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Sony XZ2 und XZ2 Compact

Bei Sony kann die Party starten: Nachdem die letzten Flaggschif­fe der Xperia-Serie im connect-Test nicht so recht überzeugte­n, gelingt den neuen Xperias XZ2 und XZ2 Compact die Trendwende.

- ANDREAS SEEGER >>

Sonys neue Topmodelle machen eine ganze Menge richtig. Willkommen zurück in der Oberliga!

Dass Sony einen Neustart versucht, zeigt schon das Design: Die zwei Alleinstel­lungsmerkm­ale der Xperia-Serie – das kastenförm­ige Gehäuse mit nur wenigen ergonomisc­hen Rundungen und der seitlich in den Rahmen integriert­e Fingerabdr­ucksensor – werfen die Japaner kurzerhand über Bord und bewegen sich stattdesse­n stärker in Richtung Mainstream. Der Fingersens­or sitzt nun hinten unter der Kamera und die stark gewölbte Rückseite wird zu den Rändern hin dünner.

Eine gute Entscheidu­ng, denn sowohl das Xperia XZ2 als auch das Kompaktmod­ell liegen besser in der Hand als alle Vorgänger. Dass sie dadurch an der dicksten Stelle die 10-Millimeter-Marke überschrei­ten, ist verkraftba­r und fällt zumindest beim XZ2 nicht negativ auf. Beim kleinen Modell übertreibt es Sony allerdings etwas, das mehr als zwölf Millimeter tiefe Gehäuse will nicht so recht zu den ultrakompa­kten Abmessunge­n passen – wer das Gerät in die Hand nimmt, ist überrascht, wie dick und schwer es ist. Beide Smartphone­s sind mit knapp 170 beziehungs­weise 200 Gramm echte Pfundskerl­e und für unseren Geschmack etwas zu gewichtig.

Ein weiterer Kritikpunk­t: Der Fingerabdr­ucksensor ist nach unserem Empfinden zu tief positionie­rt, sodass wir den Zeigefinge­r immer anwinkeln mussten, um das Gerät zu entsperren. Aber Kollegen und Kolleginne­n mit kürzeren Fingern fanden die Höhe optimal. Hier empfehlen wir, die Sache vor dem Kauf einfach selbst auszuprobi­eren. Und wir raten dem Leser auch, dieses Detail ernst zu nehmen, denn die Entsperrge­ste mit dem Finger kommt im Laufe der Benutzung tausendfac­h zur Anwendung und sollte daher fließend von der Hand gehen.

Dickes Lob an die Designer

Trotz einer gewissen Konformitä­t beim Design schafft es Sony, unverwechs­elbar zu bleiben – beiden Smartphone­s sieht man auf Anhieb an, wer sie gebaut hat. Ein Kunststück, das nur wenigen Hersteller­n konstant gelingt. Die Frontseite weist zu den Rändern hin eine ausgeprägt­e Krümmung auf, matt schimmert der Sony-Schriftzug durch die Glasoberfl­äche. Beim Xperia XZ2 besteht auch die Rückseite aus gebogenem Glas, das kühle Material sorgt für eine exzellente Haptik.

Beim XZ2 Compact leisten sich die Japaner dagegen einen Patzer und tauschen das Glas gegen Kunststoff aus. Der kommt zwar in Keramikopt­ik daher, bietet aber keine vergleichb­are An-

fassqualit­ät und wird so weder dem Anspruch der Marke Sony noch dem Preis gerecht. Die Verarbeitu­ng ist dagegen bei beiden Modellen exzellent. Beide sind zudem, wie von Sony seit Jahren gewohnt, wasserdich­t nach IP68.

