Huawei P Smart/Honor 9 Lite
Die beiden Geschwistermodelle bieten 18:9-Displays und Android 8 für unter 250 Euro – welches ist der bessere Fang?
Die enge Verwandtschaft ist nicht zu leugnen: In Größe und Formgebung gleichen sich das Huawei P Smart und das unter Huaweis Discount-Marke Honor angebotene 9 Lite überaus deutlich. Beide Modelle treten zu echten Kampfpreisen an und bieten zum empfohlenen Verkaufspreis von 259 Euro (Huawei) beziehungsweise 230 Euro (Honor) überdurchschnittlich hohe Leistung und umfangreiche Ausstattung. Kleinere Abstriche müssen Käufer angesichts der günstigen Preise dann aber doch machen.
Identisches Innenleben
Werfen wir zuerst einen Blick auf die Gemeinsamkeiten: In beiden Geräten steckt dieselbe Technik, vermutlich sogar eine identische Platine: Als Antrieb dient der Octa-Core-Prozessor Huawei Kirin 659, der vier Kerne mit maximal 2,36 GHz und zum Energiesparen vier weitere mit bis zu 1,7 GHz Taktfrequenz betreibt. Ihm stehen 3 GB Arbeitsspeicher (RAM) zur Seite. Beide Geräte kommen ab Werk mit Android 8.0.0 Oreo, auch seinen hauseigenen Bedienaufsatz EMUI hat Huawei auf Ver- sion 8.0.0 aufgerüstet. Die von uns durchgeführten Benchmarktests sowie die im Test rundweg flotte Bedienung bescheinigen beiden Kandidaten gehobene Mittelklasse-Leistung.
Beide Ausführungen werden ab Werk mit 32 GB Flash-Speicher angeboten. Und beide besitzen einen Dual-SIM-KombiSlot, in dem sich wahlweise zwei Nano-SIMs oder eine SIM und eine Micro-SD-Speicherkarte einsetzen lassen. Wer noch das von Honor zum Marktstart aufgelegte Bundle-Angebot ergattern kann, bekommt bei dieser Variante sogar noch eine kostenlose 64 GB-Micro-SD mit dazu. Micro-SD-Karten werden allerdings nur als externer Speicher bereitgestellt, eine Zusammenführung mit dem internen Speicher boten beide Modelle nicht an.
Auch beim Display gleichauf
Auch in puncto Display gleichen sich die beiden wie ein Ei dem anderen: Ihre 5,65-Zoll-TFTScreens (Diagonale: 14,4 cm) zeigen 2160 x 1080 Pixel (428 ppi) mit einer Farbtiefe von 16,7 Millionen Farben an. Sie folgen somit dem Trend zum 18:9-Format. Dabei stellen sie Farben
und Inhalte mit einer gemessenen Helligkeit von sehr guten rund 600 cd/m2 brillant dar.
Bei Mobilfunkmodi und unterstützten Frequenzbändern ist alles an Bord, was europäische Kunden brauchen. Allerdings bucht sich eine gegebenenfalls eingelegte zweite Nano-SIM nur im GSM-Modus ins Netz ein. Einschränkungen gibt es zudem bei der WLAN-Ausstattung: Beide Kandidaten unterstützen nur die Standards 802.11 b, g und n – das neuere und schnellere 11ac hingegen nicht. Außerdem funkt das WLAN-Modul ausschließlich auf 2,4 GHz – das 5-GHz-Frequenzband bleibt ihm verwehrt. Mit dem Huawei-typischen „Wi-Fi+“-Modus können die Phones je nach Empfang selbstständig zwischen Mobilfunk und WLAN umschalten. Bluetooth läuft in der zeitgemäßen Version 4.2, das für AutoFesteinbautelefone nützliche „SIM Access Profile“unterstützen die Geräte jedoch nicht. Das gilt allerdings auch für deutlich teurere Smartphones aus der Schmiede von Huawei.
Fingerabdrucksensor inklusive
Beide Mobiltelefone sind mit Micro-USB-Buchsen bestückt und somit noch nicht mit dem neueren USB-C. Die Datenkommunikation erfolgt über den älteren und etwas langsameren USB-2.0-Modus. Quickcharge oder andere Schnelllade-Funktionen werden ebenso wenig unterstützt wie drahtloses Laden.
