ALEXA OHNE ECHO
Der Sprachassistent Alexa hört in immer mehr Haushalten aufs Wort. Und das nicht nur in Amazons EchoGeräten: Alternative Speaker wie der Sonos One können die bessere Wahl sein, wenn hochwertiger Sound oder Mobilität gefragt ist.
Amazon war schon immer umtriebig, wenn es um darum ging, neue Services und Geschäftsmodelle zu testen und gegebenenfalls zu etablieren. Mit dem Sprachassistenten Alexa hat der Onlinehändler aber einen ganz besonderen Coup gelandet. Das mag sich – von den vermutlich überschaubaren Umsätzen mit den Echo-Geräten einmal abgesehen – noch nicht in der Bilanz niederschlagen, aber der Pioniergeist zahlt sich in jedem Fall in puncto Marktpräsenz aus: Alexa hat gegenüber Mitbewerbern wie dem Google Assistant derzeit eindeutig die Nase vorn.
Da es Amazon Drittherstellern zudem nicht schwer macht, den Sprachdienst in deren Hardware zu integrieren, sprießen smarte Speaker derzeit fast wie Pilze aus dem Boden. Vor allem Anbieter von vernetzten Lautsprechern haben Sprachassistenten wie Alexa für sich entdeckt – mit dem Ziel, Audioinhalte auf besonders einfache und intuitive Weise erlebbar zu machen. Vielversprechend erscheint dieser Ansatz nicht zuletzt deshalb, weil die Echo-Geräte von Amazon nicht die beste Sound-Qualität mitbringen.
Als einer der ersten Hersteller ist Sonos, der Spezialist für Multiroom-Systeme, auf den Zug aufgesprungen – ein guter Grund, das neue Modell namens One genauer unter die Lupe zu nehmen. Ein weiterer ist die Tatsache, dass Sonos bislang als einziger Anbieter verschiedene Sprachassistenten in einem smarten Lautsprecher kombiniert.
Ein Hauch von Beta
Denn es gibt zwar neben diversen Speakern, die sich mit Alexa unterhalten, auch ein paar, die man per Google Assistant über das gesprochene Wort steuern kann. Aber noch keinen, der beide „Sprachen“spricht. Stand heute kann das der Sonos One auch noch nicht. Aber im Lauf des nächsten Jahres wird die entsprechende Funktion über ein kostenloses Firmware-Update in das Gerät eingespielt, sodass der Sonos One dann auch Kommandos ausführen kann, die mit den Worten „Ok, Google“beginnen.
Die Integration des Google Assistant ist übrigens nicht das einzige Feature, das der Hersteller erst mit zeitlicher Verzögerung zur Verfügung stellt – dazu gehören auch die Unter-
stützung von Apple Airplay 2 und die Sprachsteuerung von Audible, was beides ebenfalls 2018 nachgereicht wird. Der frühe Käufer darf sich also ein wenig wie ein Betatester fühlen. Von diesem Makel abgesehen, der durch bloßes Zuwarten sukzessive behoben wird, lieferte uns der Sonos One im Test kaum einen Grund zur Beanstandung.
Das beginnt bereits bei der Inbetriebnahme, die mithilfe der Sonos-App in wenigen Schritten erledigt ist. Ist der Speaker einsatzbereit, muss er lediglich noch mit den gewünschten Musikbibliotheken und Streaming-Diensten verbunden und in der Alexa-App mit dem Sprachassistenten verknüpft werden, und schon kann’s losgehen.
Playlists, Alben und Sender auf Zuruf
Der Sonos One gewährt Zugang zu über 80 Musikservices. Ein paar davon – Amazon Music, iHeart Radio, Pandora, Sirius XM und Tune In – lassen sich komplett mit der eigenen Stimme steuern, was im Test auch weitgehend problemlos klappte. Beim Amazon-Dienst kann man nach Musik aus bestimmten Jahrzehnten und Genres fragen oder über einzelne Songzeilen nach Liedern suchen, ohne deren Titel zu kennen. Seit Ende November ist auch der am weitesten verbreitete Audio-Streaming-Service Spotify Premium mit der Spracheingabe verknüpft. Um die Funktion zu aktivieren, verwendet man einfach den Befehl „Alexa, suche Geräte“, legt Spotify als Standard-Service in der Alexa-App fest und schon spielt der Sonos-Speaker Playlists, Alben und Songs auf Zuruf ab. Einfache Sprachbefehle wie Pause, Weiter, Lauter, Leiser sowie die Frage nach dem aktuellen Titel sind ohnehin bei allen unterstützten Musikdiensten möglich.
