Wandern mit Smartphone
Mit diesen Tools wird der Ausflug in die Bergwelt zur reinen Freude
Wenn die Sonne wieder mehr Outdoor-Begeisterte nach draußen lockt, stehen Wanderer, Radfahrer oder Spaziergänger vor der Frage, welche Ziele es für ihre Aktivitäten in der näheren Umgebung oder am Urlaubsort gibt. Und statt unhandliche Wanderoder Reiseführer zu wälzen, lohnt sich ein Blick auf Tourenportale oder Apps. Schließlich haben sich Smartphones als Outdoor-Navi durchaus bewährt. Als ständiger Begleiter sind sie ohnehin auf der Tour dabei und schießen auch noch Bilder während der Wanderung oder der Bike-Tour.
Allerdings sollten Biker oder Wanderer, die mit dem Smartphone unterwegs nicht vom rechten Pfad abkommen wollen, Sorge tragen, dass der Akku des Mobilgeräts aufgeladen ist – und möglichst ein Akkupack im Gepäck steckt. Smartphones sind nämlich gerade auf Touren echte Stromfresser. So suchen sie für die Ortung dauernd nach GPS-Signalen. Und für die Wegführung schauen Outdoor-Sportler häufig auf das Display. Damit nicht noch eine ständige Verbindung zum Internet den Akku zusätzlich strapaziert, empfiehlt es sich, das Kartenmaterial zu speichern. So erreichen Wanderer ihr Etappenziel auch, wenn es mal keinen Internet-Empfang gibt oder dieser im Ausland Kosten verursacht.
Smarter unterwegs
Wer sein Smartphone mit auf die Wanderung oder den Moutainbike-Trail nimmt, sollte aber auch bedenken, dass die schicken Geräte in der Regel nicht für den Outdoor-Einsatz gemacht sind. Fällt das Edel-Telefon aus dem Rucksack oder wird es bei einem kräftigen Regenschauer nass, führt das nicht selten zu irreparablen Schäden. Empfindliche Mobiltelefone gehören auf der Tour in eine (wasserdichte) Schutzhülle und ein Zusatzakku bei längeren Unternehmungen in den Rucksack. Wer häufiger mit Bergschuhen oder Fahrrad unterwegs ist, kann zu einem robusten Outdoor-Smartphone greifen. Dazu zählen beispielsweise Samsungs Galaxy Xcover 4 oder Catphones Cat S50.
Wandern mit Apps
Unabhängig von der Art des Smartphones muss auf jeden Fall die passende App mit auf Tour. Und da führt kaum ein Weg vorbei an der App des Alpenvereins. Alpenvereinaktiv.com ist das gemeinsame Tourenportal der Alpenvereine Deutschlands, Österreichs und Südtirols. Interessierte Wanderer oder Radler haben darüber Zugriff auf ein riesiges Tourenarchiv, das zum Teil von registrierten Mitgliedern stammt. Sie erhalten umfangreiche Infos, Karten und GPS-Tracks für eine gelungene Wanderung, Mountainbikeoder Hoch- und Skitour. Dabei kann jeder seine eigene Tour planen (s. Kasten S. 69) oder eine bestehende Tour übernehmen und auf sein Mobilgerät laden. Wer Teil dieser Community ist, kann selbst Tourenbeschreibungen (mit Bildern) ausfüllen und veröffentlichen. So sind die Tourenbeschreibungen zwar durchaus unterschiedlich, liefern aber zumindest einen Eindruck über die Län-
ge der Tour oder das Höhenprofil. Außerdem ist es möglich, die Route (als GPX- oder KML-Datei) auf ein Outdoor-Navi zu übertragen.
Die Tourplanung funktioniert auch über die App, allerdings ist es bequemer über das Webportal (s. Kasten S. 103). Wichtig ist es, die Tour auf das Smartphone herunterzuladen, damit die Karte auch bei schwacher Netzabdeckung noch angezeigt werden kann. Jede Tour lässt sich unterwegs mit dem Smartphone bequem aufzeichnen. Und wer mit seinem Mobilgerät draußen unterwegs ist, kann über die App auch Zusatzfunktionen wie den Kompass, den Höhenmesser oder den Notruf nutzen.
Der Alpenvereins-App zum Verwechseln ähnlich ist die Outdooractive-App, die es in einer Gratisund einer Premium-Variante für zehn Euro gibt.
Tourplanung mit Apps
Entstanden ist diese Wander-App unter dem gleichen Dach wie die Alpenvereins-App. Durch unterschiedliche Communitys und Partner lassen sich hier andere Touren finden. Insgesamt sollen über die App über 160 000 Tourenbeschreibungen mit Bildern, Routenverläufen, Karten und Wegbeschreibungen bei Outdooractive verfügbar sein. Analog zu der Alpenvereins-App lassen sich auch mit Outdooractive eigene Touren planen und auf Wunsch veröffentlichen. Infos zu Übernachtungs- möglichkeiten oder zum aktuellen Wetter liefert die App ebenfalls.
Da die Macher von Outdooractive zahlreiche Partner in der Tourismusbranche haben, gibt es für die unterschiedlichsten Urlaubsregionen Gratis-Apps mit Tourenvorschlägen, Sehenswürdigkeiten und Übernachtungsmöglichkeiten. So zeichnen die Outdooractive-Entwickler außerdem für die
Wander- und Radfahr-App des ADAC verantwortlich. Der Verkehrsclub kassiert dafür allerdings eine Gebühr von fünf Euro.
