Das weiß Google über Sie
Wo Sie gewesen sind, was Sie bei Youtube gesucht haben, welche Geräte Sie nutzen: Google merkt sich alles. So bringen Sie den Dienst zum Vergessen.
Wo Sie prüfen können, was der Internetriese über Sie gespeichert hat – und wie Sie seine Datensammelwut einschränken
Schauen Sie YoutubeVideos? Googeln Sie auf dem Smartphone und am PC? Nutzen Sie ein Android-Gerät? Schreiben Sie Nachrichten über Gmail? Auch wenn Sie sich nicht mehr erinnern, wann Sie via Tablet nach einer Schauspielerin gesucht haben und dann ins Kino gegangen sind: Google weiß es genau. Denn der Anbieter speichert alle möglichen Daten über seine Nutzer. Welche Informationen und wie detailliert, zeigen wir Ihnen hier – und verraten, wie Sie das verhindern.
1 TIPP Was Sie bei Google und Youtube gesucht und gesehen haben
Am Mittwoch vor zwei Wochen haben Sie um 9:31 Uhr nachgelesen, wie man ein Wespennest entfernt. Um 13:14 Uhr am selben Tag suchten Sie nach einem neuen Haftpflichtanbieter. Im Laufe des Nachmittags informierten Sie sich über SmoothieRezepte für den Sommer, lasen den Text von David Bowies Heroes durch und suchten nach einer Anleitung, wie man Liegestütze richtig macht. Alles, was Sie in der Suchmaschine eingeben, wird mit Datum und Uhrzeit gespeichert – bis zu 18 Monate lang. Google merkt sich auch, auf welches Ergebnis in der Suchanfrage Sie geklickt und welche Webseite Sie aufgerufen haben. Sie können das Protokoll unter http://bit.ly/2t6PbQ5 nachsehen. Die Einträge sind chronologisch sortiert. Klicken Sie auf das Wort „Details“, bekommen Sie weitere Infos zur Suche. Wählen Sie dann die drei Punkte oben rechts aus, können Sie den einzelnen Eintrag löschen.
Ein Video, das die schönsten Strände Italiens zeigt, ein Trailer zum nächsten Star-Wars-Film: Auch, was Sie bei Youtube suchen und anschließend ansehen, speichert Google – und Sie können alles nachlesen, auch noch Monate später.
Das Gedächtnis der Suchmaschine ist umfassend, wie Sie in den Such- und Sehlisten unter http://bit.ly/2uzuSiF und http:// bit.ly/2t7gY33 prüfen können. Wie bei den Einträgen zur normalen Google-Suche können Sie sich Details zu den Einträgen ansehen und löschen einzelne über die drei Punkte oben rechts.
Nutzen Sie ab und zu Googles Sprachsuche? Jede einzelne Ihrer Anfragen wird als Audiodatei abgelegt, inklusive Versprechern und Hintergrundgeräuschen. Auch das können Sie sich noch Monate später unter http://bit.ly/2fpgz7O anhören.
2 TIPP Welche Orte Sie besucht und welche Routen Sie gewählt haben
Wer sich Googles Zeitachse zum ersten Mal ansieht, erschrickt wahrscheinlich: Dort sind alle Orte aus Ihrem Standortverlauf gespeichert, mit Datum und
Uhrzeit. Wenn Sie ein AndroidSmartphone nutzen, GPS und Standortdienste aktiviert haben, ist diese Liste wesentlich umfangreicher – und reicht Jahre zurück. So werden Sie erinnert, dass Sie 2013 auf Kreta, in Stuttgart, Oslo und am Tegernsee waren. Das zeigt Google anschaulich auf einer Karte. Das ist aber noch nicht alles: Klicken Sie auf einen Eintrag, öffnet sich eine Seite mit Details. Sie sehen dann, wann Sie wo aufgebrochen sind, wann Sie ankamen, ob Sie zu Fuß oder mit dem Auto unterwegs waren. Nach Ihrer Rückkehr von dem Ausflug waren Sie offenbar noch ein Bier trinken und sind mit dem Rad hingefahren – sogar der Name der Kneipe wird aufgeführt. Gruselig? Google gibt Ihnen die Möglichkeit, den Tag zu löschen – über das Mülleimer-Symbol in der Detailansicht. Der Anbieter liefert in der Zeitachse interessante Statistiken: Klicken Sie auf der Übersichtsseite unten links auf Orte, sehen Sie, wo Sie am häufigsten gewesen sind. Rechts daneben schauen Sie sich Ihre Fahrten an. Diese Protokolle finden Sie unter https://www. google.com/maps/timeline?pb.
