SCHNELL UNTERWEGS
Ende Juni präsentierte der Schweizer Netzbetreiber Swisscom connect in Zusammenarbeit mit Infrastrukturhersteller Ericsson erstmals 1-Gigabit-LTE im Füssli-Shop in der Innenstadt von Zürich. Über ein Sony-Smartphone konnten unabhängig von der Position im Showroom Datenraten über 700 Mbit/s im Download erzielt werden. Daneben war auch eine experimentelle 5G-Basisstation zu sehen, die zwei dank Rädern mobile, kühlschrankgroße Endgeräte mit 20 Gbit/s versorgte.
Am 5. Juli fiel dann der Startschuss für kommerziell verfügbares Gigabit-LTE im Londoner Wembley-Stadion. Der Netzbetreiber EE (Everything Everywhere) demonstrierte zusammen mit dem Chipsatz-Spezialisten Qualcomm und dem Smartphone-Hersteller Sony LTE-Übertragungen bis 750 Mbit/s im Download und 110 Mbit/s im Upload, was doppelt so schnell ist wie die schnellsten verfügbaren Glasfaseranschlüsse im Vereinigten Königreich. EE hat die Mehrantennentechnik MiMo, die bis zu vier Antennen im Smartphone und in der Basisstation (4x 4) nutzt, mit bis zu drei verschiedenen Übertragungsbändern im Download (zwei im Upload) kombiniert und bisher in der Innenstadt von Cardiff und in Londons Tech City ausgerollt; andere große Städte sollen 2017 und 2018 folgen. Dabei betont Tom Bennett, Director of Network Services and Devices EE, dass das Ziel sei, allen Kunden vergleichbar hohe Bandbreiten anbieten zu können. Deshalb startet die auch als LTE Cat 16 bekannte Technik zur Geschwindigkeitssteigerung zunächst in besonders dicht besiedelten Gebieten, wo sich viele Menschen die Bandbreite des Mobilfunknetzes teilen müssen.
Ermöglicht wird Gigabit-LTE durch den brandneuen Chipsatz Qualcomm Snapdragon 835, der erstmals LTE Cat 16 unterstützt. Roberto Di Pietro, Vice President Business Development Qualcomm Europa, betont, wie froh der Hersteller sei, den Ausbau des Standards zusammen mit EE und Sony vorantreiben zu können. Dabei ginge es weniger um die schlagzeilenträchtigen Spitzengeschwindigkeiten als um eine bessere Nutzererfahrung für alle Mobilfunkkunden, unabhängig davon, ob LTE Cat 16 auf deren Geräten läuft. Bisher ist der neue Standard nur auf dem Sony Xperia XZ Premium implementiert, das entsprechend im WembleyStadion in zahlreichen Demonstrationen zum Einsatz kam. Warren Saunders, Country Head Sony Mobile UK und Irland, betonte, das Sony Xperia XZ Premium das erste Smartphone mit 4K-HDR-Display sei, das mit Gigabit-LTE und der nötigen Prozessorleistung auch in der Lage ist, 4K unterbrechungsfrei zu streamen. Entsprechend zeigte eine Demo zwei Sony Xperia XZ Premium, die in einer Mobilfunkzelle zwei verschiedene 4K-Streams (Grand-Tour-Episoden über Amazon Prime) live und völlig sauber wiedergaben. Die Spitzenübertragungsraten erreichten, trotz vieler den Empfang verschlechternder Journalisten rund um das Sony-Smartphone, Datenraten von über 700 Mbit/s.
Am interessantesten war aber eine Qualcomm-Simulation, die zeigte, wie sich die Datenraten bei einer festen Anzahl von Nutzern ändert, wenn ein kleiner Teil von ihnen von Cat6auf Cat-16-Smartphones umsteigt. Beim Download von Musikdateien war klar zu sehen, dass sich nicht nur die Datenraten der Cat16-Nutzer auf etwa das Doppelte erhöht, auch die Cat-6-Nutzer bekamen ihre Daten wie durch Wunderhand mit erhöhtem Tempo. Der Techniker spricht hier von spektraler Effizienz. Die zur Verfügung stehende Bandbreite wird deutlich besser ausgenutzt. „Von der Einführung von LTE Cat 16 profitieren auch alte Smartphones“, brachte es ein Analyst von CSS Insight auf den Punkt. (bt)