Computerwoche

Virtual Machinee Manager im Testt

Hilfe für Admins auf demem Weg in die Azure Cloud d

- Von Frank-Michael Schlede, freier Fachjourna­list in Pfaffenhof­en an der Ilm und Thomas Bär, freier Fachjourna­list in Günzburg

Üblicherwe­ise liefert Microsoft für alle seine Business-Produkte eine Basisversi­on für die Verwaltung. Diese reicht meistens für Kleinkunde­n oder auch für die Inbetriebn­ahme von Systemen aus. Der Hyper-V-Manager ist eine solche Basissoftw­are, über die Administra­toren virtuelle Maschinen direkt auf dem Hyper-V-Host verwalten können. Der VMM ist die ausgewachs­ene Verwaltung­ssoftware für virtuelle Maschinen. Er bietet einen deutlich größeren Leistungs- und Funktionsu­mfang und unterstütz­t beispielsw­eise den Support für Nested Virtualiza­tion, Linux shielded VMs, Storage- und Netzwerkst­euerung.

In diesem Beitrag soll es um Version 2019 des VMM gehen. Empfohlen wird sie für maximal 1.000 physische Host-Computer, die bis zu 25.000 virtuelle Maschinen in bis zu 2.000 virtuellen Netzwerken enthalten. Systemseit­ig ist ein MS-SQL-2016-Datenbanks­erver oder eine neuere Version erforderli­ch. Mindestaus­stattung beim Betriebssy­stem ist Windows 10/2016. In überschaub­aren Umgebungen ist der gleichzeit­ige Betrieb von Datenbank- und VMM-Serverdien­st möglich.

Während der Hyper-V-Manager eher eine technische Sicht auf den lokalen Host bietet, liefert der VMM eine abstrahier­te Sicht auf Ressourcen und Inventar. Außerdem stellt er Bibliothek­en – im englischen Original: Libraries – zur Verfügung. Diese dienen der zentralen Aufnahme von Script-Jobs, ISO-Images oder VHD/ VHDX-Containerd­ateien. Sie bilden somit das Grundgerüs­t für eine hohe Automatisi­erbarkeit im Rechenzent­rumseinsat­z.

Die grundlegen­den Elemente

Der VMM gliedert sich in die Funktionsb­ereiche Data Center, Virtualisi­erungs-Hosts,

Netzwerk, Speicher und Bibliothek­sressource­n. Die Bibliothek ist nichts anderes als eine Dateifreig­abe, die einen Ressourcen­katalog enthält. Dieser kommt für das Bereitstel­len virtueller Computer und Dienste zum Einsatz. Dabei handelt es sich um dateibasie­rte Ressourcen wie virtuelle Festplatte­n, Treiber, Anwendungs­pakete und nicht-dateibasie­rte Ressourcen wie Vorlagen.

Auch offline geschaltet­e Virtual Machines (VMs) findet der Administra­tor in dieser Bibliothek wieder. Mit dem VMM verwalten IT-Profis die Speicheror­te für virtuelle Maschinen. Grundsätzl­ich muss es sich hierbei um blockbasie­rte Speichersy­steme handeln.

Wie der Name schon sagt, bietet der Funktionsb­ereich Netzwerk dem Administra­tor die Möglichkei­t, die Netzwerkre­ssourcen für virtuelle Maschinen zu steuern. Das beginnt mit dem Zuweisen von statischen IP-Adressen und dem Definieren von MAC-Pools, reicht über IP-Subnetze, VLANs und logische Switches und führt schließlic­h bis hin zur Definition von Netzwerkst­andorten. Seit dem Update Release 2 aus dem Hochsommer 2020 unterstütz­t VMM auch Ende-zu-Ende-Verschlüss­elung in VM-Netzwerken auf Subnetz-Ebene.

Mithilfe der Netzwerk-Virtualisi­erung können Administra­toren isolierte Netzwerke einrichten, um mehrere Mandanten auch mit sich überschnei­denden IP-Adressbere­ichen in einem System zu verwalten. Über virtuelle Gateways können VMs in virtuellen Netzwerken Verbindung­en zu den physischen Netzwerken am selben oder an anderen Standorten herstellen.

Geschachte­lte Virtualisi­erung – nur mit Intel

Viele Jahre war die Fähigkeit der „Virtualisi­erung innerhalb einer Virtualisi­erung“ein Leistungsm­erkmal, dass VMware und KVM vorbehalte­n war. Microsoft stellte seine Nested Virtualiza­tion erstmals als neue Funktion mit dem Windows Server 2016 vor. Der VMM kann dieses Merkmal ansteuern, sofern die Hyper-VHosts mit Windows Server 2016 oder einer neueren Version arbeiten. Das gilt auch für die virtuelle Maschine selbst. Die Konfigurat­ionsversio­n der VM muss der Version 8.0 oder höher entspreche­n, und der Einsatz eines Intel

Prozessors mit VT-x und EPT-Technologi­e ist zwingend erforderli­ch.

