Asus Zenfone 3 Deluxe
Kann das Phablet im Aluminium-Unibody den Preis von 800 Euro rechtfertigen?
Weniger ist mehr, besonders, wenn es um Antennen im Produktdesign von Smartphones geht. An dem schönen Zenfone 3 Deluxe ist von ihnen auch fast nichts zu sehen – nicht ganz ohne Folgen.
Glacier Silver“und „Sand Gold“sind die beiden Farben, in denen Asus sein Flaggschiff Zenfone 3 Deluxe offeriert. Keine störenden Antennenlinien laufen quer oder am Rand der Rückseite, nur drei winzige Punkte in der geschliffenen Rahmenkante sind zu sehen, die dem matt gebürsteten Aluminiumgehäuse sein edles Finish verleiht. Drei Unterbrechungen, zwei unten, nur eine oben. Die schöne Optik hat allerdings ihren Preis, wie im connect Labor offenbar wird: In einigen Frequenzbereichen leidet die Sendeund Empfangsleistung deutlich unter der weitreichenden Abschirmung durch das umgebende Metallgehäuse. Besonders trifft es im GSM-Netz die 900er-Frequenz und die LTE-Bänder 7 und 20. In anderen GSM- und LTE-Frequenzbereichen sind die Auswirkungen weniger drastisch. Die UMTS-Wertung fällt gut aus.
OLED-Display, aber nur Full-HD
Über dem Display ist GorillaGlas 4 beidseits bis zur geschliffenen Rahmenkante gezogen, was optisch einem rahmenlosen Display sehr nahe kommt. Dem ist allerdings nicht ganz so: Bei aktivem Bildschirm zeigt sich oben sowie rechts und links ein 1,5 Millimeter breiter Rand, unten misst er zwei Millimeter.
Im darunter sichtbaren Aluminiumgehäuse sitzen drei beleuchtbare Sensortasten für die AndroidNavigation. Dank ihnen steht der 5,7-Zoll-Bildschirm in seiner ganzen Größe den Apps zur Verfügung. Gegenüber der wachsenden Zahl an Smartphones mit QHDDisplay sind 1920 x 1080 Bildpunkte inzwischen wenig. Dennoch liefert das Zenfone 3 Deluxe ein hervorragendes Bild dank seines kontraststarken OLED-Displays. Das hat noch einen weiteren Vorteil: Die sparsame OLEDTechnologie erlaubt nun auch Asus, seinem Smartphone ein Always-On-Panel zu spendieren. Das zeigt Uhrzeit, Akkustatus und die Zahl der entgangenen Anrufe und
Benachrichtigungen permanent an. Da hierfür nur wenige Bildpunkte aktiv beleuchtet werden müssen, verbraucht das Display dabei kaum Energie. Ist das Always-On-Panel aktiviert, werden die vorgenommenen Einstellungen für ein eventuell vorhandenes View-Flip-Cover (Hülle mit Sichtfenster; optionales Zubehör in Schwarz oder Beige für je 49,99 Euro) automatisch deaktivert.
Top-Performance
Bei seiner Premiere in der taiwanesischen Heimat war das Zenfone 3 Deluxe das erste Smartphone mit Qualcomms Snapdragon 821. Inzwischen steht es damit zwar nicht mehr alleine da, liefert in Verbindung mit 6 Gigabyte RAM aber nach wie vor eine tolle Performance. Neben dem Arbeitsspeicher ist auch der Datenspeicher mit 128 Gigabyte üppig bemessen. Verwunderlich ist allerdings, dass ein Android-Smartphone davon so viel verbraucht, dass dem Anwender nur 109 GB bleiben. Die zahlreichen vorinstallierten Drittanbieter-Apps – von denen sich beim Testgerät nicht alle entfernen ließen – können den Platz alleine nicht füllen …
Asus hatte das Zenfone 3 Deluxe noch mit Android 6 angekündigt, zum Testzeitpunkt stand aber bereits das 7er-Update zur Verfügung. Darüber ist die Asus ZenUI in Version 3.0 installiert – mit zahlreichen optischen und funktionalen Ergänzungen. Neu ist ein alternatives Telefon-Interface im Stil des von Asus seit Langem bekannten Schnellstart- und Benachrichtigungsmenüs (siehe Screenshot). Über die kreisrunden Funktions-Schaltflächen erreicht man eine Sperrliste und weitere Einstellungen direkt, für die sonst das System-Menü geöffnet werden müsste. Entgegennehmen kann man die Anrufe einfach per Fingertipp auf den rückseitigen Sensor, der auch ein paar zusätzliche Funktionen übernimmt – etwa das Auslösen der Kamera, deren Objektiv mittig aus der leicht gebogenen Rückseite herauslugt; auf dem Tisch liegt das Zenfone 3 Deluxe also nicht eben auf.
Kamera mit Laser-Fokus
Der Sony-IMX-Sensor der Kamera löst mit 23 Megapixeln außergewöhnlich hoch auf, in Sachen Qualität kommt das Zenfone 3 Deluxe aber nicht ganz an Huaweis P10 Plus oder das Samsung Galaxy S8 heran. Aufnahmen in lichtschwacher Umgebung profitieren bei der Konkurrenz von deren größerer Blende (f/1.8 für das Huawei P10 Plus und f/1.7 beim Galaxy S8 gegenüber f/2.0 beim Zenfone 3 Deluxe). Dank der Asus-Technologie „TriTech Autofokus System“ermittelt die Kamera schnell die richtige Schärfe-
einstellung. Der integrierte LaserFokus sorgte im Test aber auch für Überraschungen: Bei schwachem Licht zielte er durch die Position der Kamera am Motiv vorbei und versorgte die LED mit falschen Informationen – das Motiv wurde hoffnungslos überbelichtet. Die Entfernungsmessung an sich funktioniert natürlich gut und kann über die App „Laserlineal“für kleine Abstände auch abseits der Kamera verwendet werden.
Verwechslungsgefahr
Das Zenfone 3 Deluxe kommt hierzulande als Dual-SIM-Smartphone. Einer der beiden Slots fasst eine Micro-SIM, der andere eine Nano-SIM oder alternativ eine Micro-SD. Wer eine solche nutzen will und in seinem alten Smartphone bereits eine Nano-SIM verwendet, braucht also entweder einen Adapter oder fordert bei seinem Provider eine neue Microoder Triple-SIM an, wofür zusätzliche Kosten anfallen können.
Aufgepasst: Asus will für sein Flaggschiff stolze 799 Euro. Werden an der Kasse nur 499 Euro verlangt, liegt vielleicht nicht das gewünschte Gerät im Korb: Das Zenfone 3 Deluxe gibt es inzwischen auch in einer kompakteren Variante mit 5,5-Zoll-Display und schwächerer Ausstattung. Die Bezeichnung ist weitgehend identisch, bis auf die Modellnummer, in der sich auch die Displaygröße versteckt: ZS570KL heißt das größere, ZS550KL das kleinere Zenfone 3 Deluxe.