Das funktioniert auch, wenn mehrere Sonos-Geräte in einem Multiroom-System zusammengeschaltet sind. In diesem Fall braucht Alexa natürlich neben der gewünschten Audioquelle auch die Angabe des jeweiligen Speakers. Also beispielsweise „Alexa, spiele Radio XY im Wohnzimmer“. Befinden sich zwei Lautsprecher im selben Raum, lassen sie sich untereinander zu einem Stereopaar koppeln. Leider klappt das nur mit zwei baugleichen Sonos-Geräten. Wer also bereits ein Exemplar des optisch nahezu identischen Sonos Play:1 zu Hause stehen hat, kommt mit einem zusätzlichen One-Modell leider nicht in den Genuss der Stereowiedergabe.
Aber auch im Mono-Betrieb versorgt der Player jeden Raum mit dem angesichts seiner kompakten Bauart erstaunlich klaren, vollen Sound, den wir bereits vom Vorgänger kennen. Möglich machen’s zwei Verstärker der Klasse D, ein Hochtöner und ein Mitteltöner. Wie die anderen Speaker des Herstellers ist auch das neue Modell mit der Trueplay-Technologie
ausgestattet, die den Raum vermisst und den Sonos One optimal darauf abstimmt. Sechs Fernfeldmikrofone, die sich auf Wunsch auch abschalten lassen, dienen zur Erfassung der mündlichen Kommandos. Damit der Sprachassistent alles versteht und man nicht gegen laufende Musik anschreien muss, wird beim Stichwort „Alexa“automatisch deren Lautstärke reduziert.
Schaltzentrale fürs Smart Home
Nun ist der Sonos One zwar für die Wiedergabe von Audioinhalten optimiert, er kann jedoch noch einiges mehr. Denn mit dem Speaker lassen sich mit Ausnahme einzelner Skills fast alle Alexa-Features nutzen. Wer möchte, kann über den smarten Sonos den Wetterbericht anfordern, den Wecker stellen, Nachrich- ten und die aktuelle Verkehrslage abfragen oder die nächsten Kalendereinträge abrufen. Und natürlich erlaubt der Lautsprecher auch die Sprachsteuerung von Leuchten, Steckdosen, Thermostaten und anderen SmartHome-Komponenten, die per WLAN verbunden sind. Was der Sonos One (noch) nicht unterstützt, ist beispielsweise der Versand von Nachrichten an andere Alexa-Nutzer, die Telefoniefunktion und die tägliche Zusammenfassung.
Um in den Genuss der Sprachsteuerung zu kommen, muss man übrigens kein neues Sonos-Gerät kaufen, wenn man bereits eines im Haus hat: Mit Amazons Echo Dot und dem Sonos-Skill für Alexa hört jeder existierende Speaker des Herstellers aufs Wort. Die Anschaffungskosten sinken dadurch von 229 auf unter 60 Euro – ohne Abstriche an Funktionsumfang, Soundqualität und Bedienkomfort.
Der Sonos muss zu Hause bleiben
Wer eine Möglichkeit sucht, um den Sprachassistenten auch unterwegs zu nutzen, ist bei Sonos allerdings an der falschen Adresse. Die Geräte des US-amerikanischen Audiospezialisten sind allesamt für den Hausgebrauch konzipiert. Ein Akkubetrieb ist beim Sonos One nicht möglich. Mobilisieren lässt sich Alexa nur mit tragbaren Speakern wie den rechts vorgestellten Konkurrenzmodellen von Libratone (Zipp und Zipp Mini) oder Ultimate Ears (Blast und Megablast).
Für Musikgenießer, die vor allem in den eigenen vier Wänden Wert auf einen gepflegten Sound legen, die wichtigsten Audiodienste komfortabel per Spracheingabe nutzen und vernetzte Haustechnik über eine zentrale Schnittstelle steuern möchten, ist der Sonos One aber durchaus eine empfehlenswerte Investition. Wer auf Alexa verzichten kann, findet im Vorgängermodell Play:1 eine günstigere Alternative.