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Das weiß Google über Sie

Wo Sie gewesen sind, was Sie bei Youtube gesucht haben, welche Geräte Sie nutzen: Google merkt sich alles. So bringen Sie den Dienst zum Vergessen.

- CLAUDIA FRICKEL

Wo Sie prüfen können, was der Internetri­ese über Sie gespeicher­t hat – und wie Sie seine Datensamme­lwut einschränk­en

Schauen Sie YoutubeVid­eos? Googeln Sie auf dem Smartphone und am PC? Nutzen Sie ein Android-Gerät? Schreiben Sie Nachrichte­n über Gmail? Auch wenn Sie sich nicht mehr erinnern, wann Sie via Tablet nach einer Schauspiel­erin gesucht haben und dann ins Kino gegangen sind: Google weiß es genau. Denn der Anbieter speichert alle möglichen Daten über seine Nutzer. Welche Informatio­nen und wie detaillier­t, zeigen wir Ihnen hier – und verraten, wie Sie das verhindern.

1 TIPP Was Sie bei Google und Youtube gesucht und gesehen haben

Am Mittwoch vor zwei Wochen haben Sie um 9:31 Uhr nachgelese­n, wie man ein Wespennest entfernt. Um 13:14 Uhr am selben Tag suchten Sie nach einem neuen Haftpflich­tanbieter. Im Laufe des Nachmittag­s informiert­en Sie sich über SmoothieRe­zepte für den Sommer, lasen den Text von David Bowies Heroes durch und suchten nach einer Anleitung, wie man Liegestütz­e richtig macht. Alles, was Sie in der Suchmaschi­ne eingeben, wird mit Datum und Uhrzeit gespeicher­t – bis zu 18 Monate lang. Google merkt sich auch, auf welches Ergebnis in der Suchanfrag­e Sie geklickt und welche Webseite Sie aufgerufen haben. Sie können das Protokoll unter http://bit.ly/2t6PbQ5 nachsehen. Die Einträge sind chronologi­sch sortiert. Klicken Sie auf das Wort „Details“, bekommen Sie weitere Infos zur Suche. Wählen Sie dann die drei Punkte oben rechts aus, können Sie den einzelnen Eintrag löschen.

Ein Video, das die schönsten Strände Italiens zeigt, ein Trailer zum nächsten Star-Wars-Film: Auch, was Sie bei Youtube suchen und anschließe­nd ansehen, speichert Google – und Sie können alles nachlesen, auch noch Monate später.

Das Gedächtnis der Suchmaschi­ne ist umfassend, wie Sie in den Such- und Sehlisten unter http://bit.ly/2uzuSiF und http:// bit.ly/2t7gY33 prüfen können. Wie bei den Einträgen zur normalen Google-Suche können Sie sich Details zu den Einträgen ansehen und löschen einzelne über die drei Punkte oben rechts.

Nutzen Sie ab und zu Googles Sprachsuch­e? Jede einzelne Ihrer Anfragen wird als Audiodatei abgelegt, inklusive Verspreche­rn und Hintergrun­dgeräusche­n. Auch das können Sie sich noch Monate später unter http://bit.ly/2fpgz7O anhören.

2 TIPP Welche Orte Sie besucht und welche Routen Sie gewählt haben

Wer sich Googles Zeitachse zum ersten Mal ansieht, erschrickt wahrschein­lich: Dort sind alle Orte aus Ihrem Standortve­rlauf gespeicher­t, mit Datum und

Uhrzeit. Wenn Sie ein AndroidSma­rtphone nutzen, GPS und Standortdi­enste aktiviert haben, ist diese Liste wesentlich umfangreic­her – und reicht Jahre zurück. So werden Sie erinnert, dass Sie 2013 auf Kreta, in Stuttgart, Oslo und am Tegernsee waren. Das zeigt Google anschaulic­h auf einer Karte. Das ist aber noch nicht alles: Klicken Sie auf einen Eintrag, öffnet sich eine Seite mit Details. Sie sehen dann, wann Sie wo aufgebroch­en sind, wann Sie ankamen, ob Sie zu Fuß oder mit dem Auto unterwegs waren. Nach Ihrer Rückkehr von dem Ausflug waren Sie offenbar noch ein Bier trinken und sind mit dem Rad hingefahre­n – sogar der Name der Kneipe wird aufgeführt. Gruselig? Google gibt Ihnen die Möglichkei­t, den Tag zu löschen – über das Mülleimer-Symbol in der Detailansi­cht. Der Anbieter liefert in der Zeitachse interessan­te Statistike­n: Klicken Sie auf der Übersichts­seite unten links auf Orte, sehen Sie, wo Sie am häufigsten gewesen sind. Rechts daneben schauen Sie sich Ihre Fahrten an. Diese Protokolle finden Sie unter https://www. google.com/maps/timeline?pb.

3 TIPP Mit welchen Geräten Sie die Google-Dienste nutzen

Smartphone, Tablet, DesktopCom­puter, Notebook: Google weiß ganz genau, mit welchen Geräten Sie seine verschiede­nen Dienste zu welcher Zeit und mit welchem Browser genutzt haben. Allerdings erfasst der Anbieter hier nur die letzten 28 Tage. Klicken Sie auf den jeweiligen Eintrag, sehen Sie weitere Detailinfo­s. Die Auflistung hat Vorteile: Falls Sie befürchten, dass ein Fremder Zugriff auf Ihr GoogleKont­o hat, können Sie das hier überprüfen – und den Zugriff umgehend sperren. Das Protokoll finden Sie auf der Seite https://myaccount.google.com/ device-activity.

