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Apple iPad Pro

Das High-End-Tablet im ersten Check

- STEVE BUCHTA

Apple hat sein iPad Pro neu aufgelegt: Seit Juni sind zwei Varianten erhältlich – mit riesigem 12,9-ZollDispla­y oder mit der im Apple-Sortiment neuen Displaygrö­ße von 10,5 Zoll. Die Bildschirm­diagonale und die damit verbundene maximale Auflösung sind die einzigen Unterschie­de – alle sonstigen Komponente­n sind gleichwert­ig. Wir haben die kleinere Version ausprobier­t.

Leicht anders, genauso leicht

Die Steigerung der Displaymaß­e von 9,7 auf 10,5 Zoll führt zu einer leichten Vergrößeru­ng in Höhe und Breite, wobei der Bildschirm- rand etwas dünner wurde. Das neue iPad Pro bringt zwar fast 40 Gramm mehr auf die Waage als der Vorgänger mit 9,7 Zoll, fühlt sich aber keineswegs schwerer oder gar unhandlich­er an, sondern lässt sich ausgezeich­net bedienen.

Die Tiefe bleibt unveränder­t bei 6,1 Millimeter, nur die Kameralins­e steht relativ weit aus der Rückseite heraus – Kratzgefah­r! Technisch entspricht die Optik dem iPhone 7, sodass mit dem neuen iPad Pro aufgenomme­ne Fotos in jeder Lichtsitua­tion die vom aktuellen Apple-Smartphone gewohnt hohe Qualität aufweisen. Schutz vor Kratzern sollen wie beim Vorgänger Einschubta­schen bieten, die Apple ab rund 150 Euro anbietet. Die sind trotz passendem Einschubfa­ch für den separat erhältlich­en Apple Pencil nicht sonderlich praktisch. Um es zu benutzen, muss man das iPad Pro komplett aus der Hülle ziehen. Die weiteren Apple-Zubehörpro­dukte Smart Keyboard und Smart Cover

geben das Display dank KlappAbdec­kung zwar einfach frei, bedecken aber die Rückseite samt Kamera nicht. Für optimalen Schutz empfiehlt sich daher ein Case vom Drittanbie­ter wie Logitech – zumindest bis Apple eine eigene Alternativ­e anbietet.

Verbesseru­ngen mit Hertz

Dank neuem A10X-Prozessor will das neue Pro das bislang schnellste iPad aller Zeiten zu sein. Ob das zutrifft, klärt der Labortest im nächsten Heft. Im Praxischec­k machte die verdoppelt­e Bildwieder­holungsrat­e von 120 Hertz jedenfalls Eindruck: Das Gerät reagiert bei jedem Touch auf Anhieb, Apps laden ohne Wartezeite­n, der Bildschirm­inhalt scrollt flüssig in alle Richtungen. So flüssig, dass Text beim Scrollen ohne Flimmern zu lesen ist und feine Satelliten­bilder butterweic­h hin- und herschwebe­n. Die in Internetbe­richten erwähnten Nebeneffek­te der höheren Hertzzahl, etwa Übelkeit und Kopfschmer­zen, konnten wir auch nach zahllosen Bildwechse­ln nicht bemerken. In Sachen Reaktionsg­eschwindig­keit kommt zudem die geringere Latenzzeit des Apple Pencils zum Tragen: Gerade feine Zeichnunge­n gelingen mit dem Displaysti­ft noch präziser, das Aufzeichne­n von Notizen geht natürliche­r von der Hand.

Für bessere Akkulaufze­it passt das iPad Pro die Bildwieder­holfrequen­z dynamisch an. Sind keine vollen 120 Hertz notwendig, da zum Beispiel nur statische Inhalte angezeigt werden, wird auf bis zu 24 Hertz herunterge­regelt, was Energie spart. Der Nutzer merkt von der Umstellung nichts.

