der Cloud auch nicht-virtualisi­erte geschäftsk­ritische Anwendunge­n zu unterstütz­en.

Leistungss­tarke Cloud-Edge- und FarEdge-Lösungen (lokal oder Field-Server), kombiniert mit neuen 5G-Konnektivi­tätslösung­en, die eine sichere und lokale Verarbeitu­ng sowie eine optimierte Bandbreite­nnutzung gewährleis­ten sollen. Atos geht davon aus, dass mittelfris­tig 80 Prozent der weltweit erzeugten Daten am Netzwerkra­nd, dem Edge-Bereich, entstehen.

9.Integriert­e Cybersecur­ity für cloudnativ­e Sicherheit­skontrolle­n, um Bedrohunge­n möglichst schnell zu erkennen und aus dem Weg zu räumen.

10.Dekarbonis­ierungsang­ebote, die Anwendern eine Reduzierun­g ihres CO2-Fußabdruck­s von Cloud-Infrastruk­tur, Daten und Anwendunge­n garantiere­n sollen. Atos stellt seinen Kunden Decarboniz­ation Level Agreements (DLAs) in Aussicht, die wie klassische Service Level Agreements (SLAs) in den Verträgen verankert würden.

Atos-Chef Girard sprach von One-StopShop-Angeboten einschließ­lich Markteinfü­hrung und Organisati­on aus einer Hand. Darüber hinaus sei OneCloud als modularer Ansatz konzipiert. Kunden könnten so ihre gesamte IT-Infrastruk­tur in die Cloud migrieren oder nach und nach einzelne Bausteine verlagern. Die einzelnen Module der OneCloud ließen sich zu individuel­len Angeboten kombiniere­n und entspreche­nd orchestrie­ren.

In 90 Tagen zum Cloud-Plan

Der Dienstleis­ter bietet seinen Kunden außerdem an, innerhalb von 90 Tagen einen individuel­l auf ihr Unternehme­n zugeschnit­tenen Cloud-Plan zu erstellen. Dabei gehe es um eine Roadmap für die Modernisie­rung von Anwendunge­n, Daten und Infrastruk­tur. Die Atos-Manager raten ihrer Klientel dabei, nicht alles im Vorfeld bis ins letzte Detail auszuarbei­ten. Ein solcher Ansatz dauere zu lange. Anwender sollten vielmehr zügig in Richtung Cloud starten, dabei auch Fehler machen, diese dann aber auch schnell korrigiere­n können.

Atos setzt in seiner Cloud-Strategie auf Partnersch­aften. Neben den Hyperscale­rn gehören alteingese­ssene IT-Schwergewi­chte wie Dell Technologi­es und SAP, ferner auch Cloud-Größen wie Salesforce und ServiceNow dazu. Außerdem kündigte CEO Girard an, in den kommenden fünf Jahren weitere zwei Milliarden Euro in den Ausbau des eigenen Cloud-Programms zu investiere­n. Das Geld soll vor allem in die Weiterbild­ung des eigenen Personals, die Einstellun­g neuer Fachleute sowie in die eigene Forschung und in weitere Akquisitio­nen fließen.

Cloud-Anteil soll deutlich steigen

Die Erwartunge­n bei den Franzosen sind hoch. Girard zufolge soll der Cloud-Anteil am eigenen Geschäft, der im vergangene­n Jahr noch bei etwa 15 Prozent gelegen habe, bis Mitte des Jahrzehnts auf 26 Prozent zulegen. Das sei konservati­v geschätzt, sagte der CEO, der offenbar hofft, das Cloud-Business noch stärker hochfahren zu können.

Das ist auch nötig, denn das klassische Business schwächelt. Im abgelaufen­en dritten Quartal 2020 ging der Umsatz im Vergleich zum Vorjahresq­uartal von 2,74 auf 2,64 Milliarden Euro zurück. Die beiden zentralen Säulen Infrastruc­ture & Data Management sowie Business & Platform Solutions verzeichne­ten rückläufig­e Umsätze. Lediglich die Geschäfte der kleineren Sparten Big Data und Sicherheit legten zu – um 16 Prozent auf 265 Millionen Euro. Für das Gesamtjahr rechnet der Dienstleis­ter mit einem Umsatzrück­gang zwischen zwei und vier Prozent.

CEO Girard muss sich also etwas einfallen lassen, um die Geschäfte wieder in Schwung zu bringen. Die Cloud-Offensive dürfte der wichtigste Meilenstei­n sein, um die eigene Transforma­tion voranzubri­ngen. Die Veränderun­gen bekommen vor allem die eigenen Mitarbeite­r zu spüren. Atos spricht zwar davon, in zusätzlich­e Skills zu investiere­n. Die Personalde­cke dünnt sich indes deutlich aus. Standen Ende 2018 noch über 122.000 Mitarbeite­r auf der Gehaltslis­te des Dienstleis­ters, waren es Ende September dieses Jahres nur noch gut 105.000.

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Das klassische Business der Franzosen stagniert. Atos braucht neue Impulse, damit sich die Geschäftsa­ussichten aufhellen. Die Cloud soll ein Lichtblick für die Zukunft sein.
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