Sony XZ2 und XZ2 Compact
Bei Sony kann die Party starten: Nachdem die letzten Flaggschiffe der Xperia-Serie im connect-Test nicht so recht überzeugten, gelingt den neuen Xperias XZ2 und XZ2 Compact die Trendwende.
Sonys neue Topmodelle machen eine ganze Menge richtig. Willkommen zurück in der Oberliga!
Dass Sony einen Neustart versucht, zeigt schon das Design: Die zwei Alleinstellungsmerkmale der Xperia-Serie – das kastenförmige Gehäuse mit nur wenigen ergonomischen Rundungen und der seitlich in den Rahmen integrierte Fingerabdrucksensor – werfen die Japaner kurzerhand über Bord und bewegen sich stattdessen stärker in Richtung Mainstream. Der Fingersensor sitzt nun hinten unter der Kamera und die stark gewölbte Rückseite wird zu den Rändern hin dünner.
Eine gute Entscheidung, denn sowohl das Xperia XZ2 als auch das Kompaktmodell liegen besser in der Hand als alle Vorgänger. Dass sie dadurch an der dicksten Stelle die 10-Millimeter-Marke überschreiten, ist verkraftbar und fällt zumindest beim XZ2 nicht negativ auf. Beim kleinen Modell übertreibt es Sony allerdings etwas, das mehr als zwölf Millimeter tiefe Gehäuse will nicht so recht zu den ultrakompakten Abmessungen passen – wer das Gerät in die Hand nimmt, ist überrascht, wie dick und schwer es ist. Beide Smartphones sind mit knapp 170 beziehungsweise 200 Gramm echte Pfundskerle und für unseren Geschmack etwas zu gewichtig.
Ein weiterer Kritikpunkt: Der Fingerabdrucksensor ist nach unserem Empfinden zu tief positioniert, sodass wir den Zeigefinger immer anwinkeln mussten, um das Gerät zu entsperren. Aber Kollegen und Kolleginnen mit kürzeren Fingern fanden die Höhe optimal. Hier empfehlen wir, die Sache vor dem Kauf einfach selbst auszuprobieren. Und wir raten dem Leser auch, dieses Detail ernst zu nehmen, denn die Entsperrgeste mit dem Finger kommt im Laufe der Benutzung tausendfach zur Anwendung und sollte daher fließend von der Hand gehen.
Dickes Lob an die Designer
Trotz einer gewissen Konformität beim Design schafft es Sony, unverwechselbar zu bleiben – beiden Smartphones sieht man auf Anhieb an, wer sie gebaut hat. Ein Kunststück, das nur wenigen Herstellern konstant gelingt. Die Frontseite weist zu den Rändern hin eine ausgeprägte Krümmung auf, matt schimmert der Sony-Schriftzug durch die Glasoberfläche. Beim Xperia XZ2 besteht auch die Rückseite aus gebogenem Glas, das kühle Material sorgt für eine exzellente Haptik.
Beim XZ2 Compact leisten sich die Japaner dagegen einen Patzer und tauschen das Glas gegen Kunststoff aus. Der kommt zwar in Keramikoptik daher, bietet aber keine vergleichbare An-
fassqualität und wird so weder dem Anspruch der Marke Sony noch dem Preis gerecht. Die Verarbeitung ist dagegen bei beiden Modellen exzellent. Beide sind zudem, wie von Sony seit Jahren gewohnt, wasserdicht nach IP68.
Viel Power unter der Haube
Auch beim Display macht Sony vieles anders. So bauen die Japaner ein gestrecktes 18:9-Panel ein, das fast die gesamte Frontseite ausfüllt. Das neue Format bekommt vor allem dem Kompaktmodell richtig gut, das etwas kleiner als ein iPhone 8 ist, mit seinem 5-Zoll-Screen und erweiterter Full-HD-Auflösung (2160 x 1080 Pixel) aber Inhalte viel besser darstellt. Aufgefallen ist uns allerdings, dass die Konkurrenz bei ihren 18:9ern mehr Display auf der Front unterbringt, der Rahmen ist zu allen Seiten hin etwas dicker als bei Huawei oder Samsung. Sony setzt weiter auf die LCD-Technologie, was kein Nachteil ist, wenn die Panels eine so hohe Qualität haben wie bei den vorliegenden Testmodellen. LCDs sind zwar nicht so blickwinkelstabil und kontrastreich, aber in einer hellen Umgebung nach wie vor besser ablesbar.
Qualcomms neuer High-EndChipsatz Snapdragon 845 markiert aktuell das Nonplusultra in der Szene, abgesehen vom Apple A11 kann ihm praktisch keiner
das Wasser reichen. In Benchmarks fegen die beiden Sonys, die jeweils mit 4 GB RAM bestückt sind, denn auch nahezu alle Kontrahenten vom Platz.
