DER TÖDLICHE TESLA-UNFALL
Technisch hat Tesla nichts falsch gemacht – doch das aggressive Marketing dürfte Fahrer zu unverantwortlichem Einsatz des Tesla-„Autopiloten“verleitet haben
Ungebremst raste das von seinem „Autopiloten“gesteuerte Model S unter den Aufleger eines beim Abbiegen quer in der Straße stehenden Trucks. Die obere Fahrzeughälfte des Elektrosportlers wurde regelrecht abrasiert, sein Fahrer war sofort tot. Der wohl erste von Teslas Assistenzfunktion verursachte tödliche Unfall ereignete sich am 7. Mai 2016 und löste ein breites Echo in klassischen wie sozialen Medien aus, das auch viele Spekulationen beinhaltete. Wie die Rekonstruktion durch Behörden und Medien später ergab, hatten die Sensoren des Tesla den weiß lackierten Aufleger nicht als Hindernis erkannt – seine Software interpretierte die Kamera-, Radar- und Ultraschall-Signale offenbar als Himmel oder tief hängendes Straßenschild.
Der Hersteller wies in seiner Stellungnahme darauf hin, dass Anleitung und Displayhinweise seiner automatisierten Fahrfunktion betonen, dass das System solche Situationen nicht immer zuverlässig erkennen kann – und der Fahrer deshalb das Verkehrsgeschehen beobachten und notfalls manuell eingreifen muss. Genau hier liegt nach Einschätzung von Experten wie dem Verkehrswissenschaftler Ferdinand Dudenhöffer das Problem: Allein schon mit der Bezeichnung „Autopilot“suggeriere Tesla eine Leistungsfähigkeit, die der aktuelle Stand der Technik noch nicht erfüllt. Das aber ist bei manchen Fahrern des als besonders innovativ oder gar „disruptiv“bewunderten Elektro-Dreamcars nicht unbedingt angekommen. Der im Mai verunglückte 40-jährige Tesla-Fahrer galt als besonderer Fan des Autopiloten und hatte auf Youtube mehrere Videos veröffentlicht, die das System beim freihändigen Fahren zeigen. Andere Youtuber gingen sogar noch weiter und filmten während voller Highway-Fahrt von der Rückbank aus den leeren Fahrersitz ihrer Teslas. An den Hersteller richten sich in diesem Zusammenhang mehrere Vorwürfe: Zum einen erscheint das Marketing für den aktuellen Stand des „Autopiloten“zu aggressiv. Zum anderen dürfte das Fahrzeug keinesfalls automatisiert weiterfahren, wenn der Fahrersitz unbelegt ist – zum Erkennen der Sitzbelegung haben moderne Autos längst Sensoren.