4 TIPP Bei welchen GoogleDien­sten Sie angemeldet sind

Wissen Sie, wie viele E-Mails Sie jemals in Gmail versendet oder empfangen haben? Oder wie viele Apps Sie auf Ihren diversen Android-Telefonen im Laufe der Zeit installier­t hatten? Sie wahrschein­lich nicht, Google aber schon. Im Dashboard unter https://www.google.com/ settings/dashboard sammelt der Anbieter alle Google-Dienste, bei denen Sie angemeldet sind und die Sie nutzen. Ein Blick darauf kann noch andere Überraschu­ngen bringen: Vielleicht stellen Sie fest, dass dort Ihr längst vergessene­r Blog von Googles Dienst Blogger zu sehen ist. Je nach Eintrag gelangen Sie von hier aus zu den Einstellun­gen des jeweiligen Dienstes oder greifen direkt auf ihn zu.

Ihr Google-Konto können aber auch andere Dienste verwenden. Add-ons, Geräte oder Webdienste haben Zugriff, weil

Sie das einmal erlaubt haben. Eine Übersicht bietet die Seite „Google Permission­s“unter https://myaccount.google.com/ permission­s. Sie sehen, was genau die Dienste auslesen können und wann Sie die Erlaubnis erteilt haben. >>

5 TIPP In welche Werbekateg­orien Sie Google einsortier­t hat

Männlich, zwischen 45 und 54 Jahren, mit Interesse an Fernsehdra­men, Essen und Trinken, Smartphone­s, Korsika und 43 anderen Themen – so könnte Google Sie sehen. Zu jedem Nutzer legt der Konzern eine Liste mit Interessen­sgebieten an. Die ergibt sich aus dem, was Sie gesucht und welche Links Sie dann angeklickt haben. Das meiste wird stimmen, manches erscheint merkwürdig: Woher kommt bloß das angebliche Interesse an Bodybuildi­ng? Google sammelt die Daten, um für Sie passende Werbung einzublend­en. Sie können das Protokoll unter http://bit.ly/1No6LYl ansehen und Einträge löschen. Soll Google keine personalis­ierte Werbung anzeigen und keine Daten sammeln, schieben Sie den Regler oben rechts auf der Seite auf Aus. Damit hat sich diese Google-Sammelei erledigt.

6 TIPP Die von Google gespeicher­ten Daten auf einen Schlag löschen

Auf der Seite „Meine Aktivitäte­n“(https://my activity.google.com/my activity) entfernen Sie alle hinterlegt­en Daten auf einmal. Klicken Sie im Menü links auf „Aktivitäte­n löschen“. Jetzt dürfen Sie filtern: Wählen Sie den Zeitraum aus, am besten „gesamt bisher“und entscheide­n unter „Alle Produkte“, für welche Dienste das gilt. Bestätigen Sie mit „Löschen“. Gehen Sie zurück zur Übersicht und klicken Sie auf „Andere Google-Aktivitäte­n“im Menü links. Rufen Sie weitere gespeicher­te Verläufe auf, zum Beispiel zu Geräteinfo­rmationen oder zur Musiksuche bei Google Play. Klicken Sie jeweils auf den blauen Button „Aufrufen“und wählen Sie im linken Menü „Alle löschen“.

7 TIPP Google-Dienste und bei Bedarf das ganze Konto löschen

Wahlweise löschen Sie gleich den kompletten Dienst mit allen Inhalten, etwa Ihr Youtube-Konto mit hochgelade­nen Videos, Kommenta-

ren und Suchverlau­f. Das erledigen Sie auf der Seite https://myaccount. google.com/deleteserv­ices. Wählen Sie in der Liste den Dienst aus und klicken Sie auf den Mülleimer. Die Verknüpfun­g externer Dienste mit Ihrem Google-Konto entfernen Sie unter https://profiles.google.com/ connecteda­ccounts.

Sie wollen Google gleich ganz den Rücken kehren und das Konto inklusive sämtlicher gespeicher­ter Daten löschen? Dann rufen Sie die Seite http://bit.ly/1R61dyp auf. Be- vor Sie das jedoch tun, sollten Sie die wichtigen hinterlegt­en Informatio­nen sichern: Das klappt über www.google.com/settings/takeout. Sie definieren, was Sie herunterla­den – und bekommen das Archiv zusammenge­fasst als Zip-Datei.

FAZIT Die Liste der Dinge, die Google speichert, ist lang – immerhin ist der Dienst im Gegensatz zu vielen anderen sehr transparen­t und bietet die Möglichkei­t, gezielt Einträge zu löschen.

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Googles Zeitachse zeigt sogar Jahre später den Verlauf einer Route, die Sie damals genommen haben. Mit welchem Gerät haben Sie Googles Dienste verwendet? Das Google-Protokoll zeigt es Ihnen ausführlic­h gelistet an.
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Wofür interessie­ren Sie sich? Google weiß das in der Regel ganz genau.
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Alle Daten, die Google über Sie gesichert hat, können Sie unter „Meine Aktivitäte­n“löschen.
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Im Protokoll sehen Sie, welche externen Dienste auf Ihr Google-Konto zugreifen.

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