Netzwetter
Whatsapp hat sich in kürzester Zeit als eine der beliebtesten Apps auf dem Smartphone etabliert. Die Netzwetter-Analyse zeigt, wie der Whatsapp-Einsatz von der Verbindungsqualität und der Zeit abhängig ist.
Wie die Whatsapp-Nutzung von der Netzqualität und Uhrzeit abhängig ist
Ob ein neues Produkt oder ein neuer Dienst am Markt ankommt, etscheidet der Konsument. Für den Erfolg muss zumindest ein Bedürfnis befriedigt werden, egal ob dies nun real ist oder eher eingebildet. Der Kunde erwartet daneben aber auch eine gewisse Perfektion und ein stimmiges Preis-LeistungsGefüge. Das mögliche Sparpotenzial dürfte der Hauptgrund für die Beliebtheit des Instant-Messaging-Dienstes Whatsapp sein. Da auch Bedienbarkeit und Funktionalität außer Frage stehen, hat Whatsapp für viele SmartphoneBesitzer mittlerweile SMS und das klassische Telefoninterface abgelöst. Kein Wunder, dass in einer Netzwetter-Analyse vom Februar letzten Jahres die Gruppe der Whatsapp-Vielnutzer sogar die Social-Media-Fans bei Weitem übertraf und auf einen Anteil von 25 Prozent kam.
Kniffe zum Datenschutz
Dabei ist natürlich interessant zu sehen, wie Whatsapp eingesetzt wird. Die statistische Auswertung ist über die connect-App möglich, ohne überhaupt Einblick in Whatsapp und die Datenströme zu nehmen. Dazu betrachtet die connectApp nur die Datenraten, die von Whatsapp versendet oder empfangen werden. Der Datenstrom wird dann in Teile mit konstanter Datenrate geteilt.
Wann immer ein Abschnitt mindestens drei Sekunden Datenübertragung enthält, wird er nach durchschnittlichem Durchsatz, Varianz des Durchsatzes und Länge der Blöcke konstanter Datenrate untersucht. Ein MachineLearning-Algorithmus sucht nach wiederkehrenden Mustern in diesen Abschnitten. Die werden schließlich nach Nachrichten, Telefonanrufen und Video-Telefonaten eingeteilt.
Durch die Mindestlänge von drei Sekunden kann es sein, dass diesem Algorithmus die ein oder andere gesendete oder empfangene Nachricht entgeht. Doch für Anrufe jeglicher Art sind drei Sekunden eine eher kurze Zeit, so dass hier mit hoher Genauigkeit gemessen wird.
Whatsapp und das Funknetz
Interessant ist es zu beobachten, wie sich die zur Verfügung stehende Datenverbindung über Mobilfunknetz oder Wi-Fi auf das Nutzungsverhalten von Whatsapp auswirkt. Bemerkenswert: Videoanrufe finden in 2G-Netzen nicht statt, und selbst reine Sprachanrufe haben mit 0,2 Anrufen pro Nutzer und Monat praktisch keine Bedeutung. Ab UMTS mit oder ohne HSDPA (3G) geht es dann aber richtig zur Sache. Etwa 37 Mal im Monat ruft der WhatsappNutzer über seinen Messenger an. Dabei erfolgt der größte Teil der Gespräche über Wi-Fi. 4G kann hier immer noch einen doppelt so hohen Anteil an Sprach- und Video-Talk-Verbindungen verbuchen wie 3G.
Wer hieraus schließt, dass Anrufe über 3G weniger Spaß machen oder weniger gut funktionieren und damit seltener oder kürzer sind, hat einen Effekt nicht berücksichtigt: die Funkversorgung. Denn rechnet man heraus, wie oft das Smartphone in 2G, 3G, 4G oder Wi-Fi eingebucht war, dann verteilen sich Sprachanrufe annähernd gleich auf alle Technologien. Für Videoanrufe gilt das nur, wenn man den für Bewegtbildübertragung nicht hundertprozentig geeigneten 2G-Standard aus der Rechnung herausnimmt. 3G, 4G und Wi-Fi übernehmen dann je etwa ein Drittel der Bildtelefonate, mit leichtem Vorteil für 4G.
Für die interessanteste Erkenntnis aus der Analyse der hier präsentierten Daten muss jedoch zuerst die Zeit ein wenig zurückgedreht werden. Bei der Einführung von UMTS haben Gerätehersteller und Netzbetreiber einigen Aufwand betrieben, um ihren Kunden die Videotelefonie schmackhaft zu machen. Ein Erfolg war diesen Bemühungen nie beschert. Und heute weiß wohl mancher Telefonbesitzer nicht, ob und wenn wie
sein Gerät Videocalls über das Telefon-Interface ermöglicht.
Bei Whatsapp hingegen sind die Anrufe mit bewegtem Bild gelebte Realität. Ziemlich genau ein Drittel der Anrufe sind Videocalls. Und das ist sogar unabhängig von der Verbindungstechnologie, solange mindestens 3G vorhanden ist. Der durch allgegenwärtige Flatrates günstige Preis zusammen mit einer ausgereiften, leicht bedienbaren Anwendung machen es möglich.
Schwankender Einsatz
Nach aktiver Datenübertragung gemessen liegt die Whatsapp-Nutzungszeit bei durchschnittlich 78 Minuten pro Monat. Bemerkenswert: Obwohl nur 1,5 Prozent dieser Zeit auf die Videotelefonie entfallen, konsumiert diese zwei Drittel des gesamten von Whatsapp verbrauchten Datenvolumens, das durchschnittlich bei gut 11 Megabyte pro Monat und Nutzer liegt.
Die Analyse, wie sich die Whatsapp-Nutzung über den Tag verteilt, birgt dagegen wenig Überraschungen: So sind die geringsten Aktivitäten gegen 5 Uhr zu konstatieren – einer Zeit, wo die Nachteulen unter den Menschen meist schon zu Bett gegangen sind, während die Frühaufsteher noch friedlich schlummern. Der Spitzenwert gegen 20 Uhr korrespondiert mit einem Peak, den man auch bei der Internetnut- zung und dem durch Kochen und TV erhöhten Energieverbrauch beobachten kann. Er zeichnet Whatsapp auch klar als überwiegend privat genutzte App aus. Spannend ist zudem der bei Videoanrufen besonders hohe Peak von über 25 Prozent.
Hier darf man vermuten, dass Whatsapp zum Feierabend oft Menschen verbindet, die sich räumlich fern sind, sich aber umso näher sein wollen.