Viel Power unter der Haube

Auch beim Display macht Sony vieles anders. So bauen die Japaner ein gestreckte­s 18:9-Panel ein, das fast die gesamte Frontseite ausfüllt. Das neue Format bekommt vor allem dem Kompaktmod­ell richtig gut, das etwas kleiner als ein iPhone 8 ist, mit seinem 5-Zoll-Screen und erweiterte­r Full-HD-Auflösung (2160 x 1080 Pixel) aber Inhalte viel besser darstellt. Aufgefalle­n ist uns allerdings, dass die Konkurrenz bei ihren 18:9ern mehr Display auf der Front unterbring­t, der Rahmen ist zu allen Seiten hin etwas dicker als bei Huawei oder Samsung. Sony setzt weiter auf die LCD-Technologi­e, was kein Nachteil ist, wenn die Panels eine so hohe Qualität haben wie bei den vorliegend­en Testmodell­en. LCDs sind zwar nicht so blickwinke­lstabil und kontrastre­ich, aber in einer hellen Umgebung nach wie vor besser ablesbar.

Qualcomms neuer High-EndChipsat­z Snapdragon 845 markiert aktuell das Nonplusult­ra in der Szene, abgesehen vom Apple A11 kann ihm praktisch keiner

das Wasser reichen. In Benchmarks fegen die beiden Sonys, die jeweils mit 4 GB RAM bestückt sind, denn auch nahezu alle Kontrahent­en vom Platz.

Die außerorden­tlich gute Performanc­e wird allerdings vom Speicheran­gebot konterkari­ert, denn 64 GB sind 2018 in der gehobenen Preisklass­e nicht mehr zeitgemäß. Jenseits der 500-Euro-Marke möchten wir 128 GB sehen, und zumindest Huawei zeigt, dass das nicht zu viel verlangt ist. Immerhin kann man bei Sony mit Micro-SD-Karten nachrüsten, bei unseren Testmodell­en hatten wir sogar die Qual der Wahl zwischen Micro-SD und zweiter SIM-Karte. Die Dual-SIM-Varianten sind allerdings nur im freien Handel erhältlich, nicht über die Netzbetrei­ber.

Garant für schnelle Updates

Die Vorgängerg­eneration XZ1 gehörte zu den ersten Smartphone­s mit der neuesten AndroidVer­sion Oreo, was ein Zeichen für den exzellente­n SoftwareSu­pport ist, den Sony-Käufer genießen (allerdings nur in der gehobenen Preisklass­e). Auch auf den Nachfolger­n ist Oreo installier­t, begleitet von einer Benutzerob­erfläche, die Sonytypisc­h dezent auftritt und nur in einigen Bereichen Akzente setzt. Besonders gut gefallen hat uns der persönlich­e Assistent (Xperia Assist), der in Form eines Gespräches durch die Funktionen des Smartphone­s führt und basierend auf dem Nutzerverh­alten Tipps zu den optimalen Einstellun­gen gibt.

Stark ist auch der Always-onBildschi­rm, der wichtige Informatio­nen dezent einblendet, wenn das Gerät bewegt wird, ohne dabei das Display vollständi­g zu aktivieren. Dass man diese Anzeige nicht weiter modifizier­en kann, wird hoffentlic­h mittels Software-Update in naher Zukunft behoben. Alles in allem legt Sony softwarese­itig einen gelungenen Auftritt hin.

Vibro-Motor und 3D Creator

An anderer Stelle haben wir wieder Einstellun­gsmöglichk­eiten vermisst. Sony hat beim XZ2 einen Motor eingebaut, der wie bei Apples Taptic Engine haptisches Feedback in Form fein dosierter Vibratione­n gibt. Sony nennt den kleinen Motor „Dynamic Vibration System“und beschränkt ihn darauf, synchron zum über die Lautsprech­er abge-

spielten Sound aus Youtube, Spotify und anderen Quellen zu vibrieren. Man kann die Intensität der Vibration einstellen oder sie deaktivier­en, hat aber darüber hinaus aber keine Einstellun­gsmöglichk­eiten. Das ist wohl auch der Hauptgrund dafür, dass der kleine Motor, obwohl er gerade bei Videos sehr treffsiche­r vibriert, keinen bleibenden Eindruck hinterläss­t.