Berge in 3-D
Einen anderen Ansatz verfolgen die Macher der „3D Outdoor Guides“(http://outdoor-guides.de). Zwar gibt es dort ebenfalls eine Outdoor-Community, über die Touren hochgeladen und ausgetauscht werden können. Doch zeichnen sich Webportal und App durch die faszinierenden 3-D-Karten aus. Entstanden sind diese Karten auf Basis von Luftbildern und hochaufgelösten Geländemodellen. Sie bilden Berge und Landschaft sehr plastisch und dreidimensional ab, was die Orientierung erleichtert. Außerdem erkennen beispielsweise Bergsteiger, ob bestimmte Routen geklettert werden können. Um Portal und App von 3D Outdoor Guides für die eigene Tourplanung nutzen zu können, müssen Bergfans sich zunächst registrieren und ein Tool installieren. Anschließend können Wanderer, Mountainbiker und Skitourengeher auf über 1500 fertige Tourenvorschläge (aus dem Bergverlag Rother) zugreifen oder eigene zusammenstellen. Auf dem PC erstellte Routen werden über den eigenen Account mit dem Smartphone synchronisiert und können dort auch offline genutzt werden. Für einen schnellen Überblick ist das Kartenmaterial ebenfalls in 2-D verfügbar. Im Gegensatz zu den kostenlosen Angeboten des Alpenvereins ist die Nutzung des 3-D-Tourenportals kostenpflichtig. Die Premium-Mitgliedschaft ist für 4,99 Euro im Monat oder 14,99 Euro im Jahr erhältlich. Gratis-Apps von den Entwicklern der 3-D-Karten gibt es für verschiedene Ferienregionen in den Alpen. Dazu zählt seit Neuestem auch der Nationalpark Berchtesgaden. So kann man den Watzmann virtuell ganz ohne Schweiß und Mühe überschreiten oder den eigenen Ausflug dorthin genau planen.
Mit einem umfangreichen Tourenportal im Hintergrund punkten auch die Apps „Bergfex Touren & GPS Tracking“oder „Viewranger“. Für Outdoor-Enthusiasten ersetzen auch sie den Wander-, Mountainbike oder Skitourenführer und bieten ebenfalls die Möglichkeit, eigene Routen festzulegen.
Karten kosten
Beide Apps sind übrigens auch für die Apple Watch verfügbar. Offline als Wanderführer taugen sie allerdings nur, wenn die Karten kostenpflichtig erworben werden. Und während es bei Bergfex für faire 4,99 Euro im Jahr entsprechendes Kartenmaterial gibt, müssen Viewranger-Nutzer weitaus tiefer in die Tasche greifen: Kleinere Kartenausschnitte gibt es schon ab 0,99 Cent, doch kostet beispielsweise die 1:25.000erKarte von Deutschland, Österreich und Dänemark stolze 219 Euro.
Plaudernder Wanderguide
Wer während seiner Wanderung oder Radtour für die Orientierung nicht dauernd auf sein Smartphone blicken, sondern sich auf die Natur konzentrieren will, sollte zur Komoot-App greifen. Dieser praktische Pfadfinder leitet Outdoor-Fans per Sprachanweisung ans angegebene Ausflugsziel.
Ähnlich wie bei der Autonavigation erhalten Trekker oder Biker punktgenaue Ansagen, wann und wo sie abbiegen oder einen bestimmten Weg einschlagen sollen. Dabei können sie auf zahlreiche Touren anderer Bergsportler zurückgreifen oder eigene Wanderungen sowie Mountainbike-Runden zusammenstellen. Letzteres lässt sich auch bequem am PC erledigen. Eine Offline-Navigation ist für registrierte Nutzer auch verfügbar. Dabei ist die Nutzung der ersten ausgewählten Region gratis. Jede weitere Region kostet vier Euro, ein Regionenpaket neun Euro und das Komplettpaket, das Offline-Karten für Europa, Nordamerika, Afrika und Asien-Pazifik umfasst, schlägt mit rund 30 Euro zu Buche – unbegrenzte KartenUpdates sind da allerdings enthalten. Sehenswürdigkeiten und ausgearbeitete Touren werden auch bei Komoot von der Community bereitgestellt.
Gesprochene Richtungsanweisungen gibt es auch bei der reinen Radfahr-App „Naviki“. Ausgeklügelte Suchfunktionen helfen dabei, sich Ausflüge nach Länge, Zeit, Höhenmetern oder Eignung für Touren- oder Rennbikes auszusuchen. Wer bei Naviki werbefrei und mit Sprachansagen über Stock und Stein radeln will, wird (natürlich) zur Kasse gebeten. So kostet das Entfernen der Werbung schon mal 2,29 Euro und die Sprachansagen nochmal 4,49 Euro. Bezahlen müssen auch Rennradler oder Pedelec-Fahrer, wenn sie auf ihr Rad zugeschnittene Routenplanungen nutzen wollen.
Ebenfalls kostenpflichtig, dafür aber mit besonderen Karten ausgestattet, ist die App „Locus Map Pro – Outdoor GPS“. Verfügbar ist sie für 8,49 Euro allerdings nur für Android-Geräte.
Außer diesen ausgewiesenen Wander-Apps gehören auf das Smartphone von Outdoor-Fans noch zusätzliche Apps, mit denen man etwa die Wetterprognosen überprüfen oder die umliegenden Gipfel identifizieren kann.