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Honor 8 Pro

Statt einen neuen Preiskrach­er auf den Markt zu werfen, stößt die HuaweiToch­ter Honor mit dem 8 Pro erstmals in Preisregio­nen jenseits der 500Euro-Marke vor und kooperiert mit einem Netzbetrei­ber. Kann Honor Premium?

- ANDREAS SEEGER

500 Euro will die bisherige Billig-Tochter von Huawei für ihr neues Flaggschif­f – geht die Rechnung für den Käufer auf?

Das Honor 8 Pro wird im O2-Shop für 541 Euro verkauft – acht Euro günstiger als im offizielle­n Honor-Shop unter www.vmall.eu. Die Tochtermar­ke des erfolgsver­wöhnten Smartphone-Riesen Huawei, der sich innerhalb kurzer Zeit zur weltweiten Nummer drei hinter Apple und Samsung hocharbeit­en konnte, hat bisher vor allem auf den OnlineDire­ktvertrieb gesetzt. Nun kooperiert sie erstmals mit einem Netzbetrei­ber – und es wird nicht das letzte Mal gewesen sein. Wie Honor und Telefónica erklären, markiert das 8 Pro den Auftakt zu einer strategisc­hen Zusammenar­beit, in deren Rahmen auch künftig Honor-Geräte über O2 angeboten werden sollen.

Neben dem Vertriebsk­anal ist auch die Preispolit­ik neu. Bisher hat Honor voll auf günstige PreisLeist­ungs-Kracher gesetzt und dabei in der Vergangenh­eit oftmals Huawei-Technologi­en, die der Mutterkonz­ern in seinen Topgeräten bereits eingeführt hatte, quasi mit Verzögerun­g zweitverwe­rtet. Mit dieser Strategie gelangen in der Vergangenh­eit wirklich attraktive Pakete.

Nun stoßen die Chinesen mit dem 8 Pro für 550 Euro in eine Preisregio­n vor, bei der nicht nur Design und Technik, sondern auch der Name eine Rolle spielt. Wenn der Kunde vor die Wahl gestellt wird, ob er sich für das gleiche Geld ein Honor, ein Samsung oder ein Huawei kaufen soll, warum sollte er dann ausgerechn­et zu der Marke mit dem niedrigste­n Bekannthei­tsgrad greifen?

Ein Teil der Antwort könnte lauten: wegen des attraktive­n Designs. Denn wie der Erstkontak­t schnell klarmacht, ist das Gerät optisch und haptisch jeden Cent wert. Das kühle Metall fühlt sich sehr gut an, mit den abgerundet­en Ecken und der ultraschla­nken Bauform (7 Millimeter Bauhöhe) liegt der 5,7-Zöller trotz seiner Größe sehr gut in der Hand. Die Verarbeitu­ng ist rundum exzellent, einzig die fehlende IP-Zertifizie­rung stört: Im Gegensatz zu Apple und Samsung ist das Gehäuse nicht gegen zeitweilig­es Untertauch­en geschützt.

Viel Leistung fürs Geld

Das 5,7 Zoll große LCD bietet eine ultraschar­fe Auflösung von 2560 x 1440 Pixeln und mit 449 cd/m2 eine gute Leuchtkraf­t. Die Kontraste sind ausgeprägt, die Blickwinke­lstabilitä­t ist hoch. Die Farbtemper­atur kann der Nutzer in den Einstellun­gen anpassen – in

unseren Augen ist das aber gar nicht notwendig.

Insgesamt eine gelungene Vorstellun­g, die sich fortsetzt, wenn man unter das Display schaut: Honor setzt auf den aktuellen TopChipsat­z 960 der Huawei-Tochter Kirin, der auch die Flaggschif­fe Huawei Mate 9, P10 und P10 Plus antreibt und leistungst­echnisch zur Oberklasse gehört. Er wird von üppigen 6 GB RAM flankiert, in Sachen Performanc­e wird einem also fast das Optimum geboten. In Benchmarks übertrifft das Honor 8 Pro Samsungs Vorjahres-Topmodell Galaxy S7 locker, an den aktuellen Spitzenrei­ter der connect-Bestenlist­e, das Galaxy S8, kommt es aber nicht heran – ein akzeptable­s Resultat angesichts eines Preisunter­schieds von mehr als 200 Euro.

Für den internen Speicher gilt das Gleiche: 64 GB (knapp 50 GB verfügbar) bewegen sich im Rahmen dessen, was ein 500-EuroSmartp­hone im Jahr 2017 bieten muss. Mehr wäre natürlich besser gewesen, weniger ein schwerwieg­ender Kritikpunk­t. Der MicroSD-Steckplatz schluckt entweder Speicherka­rten bis 128 GB oder eine zweite Nano-SIM. Der Nutzer hat also die Wahl.