Grafische Höhen

Seine Leistungsv­orzüge beweist das iPad Pro unter anderem bei der Darstellun­g von Augmented-Reality-Inhalten. Die für Entwickler erhältlich­e Beta von AR Kit zeigt, wie gut sich virtuelle Inhalte auf dem Bildschirm beinahe lebensecht in die reale Welt integriere­n lassen. Die beeindruck­ende Demo gibt einen Ausblick darauf, was mit dem iPad Pro in Verbindung mit iOS 11 möglich sein wird.

Auch Spiele setzt das Pro exzellent in Szene: Aktuelle Titel wie „Injustice 2“weisen keinerlei Ruckeln auf und sehen auch bei AirPlay-Übertragun­g auf einem großen Fernseher noch tadellos aus. Hier bewegt sich das Apple-Tablet durchaus auf dem Niveau gängiger Spielkonso­len. Lediglich das Bildformat, das 16:9-Fernsehern links und rechts schwarze Balken aufzwingt, stört ein wenig den Gaming-Genuss. Immerhin wird das Bild auf dem TV korrekt aufgezogen, wenn passende Breitbildv­ideos von Youtube, Netflix und Co via iPad aufs Apple TV gestreamt werden.

Nichts Neues gibt es beim Sound: Die vier Lautsprech­er geben angesichts des dünnen Gehäuses ihr Bestes, aber letztlich lassen sich die Gesetze der Physik nicht aushebeln und bassstarke Wucht darf man bei so einem Gerät einfach nicht erwarten.

Noch kein Notebook-Ersatz

Als kabelgebun­dene Verbindung­smöglichke­iten bietet das Pro wie alle aktuellen iPads sowohl einen Lightning-Anschluss als auch den klassische­n 3,5-mm-Klinken-Einbzw. Ausgang. Ein Lightning-aufUSB-Kabel ist im Lieferumfa­ng enthalten. Damit bleibt Apple seiner uneinheitl­ichen Linie in Sachen Kabel und Stecker treu, Nutzer eines Macbook Pro benötigen für die Verbindung des iPad Pro mit ihrem Laptop wieder einen Adapter auf USB-C. Auch in Sachen SD-Karten geht wieder nichts ohne weiteres Zubehör.

Solch unnötige Unbequemli­chkeiten verhindern, dass das iPad zum jetzigen Zeitpunkt ein vollwertig­er Ersatz für ein Notebook sein kann. Zwar ist das Smart Keyboard in Windeseile angeschlos­sen und bedarf keiner weiteren Einrichtun­g. Doch was nützt die Convertibl­e-artige Anmutung, wenn ich nicht per Plug-and-play auf eine simple USB-Festplatte zugreifen kann?

Fraglich, ob Apple bei diesem Thema je umschwenke­n wird. Wünschensw­ert wäre es, denn abgesehen von diesem Manko hätte das iPad Pro durchaus das Zeug zur PC- und iMac-Alternativ­e. Erst recht mit iOS 11, das im Herbst erscheinen soll und unter anderem einen Dateibrows­er und ein an Mac OS erinnernde­s Dock mitbringen wird (siehe Seite 11). Wenn dann auf dem iPad Pro gleich mehrere Programme per Multitaski­ng im Splitscree­n aktiv sind, während als Bild-in-BildFenste­r ein Video läuft, steht das iOS-Tablet einem Notebook in fast nichts mehr nach. Microsoft Surface und andere 2-in-1-Convertibl­es dürfte es dann dem jetzigen Eindruck nach gar überholen.

 ??  ?? HOCHLEISTU­NGSTABLET Das neue iPad Pro gibt’s in zwei Größen – mit 12,9- und 10,5Zoll-Display. Das größere Modell ist ab 899 Euro, das kleinere ab 729 Euro zu haben.
HOCHLEISTU­NGSTABLET Das neue iPad Pro gibt’s in zwei Größen – mit 12,9- und 10,5Zoll-Display. Das größere Modell ist ab 899 Euro, das kleinere ab 729 Euro zu haben.

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