BEST OF ANDROID?
Die Arbeitsteilung im Android-Universum ist eigentlich klar definiert: Google kümmert sich um das System und die angebundenen Dienste, Hersteller wie Samsung oder Huawei entwickeln die dafür nötige Hardware. Aber Google experimentiert auch mit eigenen Sma
Display mit Blaustich
Die Displays bieten mit ihrer hohen Auflösung (Pixel 2: Full-HD, Pixel 2 XL: QHD+) und der OLED-Technologie eine sehr gute Darstellungsqualität. Beim Pixel 2 XL allerdings mit einer Einschränkung: Die im Internet diskutierten Probleme – eine reduzierte Farbdarstellung und ein „Einbrennen“von Pixeln – konnten wir in unserem Test zwar nicht nachvollziehen, weil Google mittlerweile ein Software-Update verteilt hat, das die Farbsättigung anhebt und dem Einbrennen vorbeugt (vermutlich auch durch Neuausrichtung der Pixel in Intervallen). Nicht aus der Welt geschafft wurde allerdings die deutlich abfallende Farbtreue in der Schrägperspektive. Sobald man das Display anwinkelt und nicht mehr gerade darauf schaut, verschiebt sich der Weißpunkt deutlich in Richtung eines kühlen Blautons – das OLED hat einen Blaustich. Beim kleineren Pixel 2 tritt dieses Problem nicht auf.
Unter dem Display werkelt mit dem Snapdragon 835 in beiden Kandidaten der aktuelle Top-Prozessor von Qualcomm, der von 4 GB RAM flankiert wird. Die Performance ist top und lässt keine Wünsche offen. Im Gegensatz zur Connectivity: Beiden Pixeln fehlt eine Klinkenbuchse für den Anschluss herkömmlicher Kopfhörer, aber immerhin legt Google einen entsprechenden Adapter in den Lieferkarton. Davon abgesehen sind mit Bluetooth 5.0 und acWLAN alle wichtigen Standards vorhanden, dank LTE Cat 15 werden ultraschnelle Datenübertragungen mit bis zu 800 Mbit/s unterstützt. Einen starken Eindruck machen auch die kräftigen StereoLautsprecher, die beim Pixel 2 XL – auch aufgrund des größeren Resonanzkörpers – noch mehr Wumms haben.
Besonderes Betriebssystem
Der Schlüssel zum Erfolg von Android ist die offene Architektur, die es Herstellern wie Huawei oder Samsung ermöglicht, das System im eigenen Interesse zu verändern. Dass diese Interessen nicht deckungsgleich mit denen von Google sind, dass also Huawei nicht Google Fotos prominent auf dem Homescreen platziert, sondern die eigene Foto-App, liegt in der
Natur der Sache und ist die zentrale Triebfeder des PixelProgramms (und der NexusVorgänger). Nach eigener Aussage geht es Google darum, „Hard- und Software unter einem Dach zu vereinen“, um „die beste Google-Erfahrung zu demonstrieren“. Das bedeutet eben nicht, dass man auf den Pixeln eine besonders schlanke oder „die beste“Android-Version findet, wie immer wieder behauptet wird. Auf diesen Smartphones sind einfach nahezu alle GoogleAnwendungen und -Dienste vorinstalliert und greifen nahtlos ineinander. Die wichtigsten Merkmale dieses Google-optimierten Androids erläutern wir auf der folgenden Seite, dort ist auch die Rede von Googles Bilderkennungssoftware Lens. An dieser Stelle ist der Hinweis entscheidend, dass Lens direkt mit der Fotos-App verknüpft ist, was Google eben nur auf den eigenen Smartphones realisieren kann – zumindest zum Start.
Ob eine solche ultimative Google-Vernetzung zu einer besseren Benutzerführung und zu einer stringenteren Oberfläche führt als etwa auf einem Samsung-Smartphone, muss jeder für sich selbst entscheiden. Unbestritten ist aber, dass die Oberfläche sehr gut auf die Hardware abgestimmt wurde, was man etwa spürt, wenn man die PowerTaste drückt, um das Smartphone auszuschalten: Das Pop-up-Menü wird auf dem Touchscreen direkt neben und genau auf der Höhe der physischen Taste eingeblendet. Solche Feinheiten wünschen wir uns auch von Huawei und Co.
Lange Update-Zyklen
Ein weiterer Aspekt, der mit der Bereitstellung von Hardund Software aus einer Hand verbunden ist, ist der Software-Support. Apple macht es seit Jahren mit seinen iPhones vor, die auch nach drei Jahren noch die neueste iOS-Version erhalten. Google geht mit den Pixeln in diese Richtung und garantiert für die Geräte drei Jahre lang neue Android-Versionen sowie regelmäßige Sicherheitsupdates. Das ist in unseren Augen wichtiger als die „Googleisierung“von Android, aber mittlerweile kein starkes Alleinstellungsmerketwa mal mehr. Denn wie unsere Update-Analyse in Ausgabe 8/2017 zeigt, liefern alle großen Marken für ihre Top-Modelle zwei neue Android-Versionen aus und sind auch ganz nah dran, die monatlichen Sicherheitspatches pünktlich weiterzureichen. An Google kommen sie zwar nicht heran, aber sie sind auch nicht besonders weit entfernt. In jedem Fall gilt: Wer auf starken Software-Support Wert legt, ist bei den Pixeln goldrichtig.
Google mit starkem Auftritt
Die Ergebnisse aus unserem Testlab können sich sehen lassen, vor allem die langen Akkulaufzeiten: Das Pixel 2 schafft 8:46 Stunden im connect-Nutzungsmix, ein in der 5-Zoll-Klasse exzellenter Wert. Das Pixel 2 XL hält mit 9:13 Stunden sogar fast so lange durch wie der aktuelle Spitzenreiter der connectBestenliste, Huaweis Mate 10 Pro. Bei moderater Nutzung sind problemlos auch mal zwei Tage ohne Steckdose drin. Google legt bei beiden Smartphones ein 18-WattSchnelllade-Netzteil in den Lieferkarton, das den Akku in 60 Minuten wieder von null auf 70 Prozent bringt. In der Summe reicht es bei beiden Geräten für ein sehr gutes Testergebnis, was in Anbetracht der herausragenden Kameras und des gut abgestimmten Betriebssystems nicht überrascht. Wer sich für ein Pixel-Phone entscheidet, macht nichts verkehrt. Die hohen Preise sind aber abschreckend, zumal es gute Alternativen gibt, die günstiger sind.