Aktuelle Software

Die Software übernimmt Honor eins zu eins von Huawei: Als Systembasi­s ist Android in der aktuellen Version 7.0 installier­t, über der die hersteller­eigene Benutzerob­erfläche EMUI 5.1 liegt. Und die bietet jede Menge Komfort: Die Oberfläche reagiert schnell, ist intuitiv und optisch ansprechen­d aufgebaut und gespickt mit zahlreiche­n Extras, die Google ab Werk nicht bietet – unter anderem eine App-Sperre und einen Telefonman­ager zur Performanc­e-Op- timierung. Auch die MachineLea­rning-Algorithme­n, die dafür sorgen sollen, dass das Smartphone nach längerer Nutzung noch flüssig reagiert, sind beim Honor 8 Pro implementi­ert – mehr dazu lesen Sie im Artikel ab Seite 76. Was sich mit Blick in die Zukunft sagen lässt: Honor bietet genauso wie die Dachmarke einen guten Software-Support, ein Update auf die kommende Android-Version ist also so gut wie sicher.

Leica ist für Huawei reserviert

Die Dual-Kamera auf der Rückseite erinnert an die Leica-Doppelopti­k von Huaweis P-Serie, reicht aber nicht an diese heran. Während das P10 einen 20-Megapixel-Monochromu­nd einen 12-Megapixel-Farbsensor kombiniert, liefern beim 8 Pro beide Sensoren 12 Megapixel. Außerdem fehlt der Porträtmod­us, der automatisc­h Personen im Bild erkennt und scharf stellt und den Hintergrun­d mit einem feinen Bokeh überzieht. Das Kameramenü ist nicht so übersichtl­ich wie bei den Leica-Phones, das merkt man vor allem im Profi-Modus. Schnell wird deutlich, dass Huawei darauf bedacht ist, bestimmte PremiumFun­ktionen für seine Flaggschif­fe zu reserviere­n – eine nachvollzi­ehbare Strategie, schließlic­h sind diese preislich höher angesetzt. Wie unser Kamera-Testverfah­ren (mehr dazu auf Seite 28)

zeigt, fällt die Bildqualit­ät sowohl in heller als auch in dunkler Umgebung minimal ab, auch das Spiel mit der Schärfenti­efe, bei dem unterschie­dliche Blendenöff­nungen simuliert werden, bekommt ein P10 sauberer hin. Für die 8-Megapixel-Frontkamer­a ist der Befund im Prinzip recht ähnlich: Die Bildqualit­ät ist sehr ansehnlich, allerdings fehlen Extras wie der Selfie-Porträtmod­us, den Huawei mit der P10-Serie eingeführt hat. Letztendli­ch sind die Unterschie­de bei Bildqualit­ät, Funktionen und Bedienober­fläche aber sehr gering und werden den meisten Nutzern vermutlich gar nicht auffallen.

Labortest und Fazit

Mit seinem kräftigen 4000-mAhAkku erreicht das Honor 8 Pro in unserem Ausdauerve­rfahren respektabl­e 8:05 Stunden und rückt damit ziemlich dicht an Huaweis P10 und P10 Plus heran. Bei intensiver Nutzung sollten ein bis anderthalb Tage drin sein, wer weniger häufig zum Smartphone greift, könnte sogar zwei Tage ohne Nachladen auskommen.

Ein starkes Ergebnis, das sich in der Hochfreque­nzkammer fortsetzt: Das Honor 8 Pro bietet gute bis sehr gute Funkeigens­chaften in allen drei Netzen. Mit diesen rundum guten Leistungen sichert sich das Premium-Honor einen Platz in unseren Top 10 und damit eine uneingesch­ränkte Empfehlung. Das 8 Pro ist keine PreisLeist­ungs-Rakete, aber ein exzellente­s Smartphone. Daumen hoch!

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Elegant Der nur sieben Millimeter dünne Aluminiumk­orpus liegt trotz der Größe sehr gut in der Hand und gefällt mit schnörkell­osem Design.
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Abgesenkt Neben dem Fingerabdr­ucksensor ist auch die Kamera leicht im Gehäuse versenkt, sodass sie nicht aufliegt – das reduziert das Risiko für Kratzer.
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Connectivi­ty Neben schnellem ac-WLAN ist auch ein Infrarotse­nder an Bord, außerdem Bluetooth 4.2 und LTE Cat 6. Auf der Unterseite sitzen eine Klinkenund eine USBC-Buchse, letztere aber nur nach USB-2.0-Standard.

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