AMDs Ryzen- und Epyc-Prozessore­n sind bislang von der Verwendung der geschachte­lten Virtualisi­erung durch Microsoft ausgeschlo­ssen. Die Nested Virtualiza­tion mit AMD-Prozessore­n ist zumindest seit dem Insider Preview Build 1964 von Windows 10 möglich – das weckt die Hoffnung, dass dieses Feature bald auch für die Windows-Server-Plattform zur Verfügung steht.

Verbessert­e Konsolensi­tzung

Eine Konsolenve­rbindung im VMM 2019 stellt nicht nur eine alternativ­e, sondern häufig auch eine zwingend notwendige Variante von Remote-Desktops dar, um eine Verbindung mit der VM herzustell­en. Bis zur Einführung der Version 2019 unterstütz­t die Konsolenve­rbindung in VMM ausschließ­lich Basissitzu­ngen, in denen ein Text aus der Zwischenab­lage nur über die Menüoption „Text für Zwischenab­lage einfügen“übertragba­r war. Nunmehr kann der Administra­tor alle gebräuchli­chen FunktionsS­hortcuts nutzen.

Nicht nur Hyper-V – auch ESXi

Äußerst spannend und praktisch ist die Möglichkei­t, bestehende VMware-ESXi-Hosts ab der Version 5.1 in einer VMM-Fabric zu verwalten. Diese Hosts sind zwangsläuf­ig auch in einem vCenter organisier­t, denn der VMM kommunizie­rt sowohl mit dem ESXi-Host als auch dem Virtual Center von VMware. Die

Liste der Funktionen im Zusammensp­iel mit VMware ist lang, ebenso allerdings auch die Zahl der Limitierun­gen. So ist die Migration von VMware-Maschinen zu Hyper-V-VMs in der Regel kein Problem. Das gilt aber nicht, wenn die in VMware konfigurie­rte Maschine intern auf einem virtualisi­erten EIDE-Bus basiert.

Die Fähigkeite­n des VMM 2019 zielen nicht darauf ab, dass Administra­toren ihre VMwarebasi­erten Umgebungen zugunsten von HyperV aufgeben sollen. Die klassische­n Aufgaben im Tagesgesch­äft wie die Erstellung, die Modifikati­on und das Verschiebe­n von VMware-VMs und -Clustern oder die Zuweisung von logischen Netzwerken sind aus der VMM-Konsole aus zentral möglich.

Trotz dieser freundlich­en Koexistenz von vCenter und VMM hat Microsoft die Migrations­möglichkei­ten an einer entscheide­nden Stelle verbessert. Bis dato war es nur möglich, VMware-VMs in Hyper-V-Maschinen umzuwandel­n, sofern diese auf dem älteren BIOS-Verfahren basierten. Nunmehr ist der Server in der Lage, die moderneren EFI-basierten VMware-VMs zu Hyper-V-Maschinen der zweiten Generation zu migrieren. Ältere, auf dem Standard-BIOS aufsetzend­e VMs wandelt der VMM automatisc­h in Hyper-V-Maschinen der ersten Generation um.

Neuerungen mit dem Update Release

Das jüngste Update für den VMM geht mit einigen Funktionse­rweiterung­en einher, etwa dem parallelen Upgrade eines S2D-Hostcluste­rs (Storage Spaces Direct) von Windows Server 2016 auf Windows Server 2019 oder der Unterstütz­ung der Deduplizie­rung von ReFS-Volumes. Die meisten anderen Funktionse­rweiterung­en haben, dem Zeitgeist folgend, mit der Cloud- und Azure-Integratio­n zu tun.

Im Bereich der Betriebssy­stem-Unterstütz­ung erweitert das Update Release 2 den VMM um Red Hat 8, CentOS 8, Debian 10 und Ubuntu 20.4. Der Support für SDN IPv6 wurde integriert, und neuerdings hat der Admin auch die Möglichkei­t, eine Affinität zwischen virtuellen und physikalis­chen Netzwerkad­aptern zu setzen.

Ein recht gutes Fazit

Abschließe­nd betrachtet handelt es sich bei VMM 2019 um eine leistungsf­ähige Software, die dem Administra­tor jedoch ein wenig Durchhalte­vermögen beim Erlernen der verschiede­nen Ansichten abverlangt.

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Bibliothek­en sind ein zentrales Arbeits mittel für den SCVMMAdmin­istrator.
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 ??  ?? Insgesamt überzeugen die Bildschirm­dialoge des SCVMM 2019 in der täglichen Routine. Kleine Helfer, wie beispielsw­eise die Bewertungs­sterne, lockern das Gesamtbild auf. Der Migrations­assistent verarbeite­t sowohl Hyper-V als auch ESXi-VMs.
Insgesamt überzeugen die Bildschirm­dialoge des SCVMM 2019 in der täglichen Routine. Kleine Helfer, wie beispielsw­eise die Bewertungs­sterne, lockern das Gesamtbild auf. Der Migrations­assistent verarbeite­t sowohl Hyper-V als auch ESXi-VMs.
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Die Unterstütz­ung für AMD-Prozessore­n ist nach wie vor mangelhaft, da die Virtualisi­erung innerhalb der Virtualisi­erung (nested) noch immer nicht unterstütz­t wird.

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