Arbeiten nach Corona
Unternehmen beginnen ihre Lehren aus der Krise zu ziehen. Wie sich das Softwarehaus Atlassian auf die Nach-Corona-Zeit vorbereitet, erläutert „Work Futurist“Dominic Price, der auch noch gleich ein paar Tipps aus eigener Erfahrung parat hat.
Eine intensive Mitarbeiterbindung sei in Zeiten von Remote Work eine zentrale Aufgabe für Arbeitgeber, ist Atlassian-Manager Dominic Price überzeugt.
CW: Was passiert bei Ihnen nach der Krise? Werden die Mitarbeiter in die Büros zurückkehren oder remote arbeiten?
PRICE: Unsere Mitarbeiter haben die Möglichkeit, vom Ort ihrer Wahl aus zu arbeiten, was bedeutet, dass sie nicht jeden Tag im Office sein müssen. Sie können in ihr Büro zurückzukehren, wenn es in ihrem Land sicher ist, aber niemand ist verpflichtet, jeden Tag physisch dort anwesend zu sein. Wir arbeiten ja ohnehin als globales Unternehmen mit weltweit verteilten Teams.
CW: Welche Erfahrungen haben Ihre Mitarbeiter in Corona-Zeiten gemacht?
PRICE: Eines der wichtigsten Instrumente, die unsere Entscheidungen bestimmen, ist eine interne Umfrage, mit der wir regelmäßig Feedback einholen. Unsere Umfragen haben gezeigt, dass sich die Menschen zu Beginn der Pandemie unproduktiv fühlten, weil sie nicht über die gewohnte physische Einrichtung verfügten. Deshalb haben wir weltweit allen Mitarbeitern eine Unterstützung in Höhe von 500 US-Dollar für die Einrichtung ihres Heimarbeitsplatzes gewährt, damit sie sich so einrichten konnten, dass sie gern auch für eine längere Zeit von zuhause aus arbeiten.
Einige Mitarbeiter haben geäußert, dass sie mit ihrer psychischen Gesundheit und Belastbarkeit zu kämpfen haben. Als Reaktion darauf haben wir neue Richtlinien eingeführt, darunter beispielsweise die Möglichkeit, einen verlängerten Urlaub zu nehmen.
CW: Wie äußern sich Ihre Mitarbeiter in den Umfragen? Was wünschen sie sich?
PRICE: Viele gaben an, dass sie eine größere Flexibilität in der Art und Weise des Arbeitens und auch beim Ort ihrer Beschäftigung wünschen. Deshalb unterstützen wir jeden Mitarbeiter nicht nur mit Ausrüstung, sondern auch anderweitig, um sicherzustellen, dass er von jedem Ort seiner Wahl aus arbeiten kann.
CW: Was ist aber mit Mitarbeitern, die in einer kleinen Wohnung leben und nun komplett auf Home-Office umsteigen mussten?
PRICE: Jeder Mitarbeiter ist anders und hat andere Bedürfnisse. Unsere Aufgabe besteht darin, alle Hürden zu beseitigen, damit die Beschäftigten produktiv sind. Wenn einer das Gefühl hat, dass er aus verschiedensten Gründen nicht effektiv in seiner häuslichen Umgebung arbeiten kann, kann er in sein Büro zurückkehren, sofern dies sicher ist.
CW: Inwieweit prägt ihre „Work-fromAnywhere“-Policy die Unternehmenskultur?
PRICE: Vor der Covid-19-Pandemie gab es drei Standorte, wo die Leute arbeiten wollten: in San Francisco, in Sydney oder irgendwo auf der Welt im Home-Office. Fakt ist, dass wir immer in einer stark verteilten Weise gearbeitet haben. Wenn es mit der Pandemie so weitergeht, wird die Art und Weise unserer Zusam
menarbeit natürlich anders aussehen. Bei Unklarheiten ist es wichtig, dass wir weiter experimentieren und lernen, was funktioniert. Es wird wahrscheinlich viel Trial and Error erfordern, aber solange wir daraus lernen, was funktioniert und was nicht, wissen wir, dass wir uns in die richtige Richtung bewegen.
CW: Was geschieht in Zukunft mit dem physischen Büro?
PRICE: Unsere Büroräume auf der ganzen Welt sind so gebaut, dass sie sehr flexibel sind. Selbst mit einer stark verteilten Belegschaft brauchen wir aber einen Ort, an dem wir immer wieder zusammenkommen können. Das Büro wird also weiterhin eine wichtige Rolle für unsere Mitarbeiter spielen.
CW: Wie werden Meetings in Zukunft funktionieren? Sollen diese nur noch virtuell stattfinden?
PRICE: Bei einem Beispiel, das wir bereits umgesetzt haben, geht es um Arbeits-Meetings. Wenn Sie ein Team an einem gemeinsamen Standort haben und nur wenige Mitglieder, die weit von diesem Team entfernt sind, ist es dennoch besser, wenn sich alle Teammitglieder getrennt in die Sitzung einwählen.
Die Alternative wäre, dass sich die Teammitglieder am Standort in einem Raum treffen und alle anderen Beteiligten virtuell zuschalten. Dann könnten aber die Stimmen derer, die aus der Ferne dabei sind, in der Mehrheit der lokal Anwesenden verloren gehen. Wir glauben aber dennoch, dass es immer noch einen Ort für physische Treffen geben sollte, um soziale Beziehungen aufzubauen und über längere Zeiträume zu pflegen.