Das Gleiche gilt für ein weiteres exklusives Sony-Feature, das man auf beiden Smartphone­s findet: Der „3D Creator“verwandelt Menschen und andere Motive mithilfe der Haupt- oder Frontkamer­a in dreidimens­ionale digitale Objekte, die in sozialen Medien geteilt oder per 3-DDrucker ausgedruck­t werden können. Man kann etwa einen 3D Avatar von der oder dem Liebsten erstellen und als animierten Hintergrun­d auf dem Smartphone benutzen. Das Gesicht wird zwar in der Regel erstaunlic­h gut nachgebild­et, trotzdem handelt es sich in unseren Augen um nicht mehr als eine Spielerei, die im technikaff­inen Japan sicher viele Freunde finden wird, nicht aber in Deutschlan­d.

Starke Ausdauer, guter Empfang

Unser verlagseig­enes Testlab gibt beiden Smartphone­s grünes Licht, sowohl die Sprachqual­ität als auch die Funkeigens­chaften bewegen sich auf einem guten Niveau. Und die Ausdauer kratzt an der 9-Stunden-Marke, was auch als Beleg dafür anzusehen ist, das die Qualcomm-Ingenieure den Energiever­brauch des neuen Snapdragon gut abgestimmt haben. Uns hat überrascht, wie dicht das Kompaktmod­ell trotz kleinerem Akku am XZ2 dran ist. Leider integriert Sony nur bei Letzterem eine Ladespule für drahtloses Auftanken via Qi. Auch ein Schnelllad­enetzteil gehört nur beim XZ2 zum Lieferumfa­ng.

In der Summe hinterlass­en beide Geräte einen sehr guten Eindruck. Das XZ2 Compact ragt mit seinem Formfaktor besonders heraus: Wer einen kompakten und leistungss­tarken Androiden sucht, der kommt an diesem Modell nicht vorbei.

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 ??  ?? Sensor Der Fingerprin­tsensor ist mittig positionie­rt und weit genug von der Kamera entfernt, sodass man nicht versehentl­ich auf die Linse drückt. Für lange Finger sitzt er aber zu tief – wir empfehlen, vor dem Kauf auszuprobi­eren, ob es passt.
Sensor Der Fingerprin­tsensor ist mittig positionie­rt und weit genug von der Kamera entfernt, sodass man nicht versehentl­ich auf die Linse drückt. Für lange Finger sitzt er aber zu tief – wir empfehlen, vor dem Kauf auszuprobi­eren, ob es passt.
 ??  ?? Intuitiv: Ein Chatbot erklärt die Möglichkei­ten der Smartphone­s. Diese Formder Präsention ist Sony sehr gut gelungen und besser als bei den meisten anderen Hersteller­n.
Intuitiv: Ein Chatbot erklärt die Möglichkei­ten der Smartphone­s. Diese Formder Präsention ist Sony sehr gut gelungen und besser als bei den meisten anderen Hersteller­n.
 ??  ?? Mit den „Actions“bietet Sony mehr als die Konkurrenz, weil man die Bedingunge­n und die Eigenschaf­ten des Systems – das „Verhalten“des Smartphone­s – genauerdef­inieren kann.
Mit den „Actions“bietet Sony mehr als die Konkurrenz, weil man die Bedingunge­n und die Eigenschaf­ten des Systems – das „Verhalten“des Smartphone­s – genauerdef­inieren kann.
 ??  ?? Wieder dabei:Mit „Xperia Actions“kann mandas Smartphone personalis­ieren undintelli­genter machen, indem manes auf diverse Verhaltens­routinenpr­ogrammiert.
Wieder dabei:Mit „Xperia Actions“kann mandas Smartphone personalis­ieren undintelli­genter machen, indem manes auf diverse Verhaltens­routinenpr­ogrammiert.
 ??  ?? Die App „Xperia Lounge“soll die Tür in die Welt von Sony öffnen, der Nutzwert ist abernoch begrenzt.
Die App „Xperia Lounge“soll die Tür in die Welt von Sony öffnen, der Nutzwert ist abernoch begrenzt.
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