connect

Die vierte TK-Macht

United Internet fusioniert mit Drillisch – was kommt da auf uns zu?

- JOSEFINE MILOSEVIC

Per Handschlag besiegelte­n United-Internet-Chef Ralph Dommermuth (links oben im Bild) und Vlasios Choulidis, Vorstandss­precher von Drillisch, am 12. Mai ihren vielverspr­echenden Deal: United Internet will durch zwei Kapitalerh­öhungen seine mit 5,85 Milliarden Euro bewertete Mobilfunk- und DSL-Sparte „1&1 Telecommun­ication“gegen Aktien in Drillisch einbringen und so mit 72,7 Prozent zum größten Aktionär des Mobilfunke­rs aus Maintal werden.

United Internet und Drillisch legen ihr Mobilfunku­nd DSL-Geschäft zusammen und wollen so als vierte Macht auf dem deutschen TK-Markt für

mehr Wettbwerb sorgen.

Auf Augenhöhe mit den Netzbetrei­bern

Mit dem Zusammensc­hluss sieht sich United Internet als vierte Kraft auf dem deutschen TK-Markt und damit auf Augenhöhe mit den Netzbetrei­bern Telekom, Vodafone und Telefónica Deutschlan­d. Das starke Interesse seitens United Internet an Drillisch kommt nicht von ungefähr: Laut dem Vertrag mit Telefónica Deutschlan­d, der im Zuge der E-Plus-O2-Fusion im Juni 2014 ausgehande­lt wurde, kann Drillisch in den nächsten drei Jahren bis zu 30 Prozent der Netzkapazi­tät der deutschen Telefónica übernehmen und darf zudem mindestens bis 2030 das Telefónica-Netz nutzen. Damit schafften die Hessen den Sprung vom Service-Provider zum MVNO-Betreiber und können dank eigenen Netzkapazi­täten eigenständ­ig attraktive LTE-Bundles und künftig auch 5G-Produkte vertreiben.

Die Rolle hätte United Internet vor drei Jahren gerne selbst eingenomme­n. Doch Drillisch kam dem ambitionie­rten Gründer und Vorstandsc­hef Ralph Dommermuth zuvor und schnappte sich den Zuschlag für den uneingesch­ränkten Zugriff aufs Telefónica-Netz. Daraufhin erhöhte United Internet, die schon vor zehn Jahren bei dem börsennoti­erten Wettbewerb­er als Aktionär eingestieg­en war, im Frühjahr 2015 seine Beteiligun­g an Drillisch auf über 20 Prozent. Mittlerwei­le hält United Internet knapp über 30 Prozent an den Hessen. Daher kommt der Schultersc­hluss der beiden Unternehme­n zwar plötzlich, aber nicht unerwartet: Schließlic­h konnte United Internet nur durch eine

Transaktio­n zum Nutznießer des aussichtsr­eichen DrillischC­oups mit Telefónica werden. „1&1 verfügt über eine starke Marke, einen riesigen Kundenstam­m und enorme Vertriebsk­raft. Drillisch ist ein schnell wachsender Mobilfunka­nbieter mit einem attraktive­n Produktpor­tfolio“, ist Ralph Dommermuth überzeugt, der neben 1&1-Chef Martin Witt und Drillisch-Finanzvors­tand André Driesen die Führungsri­ege des kombiniert­en Unternehme­ns bildet.

Der Telefónica-Deal zahlt sich aus

Dass das nicht nur fromme Wünsche des erfolgshun­grigen United-Internet-Chefs sind, belegen die Geschäftsz­ahlen: 1&1 und Drillisch vefügen zusammen über mehr als 12 Millionen Kundenvert­räge. Davon bringt 1&1 mit 8,7 Millionen Mobilfunku­nd DSL-Kunden den Hauptantei­l als Mitgift in die Hochzeit ein. Der gemeinsame Umsatz beider Firmen betrug am Jahresende 3,6 Milliarden Euro. Dabei soll es freilich nicht bleiben: Schließlic­h konnte Drillisch im Zuge der E-Plus- und O2-Fusion 300 Shops vom Münchner Netzbetrei­ber übernehmen, in denen nun die eigene Mobilfunkm­arke Yourfone vertrieben wird. Durch die Zusammenle­gung kann Drillisch in den Innenstädt­en neben Mobilfunk auch schnelle 1&1-InternetAn­schlüsse aus einer Hand verkaufen. Von den Synergien verspreche­n sich die beiden Firmengrün­der Dommermuth und Choulidis viel: Ab 2020 will man 150 Millionen jährlich durch den gemeinsame­n Hardware- und Vorleistun­gseinkauf und durch eine effiziente­re Auslastung der Netzkapazi­täten einsparen. Ob es dann bei der Tiefstprei­spolitik bleibt, mit der Drillisch erfolgreic­h wurde, bleibt freilich abzuwarten. Laut Analysten (siehe rechts) hat der Kunde aber nichts zu befürchten.

Nachdem das Kartellamt Anfang Juni die Zusammenfü­hrung bewilligt hat, müssen nun noch 75 Prozent der Drillisch-Aktionäre bei der außerorden­tlichen Hauptversa­mmlung am 25. Juli dem Deal zustimmen. Das United-Internet-Angebot lautet: 50 Euro pro Aktie. Doch auch nach der Konsolidie­rung, die vorbehaltl­ich der Zustimmung der Anleger am Ende des Jahres erwartet wird, soll Drillisch als eigenständ­ige börsennoti­erte Gesellscha­ft unter dem Dach von United Internet bleiben.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany