Huawei Matebook X
Das Matebook X ist Huaweis erstes Notebook. Optisch und haptisch legt der schlanke Chinese einen überzeugenden Auftritt hin. Doch kann er auch mit inneren Werten überzeugen?
Das erste Notebook von Huawei legt optisch einen überzeugenden Auftritt hin. Wie steht’s um die inneren Werte?
Der Technologiekonzern Huawei hat ehrgeizige Pläne – und setzt sie auch um. Nach dem Angriff im Smartphone-Markt, der in Form von steigenden Marktanteilen mehr und mehr Früchte trägt, und vielversprechenden Ansätzen im Tablet-Bereich, versuchen sich die Chinesen nun auch noch im PC-Segment.
Einen Vorgeschmack darauf gab es bereits im letzten Jahr mit dem ersten Windows-Gerät aus dem Hause Huawei – einem Tablet mit andockbarem Tastaturcover, auch Detachable genannt. Nun erweitert der Hersteller sein Portfolio um zwei Mobilrechner. Da wäre zum einen der Nachfolger des 2-in-1-Tablets namens Matebook E – einen ausführlichen Testbericht dazu finden Sie in der nächsten Ausgabe. Noch interessanter ist jedoch eine weitere Premiere: das erste Ultrabook von Huawei im klassischen Format.
Schick und robust
Es trägt den Namen Matebook X. Und nicht nur die Produktbezeichnung weist große Ähnlichkeiten mit einem berühmten Mitbewerber auf – auch optisch hat Apples Macbook unübersehbar ein wenig Pate gestanden.
Rein äußerlich hinterlässt das Matebook X denn auch einen blendenden Eindruck. Das in den Trendfarben „Space Grey“, „Rose Gold“oder „Prestige Gold“lackierte Aluminiumgehäuse sieht hervorragend aus und fühlt sich auch so an. Die Abmessungen sind für ein 13,3-Zoll-Gerät extrem knapp bemessen, die Grundfläche ist sogar kleiner als ein DIN-A4Blatt. Hauptverantwortlich dafür ist der besonders schmale Displayrand: Die Blende beträgt gerade einmal 4,4 Millimeter, der Bildschirm nimmt deshalb 88 Prozent der Gehäusefläche ein – bei Ultrabooks üblich sind etwa 78 Prozent. Und mit seinen 1071 Gramm gehört der schlanke Chinese ohnehin zu den absoluten Leichtgewichten seiner Klasse.
Fast noch beeindruckender als Format und Design ist, wie stabil das schon zierlich wirkende Gehäuse daherkommt. Da knarzt nichts, und auch der Displaydeckel lässt sich ohne größeren Kraftaufwand nicht verbiegen. Überhaupt ist das Matebook X eines der am besten verarbeiteten Notebooks, die uns in letzter Zeit untergekommen sind. Die mit einer mehrstufigen Beleuchtung versehene Tastatur gehört trotz
vergleichsweise kurzem Hub ebenfalls zum Besten, was mobile PCs in dieser Gerätekategorie mitbringen. Das großzügig dimensionierte Touchpad arbeitet ebenfalls sehr präzise. Besonders clever ist der Einschaltknopf rechts oberhalb der Tastatur gestaltet – er dient gleichzeitig als biometrischer Fingerprint-Scanner für die Identifikation des Nutzers bei der Anmeldung via Windows Hello.
Raumfahrttechnik statt Propeller
Ein besonderes Highlight ist optisch gar nicht erkennbar, sondern nur akustisch. Der verwendete Prozessor, ein Intel Core i57200U, bräuchte per Design eine aktive Kühlung – sprich einen Lüfter. Doch einen solchen hat das Matebook X nicht. Dafür sorgt nicht etwa eine Flüssigkeitskühlung, wie sie zum Beispiel Acer bei seinen Switch-Geräten verwendet, sondern ein ursprünglich für die Raumfahrt entwickeltes Material (MEPCM), das die Abwärme des Prozessors zunächst speichert und erst nach und nach an die Umgebung abgibt. Im Normalbetrieb funktioniert diese Technik recht ordentlich, bei Volllast heizt sich das Gerät allerdings stärker auf als andere Ultrabooks.
Der schicke Klapprechner ist aber trotz fehlendem Lüfter nicht immer komplett geräuschlos unterwegs – zumindest wenn die oberhalb der Tastatur angebrachte Lautsprecherleiste in Betrieb ist. Und die hat es wirklich in sich. Jedenfalls ist es trotz des verbauten Dolby-Atmos-Systems höchst erstaunlich, wie man einem gerade einmal zwölf Millimeter flachen Gehäuse einen dermaßen voluminösen, klangstarken Sound entlocken kann.
Deutlich spartanischer dagegen sind die Möglichkeiten zum Anstöpseln. Neben der obligatorischen Kopfhörerbuchse besitzt das Matebook X genau zwei schnelle USB-3.1-Anschlüsse im Typ-C-Format – einer links und einer rechts. Ersterer übernimmt zudem die Stromversorgung. Kartenleser gibt es keinen. Und so müsste man dem schlanken Laptop im Prinzip fast eine mangelhafte Schnittstellenversorgung attestieren, hätte Huawei nicht noch eine kleine Dockingstation in die
Verpackung gesteckt. Das zum festen Lieferumfang gehörende Matedock 2 enthält neben einem zusätzlichen USB-C-Port einen klassischen USB-A-Slot, eine HDMI-Buchse und sogar einen VGA-Anschluss. Damit kann man gut leben – zumal wenn man bedenkt, dass so manches Konkurrenzmodell nur mit einem einzigen USB-Port ohne weiteres Zubehör daherkommt.
Nicht komplett überzeugen konnte das mit 2160 x 1440 Pixeln auflösende, nicht für den TouchBetrieb ausgerüstete Display, das im für Notebooks noch ungewohnten 3:2-Format gestaltet ist. Es strahlt zwar ausreichend hell, spiegelt aber so stark, dass besonders beim Einsatz im Freien nicht immer optimale Sichtverhältnisse herrschen.
Fazit: Glänzende Vorstellung
Dennoch hat sich Huaweis erstes Notebook das Lob, das es allenthalben bekommt, redlich verdient. Auf der Habenseite verzeichnet das lüfterlose Matebook X neben seiner hohen Mobiltauglichkeit und den verblüffenden Audio-Eigenschaften vor allem eine überragende Verarbeitung und angesichts seiner Kompaktheit erstaunliche Robustheit.
Dass es in der connect-Bestenliste dennoch nicht für Platz eins reicht, liegt an der an sich nicht schlechten, aber – an den Maßstäben eines Topgeräts gemessen – eher durchschnittlichen Systemleistung. Die Akkulaufzeit (rund sechseinhalb Stunden im MobileMark-Benchmark) lässt sich als ordentlich bezeichnen, mehr aber auch nicht. Und die Ausstattung stellt ebenfalls nicht zur Gänze zufrieden. Dennoch würde es uns nicht sonderlich überraschen, wenn sich Huaweis UltrabookNovize zum Verkaufsschlager entwickeln sollte – trotz des vergleichsweise hohen Preises. Das Zeug dazu hat er jedenfalls.