3 TIPP Mit welchen Geräten Sie die Google-Dienste nutzen
Smartphone, Tablet, DesktopComputer, Notebook: Google weiß ganz genau, mit welchen Geräten Sie seine verschiedenen Dienste zu welcher Zeit und mit welchem Browser genutzt haben. Allerdings erfasst der Anbieter hier nur die letzten 28 Tage. Klicken Sie auf den jeweiligen Eintrag, sehen Sie weitere Detailinfos. Die Auflistung hat Vorteile: Falls Sie befürchten, dass ein Fremder Zugriff auf Ihr GoogleKonto hat, können Sie das hier überprüfen – und den Zugriff umgehend sperren. Das Protokoll finden Sie auf der Seite https://myaccount.google.com/ device-activity.
4 TIPP Bei welchen GoogleDiensten Sie angemeldet sind
Wissen Sie, wie viele E-Mails Sie jemals in Gmail versendet oder empfangen haben? Oder wie viele Apps Sie auf Ihren diversen Android-Telefonen im Laufe der Zeit installiert hatten? Sie wahrscheinlich nicht, Google aber schon. Im Dashboard unter https://www.google.com/ settings/dashboard sammelt der Anbieter alle Google-Dienste, bei denen Sie angemeldet sind und die Sie nutzen. Ein Blick darauf kann noch andere Überraschungen bringen: Vielleicht stellen Sie fest, dass dort Ihr längst vergessener Blog von Googles Dienst Blogger zu sehen ist. Je nach Eintrag gelangen Sie von hier aus zu den Einstellungen des jeweiligen Dienstes oder greifen direkt auf ihn zu.
Ihr Google-Konto können aber auch andere Dienste verwenden. Add-ons, Geräte oder Webdienste haben Zugriff, weil
Sie das einmal erlaubt haben. Eine Übersicht bietet die Seite „Google Permissions“unter https://myaccount.google.com/ permissions. Sie sehen, was genau die Dienste auslesen können und wann Sie die Erlaubnis erteilt haben. >>
5 TIPP In welche Werbekategorien Sie Google einsortiert hat
Männlich, zwischen 45 und 54 Jahren, mit Interesse an Fernsehdramen, Essen und Trinken, Smartphones, Korsika und 43 anderen Themen – so könnte Google Sie sehen. Zu jedem Nutzer legt der Konzern eine Liste mit Interessensgebieten an. Die ergibt sich aus dem, was Sie gesucht und welche Links Sie dann angeklickt haben. Das meiste wird stimmen, manches erscheint merkwürdig: Woher kommt bloß das angebliche Interesse an Bodybuilding? Google sammelt die Daten, um für Sie passende Werbung einzublenden. Sie können das Protokoll unter http://bit.ly/1No6LYl ansehen und Einträge löschen. Soll Google keine personalisierte Werbung anzeigen und keine Daten sammeln, schieben Sie den Regler oben rechts auf der Seite auf Aus. Damit hat sich diese Google-Sammelei erledigt.
6 TIPP Die von Google gespeicherten Daten auf einen Schlag löschen
Auf der Seite „Meine Aktivitäten“(https://my activity.google.com/my activity) entfernen Sie alle hinterlegten Daten auf einmal. Klicken Sie im Menü links auf „Aktivitäten löschen“. Jetzt dürfen Sie filtern: Wählen Sie den Zeitraum aus, am besten „gesamt bisher“und entscheiden unter „Alle Produkte“, für welche Dienste das gilt. Bestätigen Sie mit „Löschen“. Gehen Sie zurück zur Übersicht und klicken Sie auf „Andere Google-Aktivitäten“im Menü links. Rufen Sie weitere gespeicherte Verläufe auf, zum Beispiel zu Geräteinformationen oder zur Musiksuche bei Google Play. Klicken Sie jeweils auf den blauen Button „Aufrufen“und wählen Sie im linken Menü „Alle löschen“.
7 TIPP Google-Dienste und bei Bedarf das ganze Konto löschen
Wahlweise löschen Sie gleich den kompletten Dienst mit allen Inhalten, etwa Ihr Youtube-Konto mit hochgeladenen Videos, Kommenta-
ren und Suchverlauf. Das erledigen Sie auf der Seite https://myaccount. google.com/deleteservices. Wählen Sie in der Liste den Dienst aus und klicken Sie auf den Mülleimer. Die Verknüpfung externer Dienste mit Ihrem Google-Konto entfernen Sie unter https://profiles.google.com/ connectedaccounts.
Sie wollen Google gleich ganz den Rücken kehren und das Konto inklusive sämtlicher gespeicherter Daten löschen? Dann rufen Sie die Seite http://bit.ly/1R61dyp auf. Be- vor Sie das jedoch tun, sollten Sie die wichtigen hinterlegten Informationen sichern: Das klappt über www.google.com/settings/takeout. Sie definieren, was Sie herunterladen – und bekommen das Archiv zusammengefasst als Zip-Datei.
FAZIT Die Liste der Dinge, die Google speichert, ist lang – immerhin ist der Dienst im Gegensatz zu vielen anderen sehr transparent und bietet die Möglichkeit, gezielt Einträge zu löschen.