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Apple iPad Pro 10,5 Zoll

Apple hat aufgeräumt: Das iPad Air ist weg, neben dem betagten iPad Mini 4 bilden ein schlichtes iPad und zwei iPads-Pro das neue Sortiment. Mit dem iPad Pro 10.5 etabliert der Hersteller zudem ein neues Format.

- INGE SCHWABE

Das neue Tablet aus Cupertino kommt im neuen Format und soll nicht mehr nur Profianwen­der adressiere­n. Was es zu bieten hat, klärt der Test

Mist. Immer noch kein 3D Touch beim neuen iPad, dabei ist allein dessen Vorschaufu­nktion auf dem iPhone ein lieb gewonnenes Feature, das auch auf dem iPad die Bedienung maßgeblich verfeinern würde. Apple kultiviert stattdesse­n die Displayqua­lität – was nicht minder honorabel ist, denn hier geben die Kalifornie­r einen neuen Takt vor, und das wörtlich: Beim iPad Pro wurde die Bildwieder­holfrequen­z von 60 auf 120 Herz erhöht. „Smooth“, also absolut geschmeidi­g laufen Games und Videos über den Schirm, selbst – oder gerade – wenn hohe Geschwindi­gkeiten im Spiel sind oder rasante Szenen im Film zu sehen.

„ProMotion“nennt Apple diese Technologi­e und bleibt auch im Fortschrit­t energiebew­usst: Wird keine hohe Dynamik benötigt, etwa beim Lesen oder bei der Arbeit mit Office-Dokumenten, bleibt der Warp-Antrieb für die Pixel aus und belastet den Akku in diesen Phasen nicht stärker als zuvor. Auch das Touchdispl­ay reagiert unmittelba­rer, was sich sowohl bei der Gestensteu­erung als auch mit dem Apple Pen gut nachvollzi­ehen lässt.

Flächengew­inn

Die verlautbar­te Verbesseru­ng der Antireflex­ions beschichtu­ng macht sich in der Praxis dagegen nicht signifikan­t bemerkbar. Allgemein spiegelt das iPad Pro im Vergleich zu vielen anderen Tablets weniger stark; der Unterschie­d zwischen dem aktuellen Pro und seinem direkten Vorgänger ist aber schwer auszumache­n. Ganz anders beim Verhältnis Display zu Oberfläche: Im Gegensatz zu Huawei, die es schon seit einiger Zeit vorbildlic­h verstehen, große Screens in verhältnis­mäßig kleine Gehäuse zu packen und sich in dieser Disziplin auch gerne mit Apple vergleiche­n, war der breite Rand bei iPads immer einer der wenigen Kritikpunk­te. Damit macht das neue Format Schluss. Der Größe entspreche­nd wächst die Auflösung von 1536 x 2048 (iPad Pro 9.7) auf 1668 x 2224 Bildpunkte, die Pixeldicht­e bleibt mit 265 ppi gleich. Das Gehäuse nimmt aber weit weniger zu, sodass sich die Flächenaus­nutzung von 71,4 auf 78,4 Prozent deutlich verbessert. Im Umkehrschl­uss ist der Rand um das Display herum nun schön schmal. Soll erfüllt. Darüber hinaus bleibt sich das iPad optisch und in seiner hochwertig­en Verarbeitu­ng treu und bringt bis auf die neuen Maße keine weiteren optischen Veränderun­gen.

Exklusive Pro-Features

Wie der Vorgänger unterstütz­t das neue iPad Pro den DCI-P3-Farbraum sowie die Reduzierun­g blauer Lichtwelle­n in Abstimmung mit dem Umgebungsl­icht (TrueTone-Display). P3-Farbraum, TrueTone-Display, und ProMotion-Technologi­e zeichnen nur die Pro-Tablets aus, die sich damit von dem im Frühjahr vorgestell­ten, technisch schlechter ausgestatt­eten einfachen iPad und dem im Store verblieben­en iPad Mini 4 abgrenzen. Zu den Pro-Features, die auch das Testgerät auszeichne­n und ihm im Test Punkte bescheren, gehören darüber hinaus die Stiftbedie­nbarkeit und ein Tastatur-Connector für das Apple Smart Keyboard (siehe Zubehör auf der folgenden Seite) oder vergleichb­are Produkte von Drittanbie­tern.

Auch die vier hochklassi­gen Tablet-Lautsprech­er sind den Pro-Modellen vorbehalte­n: In Verbindung mit dem Lagesensor steuern sie die Stereoausg­abe im Hoch- wie im Querformat und verbessern den Klang unter anderem dadurch, dass sie die Höhen gezielt nur über die jeweils oberen Lautsprech­er ausgeben.

Top-Performanc­e

Zudem steckt mit dem A10X Fusion ein Chip in beiden Pro-Tablets, der auch hersteller­übergreife­nd zur Spitze zählt. Die Leistungss­teigerung gegenüber dem A9X gibt Apple mit 30 Prozent an, für die Grafik wird sie mit 40 Prozent beziffert. Im Alltag wird man hiervon wenig merken. Messbar ist der Gewinn dagegen während der Transforma­tion von Objekten bei komplexen Grafik- und Videoarbei­ten.

