Peering-Netze
Ein Blick hinter die Kulissen des Internets: Wie die Anbindung und Vernetzung von Servern die Geschwindigkeit beeinflusst
Das Internet ist nicht ein einziges großes Netz, sondern ein weltweiter Zusammenschluss unzähliger Einzelnetzwerke. Seine fast unendliche Auswahl an Inhalten und Diensten wird erst möglich, weil sich eine Vielzahl von Anbietern und Betreibern über die Grenzen ihrer eigenen Netzwerke zusammenschaltet.
Dieses Erfolgsmodell des Internets führt aber auch dazu, dass Geschwindigkeiten, Ladeund Reaktionszeiten von dem komplexen Zusammenspiel aller Partner abhängen. Wenn etwa eine Webseite nur schlecht erreichbar ist oder das Hochladen großer Datenmengen auf den Server eines Anbieters sehr lange dauert, muss daran nicht der eigene Internet-Provider schuld sein. Der Grund kann vielmehr im sogenannten Peering liegen – der Zusammenschaltung der beteiligten Netze und Anbieter. Die Datenraten und Netzverkehrsrouten dieser Zusammenschlüsse haben großen Einfluss darauf, wie schnell Nutzer bestimmte Angebote und Dienste erleben.
Komplexe Übertragungsketten im Internet
So sind schon am einfachen Aufruf einer Webseite viele Parteien beteiligt: Der Internetprovider des Kunden, möglicherweise ein Transit-Provider, der die Verbindung zum Zielnetz herstellt, sowie der Hosting-Anbieter, bei dem die aufgerufene Seite gespeichert ist. Die genutzten Leitungen und Server sowie die Verbindungen dazwischen bestimmen, wie schnell die Webseite im Browser erscheint.
Diese Hintergründe sind den wenigsten Internetkunden bekannt. Zu den täglichen Arbeitsbedingungen zählen sie dagegen für die Firma zafaco – den Ismaninger Netztest-Spezialisten, mit dem connect regelmäßig für die Tests von Festnetzzugängen und -diensten zusammenarbeitet. Viele Effekte, die bei unseren Messungen auffallen, lassen sich mit Besonderheiten beim Peering oder mit der technischen Basis der jeweiligen Netzdienste erklären. Deshalb möchten wir Ihnen auf den folgenden Seiten einen Einblick in die komplexen Abläufe hinter den Kulissen des Internets geben – und zwar diesmal unabhängig von Netztests und Bewertungen.
Denn Leistungsunterschiede sind an allen Stellen der Übertragungskette zu beobachten: Bei den Internetprovidern, bei Transit- und Internet-Exchange-Betreibern sowie bei den Content- und Hosting-Anbietern.
Beschwerden beim Provider können helfen
Viele dieser Faktoren entziehen sich jedoch der Einflussnahme durch den Nutzer. Der Kunde kann nur seinen Internet-Provider sowie die genutzten Dienste und Inhalte auswählen – wobei in beiden Fällen neben Zugriffsgeschwindigkeit und Stabilität auch weitere Argumente wie Preise und Content-Angebote entscheidend sind. Auf die Player in der Mitte der Übertragungskette haben Kunden dagegen so gut wie keinen Einfluss. Trotzdem ist das Wissen um die Hintergründe hilfreich. Denn wenn einzelne Netzdienste mit schlechter Performance nerven, muss man dies nicht einfach hinnehmen. Beschweren sich genügend Kunden bei ihrem Internet-Provider, nimmt dieser die Reklamationen hoffentlich zum Anlass, doch ein teureres und dafür leistungsstärkeres „Peering“einzurichten. So kann schon eine vergleichsweise kleine Zahl informierter und kritischer Nutzer erreichen, dass sich die Leistung von Webseiten, Videoangeboten, Fotodiensten und Gaming-Servern für alle Kunden verbessert.