Die außerordentlich gute Performance wird allerdings vom Speicherangebot konterkariert, denn 64 GB sind 2018 in der gehobenen Preisklasse nicht mehr zeitgemäß. Jenseits der 500-Euro-Marke möchten wir 128 GB sehen, und zumindest Huawei zeigt, dass das nicht zu viel verlangt ist. Immerhin kann man bei Sony mit Micro-SD-Karten nachrüsten, bei unseren Testmodellen hatten wir sogar die Qual der Wahl zwischen Micro-SD und zweiter SIM-Karte. Die Dual-SIM-Varianten sind allerdings nur im freien Handel erhältlich, nicht über die Netzbetreiber.
Garant für schnelle Updates
Die Vorgängergeneration XZ1 gehörte zu den ersten Smartphones mit der neuesten AndroidVersion Oreo, was ein Zeichen für den exzellenten SoftwareSupport ist, den Sony-Käufer genießen (allerdings nur in der gehobenen Preisklasse). Auch auf den Nachfolgern ist Oreo installiert, begleitet von einer Benutzeroberfläche, die Sonytypisch dezent auftritt und nur in einigen Bereichen Akzente setzt. Besonders gut gefallen hat uns der persönliche Assistent (Xperia Assist), der in Form eines Gespräches durch die Funktionen des Smartphones führt und basierend auf dem Nutzerverhalten Tipps zu den optimalen Einstellungen gibt.
Stark ist auch der Always-onBildschirm, der wichtige Informationen dezent einblendet, wenn das Gerät bewegt wird, ohne dabei das Display vollständig zu aktivieren. Dass man diese Anzeige nicht weiter modifizieren kann, wird hoffentlich mittels Software-Update in naher Zukunft behoben. Alles in allem legt Sony softwareseitig einen gelungenen Auftritt hin.
Vibro-Motor und 3D Creator
An anderer Stelle haben wir wieder Einstellungsmöglichkeiten vermisst. Sony hat beim XZ2 einen Motor eingebaut, der wie bei Apples Taptic Engine haptisches Feedback in Form fein dosierter Vibrationen gibt. Sony nennt den kleinen Motor „Dynamic Vibration System“und beschränkt ihn darauf, synchron zum über die Lautsprecher abge-
spielten Sound aus Youtube, Spotify und anderen Quellen zu vibrieren. Man kann die Intensität der Vibration einstellen oder sie deaktivieren, hat aber darüber hinaus aber keine Einstellungsmöglichkeiten. Das ist wohl auch der Hauptgrund dafür, dass der kleine Motor, obwohl er gerade bei Videos sehr treffsicher vibriert, keinen bleibenden Eindruck hinterlässt.
Das Gleiche gilt für ein weiteres exklusives Sony-Feature, das man auf beiden Smartphones findet: Der „3D Creator“verwandelt Menschen und andere Motive mithilfe der Haupt- oder Frontkamera in dreidimensionale digitale Objekte, die in sozialen Medien geteilt oder per 3-DDrucker ausgedruckt werden können. Man kann etwa einen 3D Avatar von der oder dem Liebsten erstellen und als animierten Hintergrund auf dem Smartphone benutzen. Das Gesicht wird zwar in der Regel erstaunlich gut nachgebildet, trotzdem handelt es sich in unseren Augen um nicht mehr als eine Spielerei, die im technikaffinen Japan sicher viele Freunde finden wird, nicht aber in Deutschland.
Starke Ausdauer, guter Empfang
Unser verlagseigenes Testlab gibt beiden Smartphones grünes Licht, sowohl die Sprachqualität als auch die Funkeigenschaften bewegen sich auf einem guten Niveau. Und die Ausdauer kratzt an der 9-Stunden-Marke, was auch als Beleg dafür anzusehen ist, das die Qualcomm-Ingenieure den Energieverbrauch des neuen Snapdragon gut abgestimmt haben. Uns hat überrascht, wie dicht das Kompaktmodell trotz kleinerem Akku am XZ2 dran ist. Leider integriert Sony nur bei Letzterem eine Ladespule für drahtloses Auftanken via Qi. Auch ein Schnellladenetzteil gehört nur beim XZ2 zum Lieferumfang.
In der Summe hinterlassen beide Geräte einen sehr guten Eindruck. Das XZ2 Compact ragt mit seinem Formfaktor besonders heraus: Wer einen kompakten und leistungsstarken Androiden sucht, der kommt an diesem Modell nicht vorbei.