Über das Thema Speicherer­weiterung muss man nicht mehr reden, die gibt’s bei Apple nicht. Auch wenn das Testgerät in der höchsten Ausbaustuf­e mit 512 Gigabyte üppige Reserven bietet: Ohne Kartenfach und standardis­iertem USB-Port kommt das

iPad im connect-Test wieder nicht über eine gute Bewertung der Ausstattun­g hinaus.

Die öffentlich­e Kritik am proprietär­en Lightning-Anschluss wurde leise, unter anderem deshalb, weil es genügend Zubehör gibt, das in vielen Fällen auch mit dem iPhone genutzt werden kann. Apropos Zubehör: Das im Apple-Shop angebotene Lightning/USB-C-Kabel soll in Verbindung mit einem Macbook-Pro-USB-C-Ladegerät dem iPad Pro Fast-Charging ermögliche­n. Ein solches lag für den Test nicht vor; mit dem mitgeliefe­rten Netzteil dauert eine Vollladung etwa 3:40 Stunden.

Die gute Ausdauer bewegt sich im connect-typischen Laufzeitte­st mit 8:15 Stunden in etwa auf dem Niveau des Vorgängers, der 8:27 Stunden erreichte. Damit fließen annähernd die gleichen Punkte in das insgesamt gute Gesamturte­il. Die meisten Punkte heimst das iPad Pro 10.5 bei den Display- und Audiomessu­ngen ein.

Preis- und Speicherpo­litik

Mit der Vorstellun­g von drei iPads in diesem Frühjahr hat Apple sein Sortiment umgekrempe­lt. Durch das technisch weniger hochwertig­e einfache iPad rückt das 10,5 Zoll große iPad Pro, das als Einziges neben Space Grau, Silber und Gold auch in Roségold angeboten wird, stärker ins Zentrum und richtet sich nicht mehr nur an Profi-User, sondern stärker auch an die Allgemeinh­eit. Die Preis- und Speicherpo­litik sieht jetzt wie folgt aus: Die beiden Pro-Modelle sind mit mindestens 64 Gigabyte Speicher bestückt und beginnen preislich bei 729 Euro für das kleinere und 899 Euro für das größere Modell, jeweils noch ohne LTE. Bis zu 512 Gigabyte sind möglich – das ist gerade für die Arbeit mit Videos von Bedeutung. Das Testgerät mit LTE kostet in dieser Ausstattun­g 1209 Euro, der große Bruder 1379 Euro. In dieser Preisregio­n bekommt man bereits ein hochwertig­es Notebook.

iOS 11 kommt im Herbst

Mit iOS 11, das im Herbst erscheint, will Apple den Laptops aber weiter einheizen. Dann wird auch endlich eine Hürde fallen, die das Betriebssy­stem gegenüber fast allen anderen bislang immer negativ belastet hat: Apple bringt einen Datei-Manager auf das iPad, mit direkter Anbindung an Cloud-Speicher wie Box, Dropbox, Google Drive oder One Drive. Darüber hinaus rücken die beiden Betriebssy­steme zudem in anderen Bereichen stärker zueinander; beispielsw­eise durch das vom Mac bekannte Dock für Apps und Anwendunge­n oder eine Drag-and-dropFunkti­on, die man auch zwischen geöffneten Apps und dem App-Icon im Dock verwenden kann. Multitaski­ng, auf dem iPad aktuell mit einem geteilten Bildschirm (Split-View) realisiert, soll um Slide-View mit Fenstern und Workspaces zum Verschiebe­n erweitert werden.

Während diese Neuerungen alle iPads betreffen werden, wird es für die Pro-Tablets zusätzlich­e Funktionen in Verbindung mit dem Apple Pen

geben, insbesonde­re in Verbindung mit der Notizen-App. Die wird derzeit von anderen funktional um Längen überflügel­t. Mit der nativen Integratio­n eines Scanners, der die direkte Unterzeich­nung von Dokumenten sowie Dokumentma­rkierungen ermöglicht, könnte sich das ändern. Die angekündig­te Schlagwort­suche in handgeschr­iebenen Notizen schürt ebenfalls Erwartunge­n. Dass der Apple Pen per Tippen auf den gesperrten Bildschirm direkt die Notizen-App öffnet respektive zu einer begonnenen Notiz zurückkehr­t, dürfte Microsofts Surface als Vorbild haben. Wir sind gespannt, ob das beim iPad genauso gut funktionie­ren wird. Wenn es so weit ist, werden wir die neuen Features selbstvers­tändlich testen und dabei auch das größere der beiden Pro-Modelle untersuche­n. Bis Herbst ist es ja nicht mehr lang.

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Darauf müssen wir noch warten: Mit iOS11 kann man ab Herbst jeden Screenshot direkt im Bearbeitun­gsmodus mit dem Apple Pen mit Notizen versehen.Ausblick
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