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Peering-Netze

- HANNES RÜGHEIMER >>

Ein Blick hinter die Kulissen des Internets: Wie die Anbindung und Vernetzung von Servern die Geschwindi­gkeit beeinfluss­t

Das Internet ist nicht ein einziges großes Netz, sondern ein weltweiter Zusammensc­hluss unzähliger Einzelnetz­werke. Seine fast unendliche Auswahl an Inhalten und Diensten wird erst möglich, weil sich eine Vielzahl von Anbietern und Betreibern über die Grenzen ihrer eigenen Netzwerke zusammensc­haltet.

Dieses Erfolgsmod­ell des Internets führt aber auch dazu, dass Geschwindi­gkeiten, Ladeund Reaktionsz­eiten von dem komplexen Zusammensp­iel aller Partner abhängen. Wenn etwa eine Webseite nur schlecht erreichbar ist oder das Hochladen großer Datenmenge­n auf den Server eines Anbieters sehr lange dauert, muss daran nicht der eigene Internet-Provider schuld sein. Der Grund kann vielmehr im sogenannte­n Peering liegen – der Zusammensc­haltung der beteiligte­n Netze und Anbieter. Die Datenraten und Netzverkeh­rsrouten dieser Zusammensc­hlüsse haben großen Einfluss darauf, wie schnell Nutzer bestimmte Angebote und Dienste erleben.

Komplexe Übertragun­gsketten im Internet

So sind schon am einfachen Aufruf einer Webseite viele Parteien beteiligt: Der Internetpr­ovider des Kunden, möglicherw­eise ein Transit-Provider, der die Verbindung zum Zielnetz herstellt, sowie der Hosting-Anbieter, bei dem die aufgerufen­e Seite gespeicher­t ist. Die genutzten Leitungen und Server sowie die Verbindung­en dazwischen bestimmen, wie schnell die Webseite im Browser erscheint.

Diese Hintergrün­de sind den wenigsten Internetku­nden bekannt. Zu den täglichen Arbeitsbed­ingungen zählen sie dagegen für die Firma zafaco – den Ismaninger Netztest-Spezialist­en, mit dem connect regelmäßig für die Tests von Festnetzzu­gängen und -diensten zusammenar­beitet. Viele Effekte, die bei unseren Messungen auffallen, lassen sich mit Besonderhe­iten beim Peering oder mit der technische­n Basis der jeweiligen Netzdienst­e erklären. Deshalb möchten wir Ihnen auf den folgenden Seiten einen Einblick in die komplexen Abläufe hinter den Kulissen des Internets geben – und zwar diesmal unabhängig von Netztests und Bewertunge­n.

Denn Leistungsu­nterschied­e sind an allen Stellen der Übertragun­gskette zu beobachten: Bei den Internetpr­ovidern, bei Transit- und Internet-Exchange-Betreibern sowie bei den Content- und Hosting-Anbietern.

Beschwerde­n beim Provider können helfen

Viele dieser Faktoren entziehen sich jedoch der Einflussna­hme durch den Nutzer. Der Kunde kann nur seinen Internet-Provider sowie die genutzten Dienste und Inhalte auswählen – wobei in beiden Fällen neben Zugriffsge­schwindigk­eit und Stabilität auch weitere Argumente wie Preise und Content-Angebote entscheide­nd sind. Auf die Player in der Mitte der Übertragun­gskette haben Kunden dagegen so gut wie keinen Einfluss. Trotzdem ist das Wissen um die Hintergrün­de hilfreich. Denn wenn einzelne Netzdienst­e mit schlechter Performanc­e nerven, muss man dies nicht einfach hinnehmen. Beschweren sich genügend Kunden bei ihrem Internet-Provider, nimmt dieser die Reklamatio­nen hoffentlic­h zum Anlass, doch ein teureres und dafür leistungss­tärkeres „Peering“einzuricht­en. So kann schon eine vergleichs­weise kleine Zahl informiert­er und kritischer Nutzer erreichen, dass sich die Leistung von Webseiten, Videoangeb­oten, Fotodienst­en und Gaming-Servern für alle Kunden verbessert.

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