Zum Entsperren verfügen beide Kandidaten über einen auf der Rückseite angeordneten Fingerabdrucksensor, der griffgünstig platziert ist und im Test gleichermaßen schnell wie zuverlässig funktionierte. Das Glasgehäuse der Honor-Ausführung ist im Alltagsbetrieb etwas rutschiger und definitiv empfindlicher gegen Fingerabdrücke als die matt lackierte Metalloberfläche der Huawei-Variante. Zum Anschluss des mitgelieferten Headsets verfügen beide Geräte über eine 3,5-mm-Klinkenbuchse.
Hauptkamera mit Doppel-Linse
Sowohl das Huawei P Smart als auch das Honor 9 Lite bieten als Hauptkamera auf der Geräterückseite eine Doppel-Linse: Der Hersteller kombiniert hier einen 13-Megapixel-Sensor mit einem zusätzlichen 2-Megapixel-Tiefensensor und einem LED-Flash. Dank Tiefensensor lassen sich die Bilder nachträg-
In ihren unterschiedlichen Schalen steckt derselbe technische Kern. Dennoch gibt’s beim Huawei P Smart und Honor 9 Lite nicht nur optische Unterschiede.
lich mit einem Bokeh-Effekt, also Änderungen der Tiefenschärfe versehen.
Insgesamt liefert diese Konstellation im Praxistest durchschnittliche Ergebnisse – bei Dämmerung neigt die Kamera zum Rauschen. Und bei Videoaufnahmen, die bis zu Full-HDAuflösung (1920 x 1080 Pixel) möglich sind, könnte die elektronische Bildstabilisierung fixer reagieren. Angesichts der günstigen Gerätepreise ist das aber Klagen auf hohem Niveau.
Unterschiedliche Frontkameras
An dieser Stelle kommen wir nun zum größten Unterschied zwischen beiden Kandidaten: der Frontkamera. Huawei setzt auf eine 8-Megapixel-Einzelkamera, die ordentliche Selfies knipst. Honor hingegen wiederholt die Konstruktion der Rückseite auch auf der Front und bietet hier dieselbe Kombination aus 13 Megapixeln und 2-Megapixel-Tiefensensor. Somit unterstützt das Honor 9 Lite nachträgliche Bokeh-Effekte auch für Selfies und bietet für sie auch höhere Auflösung. Konsequenterweise bewirbt Honor sein Gerät unter dem Hashtag #Loveyourselfie.
Den „Beauty“-Bearbeitungsmodus, der laut Huawei sogar das Geschlecht des Selfie-Fotografen erkennt und berücksichtigt, bieten beide Gerätevarianten. Unterschiede gibt es des Weiteren bei der ab Werk vorinstallierten Software (siehe auch Kasten unten): Honor packt mehr Spiele und Alltags-Apps aufs Gerät, die sich bei der Erstinstallation jedoch auswählen und bei Nichtgefallen nachträglich löschen lassen. Huawei legt seine Beigaben etwas ernsthafter und reduzierter aus. Beide Kandidaten können auch die Huawei-Cloud nutzen, um dort etwa Fotos oder Geräte-Backups hochzuladen.
Finale Entscheidung im Labor
Die finale Entscheidung im Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen den beiden engen Verwandten bringen allerdings unsere Labormessungen: Hier liefern sich Honor 9 Lite und Huawei P Smart im Funk ein Kopf-anKopf-Rennen mit leichten Vorteilen für das Huawei bei UMTS und in den GSM-Netzen und einem kleinen Vorsprung für Honor im wichtigen LTE-800Band. Die längere Ausdauer in unserem typischen Energieverbrauchsmix zeigt das Honor. Es hielt mit einer vollen Ladung seines 3000-mAh-Akkus 6:13 Stunden durch, während wir dem Huawei unter gleichen Bedingungen nur 5:37 Stunden attestieren können. Bei der Sprachqualität beim Telefonieren liegt dafür wieder das Huawei vorn. Frequenzgänge, Rauschunterdrückung und Audio-Wiedergabeleistungen sind erwartungsgemäß fast identisch und insgesamt gut.
Sein Vorsprung bei der Ausdauer und die bessere Ausstattung bei der Frontkamera bringen dem Honor somit in der Endabrechnung sechs Punkte Vorsprung gegenüber seinem Zwilling. Wer sich mit der schimmernden Gehäuseoptik anfreunden kann, bekommt beim Honor also insgesamt etwas mehr für einen etwas günstigeren Preis. Die Note „gut“haben sich aber beide redlich verdient.