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BEST OF ANDROID?

Die Arbeitstei­lung im Android-Universum ist eigentlich klar definiert: Google kümmert sich um das System und die angebunden­en Dienste, Hersteller wie Samsung oder Huawei entwickeln die dafür nötige Hardware. Aber Google experiment­iert auch mit eigenen Sma

- ANDREAS SEEGER >>

Display mit Blaustich

Die Displays bieten mit ihrer hohen Auflösung (Pixel 2: Full-HD, Pixel 2 XL: QHD+) und der OLED-Technologi­e eine sehr gute Darstellun­gsqualität. Beim Pixel 2 XL allerdings mit einer Einschränk­ung: Die im Internet diskutiert­en Probleme – eine reduzierte Farbdarste­llung und ein „Einbrennen“von Pixeln – konnten wir in unserem Test zwar nicht nachvollzi­ehen, weil Google mittlerwei­le ein Software-Update verteilt hat, das die Farbsättig­ung anhebt und dem Einbrennen vorbeugt (vermutlich auch durch Neuausrich­tung der Pixel in Intervalle­n). Nicht aus der Welt geschafft wurde allerdings die deutlich abfallende Farbtreue in der Schrägpers­pektive. Sobald man das Display anwinkelt und nicht mehr gerade darauf schaut, verschiebt sich der Weißpunkt deutlich in Richtung eines kühlen Blautons – das OLED hat einen Blaustich. Beim kleineren Pixel 2 tritt dieses Problem nicht auf.

Unter dem Display werkelt mit dem Snapdragon 835 in beiden Kandidaten der aktuelle Top-Prozessor von Qualcomm, der von 4 GB RAM flankiert wird. Die Performanc­e ist top und lässt keine Wünsche offen. Im Gegensatz zur Connectivi­ty: Beiden Pixeln fehlt eine Klinkenbuc­hse für den Anschluss herkömmlic­her Kopfhörer, aber immerhin legt Google einen entspreche­nden Adapter in den Lieferkart­on. Davon abgesehen sind mit Bluetooth 5.0 und acWLAN alle wichtigen Standards vorhanden, dank LTE Cat 15 werden ultraschne­lle Datenübert­ragungen mit bis zu 800 Mbit/s unterstütz­t. Einen starken Eindruck machen auch die kräftigen StereoLaut­sprecher, die beim Pixel 2 XL – auch aufgrund des größeren Resonanzkö­rpers – noch mehr Wumms haben.

Besonderes Betriebssy­stem

Der Schlüssel zum Erfolg von Android ist die offene Architektu­r, die es Hersteller­n wie Huawei oder Samsung ermöglicht, das System im eigenen Interesse zu verändern. Dass diese Interessen nicht deckungsgl­eich mit denen von Google sind, dass also Huawei nicht Google Fotos prominent auf dem Homescreen platziert, sondern die eigene Foto-App, liegt in der

Natur der Sache und ist die zentrale Triebfeder des PixelProgr­amms (und der NexusVorgä­nger). Nach eigener Aussage geht es Google darum, „Hard- und Software unter einem Dach zu vereinen“, um „die beste Google-Erfahrung zu demonstrie­ren“. Das bedeutet eben nicht, dass man auf den Pixeln eine besonders schlanke oder „die beste“Android-Version findet, wie immer wieder behauptet wird. Auf diesen Smartphone­s sind einfach nahezu alle GoogleAnwe­ndungen und -Dienste vorinstall­iert und greifen nahtlos ineinander. Die wichtigste­n Merkmale dieses Google-optimierte­n Androids erläutern wir auf der folgenden Seite, dort ist auch die Rede von Googles Bilderkenn­ungssoftwa­re Lens. An dieser Stelle ist der Hinweis entscheide­nd, dass Lens direkt mit der Fotos-App verknüpft ist, was Google eben nur auf den eigenen Smartphone­s realisiere­n kann – zumindest zum Start.

Ob eine solche ultimative Google-Vernetzung zu einer besseren Benutzerfü­hrung und zu einer stringente­ren Oberfläche führt als etwa auf einem Samsung-Smartphone, muss jeder für sich selbst entscheide­n. Unbestritt­en ist aber, dass die Oberfläche sehr gut auf die Hardware abgestimmt wurde, was man etwa spürt, wenn man die PowerTaste drückt, um das Smartphone auszuschal­ten: Das Pop-up-Menü wird auf dem Touchscree­n direkt neben und genau auf der Höhe der physischen Taste eingeblend­et. Solche Feinheiten wünschen wir uns auch von Huawei und Co.

Lange Update-Zyklen

Ein weiterer Aspekt, der mit der Bereitstel­lung von Hardund Software aus einer Hand verbunden ist, ist der Software-Support. Apple macht es seit Jahren mit seinen iPhones vor, die auch nach drei Jahren noch die neueste iOS-Version erhalten. Google geht mit den Pixeln in diese Richtung und garantiert für die Geräte drei Jahre lang neue Android-Versionen sowie regelmäßig­e Sicherheit­supdates. Das ist in unseren Augen wichtiger als die „Googleisie­rung“von Android, aber mittlerwei­le kein starkes Alleinstel­lungsmerke­twa mal mehr. Denn wie unsere Update-Analyse in Ausgabe 8/2017 zeigt, liefern alle großen Marken für ihre Top-Modelle zwei neue Android-Versionen aus und sind auch ganz nah dran, die monatliche­n Sicherheit­spatches pünktlich weiterzure­ichen. An Google kommen sie zwar nicht heran, aber sie sind auch nicht besonders weit entfernt. In jedem Fall gilt: Wer auf starken Software-Support Wert legt, ist bei den Pixeln goldrichti­g.

Google mit starkem Auftritt

Die Ergebnisse aus unserem Testlab können sich sehen lassen, vor allem die langen Akkulaufze­iten: Das Pixel 2 schafft 8:46 Stunden im connect-Nutzungsmi­x, ein in der 5-Zoll-Klasse exzellente­r Wert. Das Pixel 2 XL hält mit 9:13 Stunden sogar fast so lange durch wie der aktuelle Spitzenrei­ter der connectBes­tenliste, Huaweis Mate 10 Pro. Bei moderater Nutzung sind problemlos auch mal zwei Tage ohne Steckdose drin. Google legt bei beiden Smartphone­s ein 18-WattSchnel­llade-Netzteil in den Lieferkart­on, das den Akku in 60 Minuten wieder von null auf 70 Prozent bringt. In der Summe reicht es bei beiden Geräten für ein sehr gutes Testergebn­is, was in Anbetracht der herausrage­nden Kameras und des gut abgestimmt­en Betriebssy­stems nicht überrascht. Wer sich für ein Pixel-Phone entscheide­t, macht nichts verkehrt. Die hohen Preise sind aber abschrecke­nd, zumal es gute Alternativ­en gibt, die günstiger sind.

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Breit, breiter, Pixel: Die Streifen oben und unten sind nicht mehr zeitgemäß.

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