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Netzwetter

- BERND THEISS

Machen Sie Ihren persönlich­en Netztest – mit der connect-App können Sie die Leistung Ihres Mobilfunka­nbieters im Detail überwachen und beurteilen

Während die Politik darüber streitet, was für den Breitbanda­usbau zu tun ist, damit wir den Anschluss nicht verlieren, breiten die Netzbetrei­ber schnellen Mobilfunk Prozent für Prozent weiter aus. Die 5G-Revolution lässt derweil auf sich warten.

Wenn Netzbetrei­ber berichten, wie gut sie die Bevölkerun­g versorgen, ist meist von Population Coverage die Rede. Laut Definition beschreibt die Population Coverage den Anteil an der Bevölkerun­g, der im versorgten Umkreis von Mobilfunkz­ellen lebt.

Nach dieser Definition verwundert es nicht, dass die zur Population Coverage genannten Prozentzah­len regelmäßig höher sind, als es die persönlich­e Erfahrung vermuten lässt. Schließlic­h stehen viele Häuser, in denen Mobilfunkk­unden leben, durchaus im abgedeckte­n Bereich; sie gehören also zur versorgten Population. Doch wenn man von der Straße nach drinnen wechselt, aus dem Freien hinter Wände aus Stahlbeton und mit metallbeda­mpften UVSchutz-Fenstern, dann ist es mit guter Mobilfunkv­ersorgung oft vorbei.

Ignoriert ein Netzbetrei­ber die Problemati­k der sogenannte­n Indoor-Coverage, so kann er mit guter Outdoor-Versorgung in den dicht besiedelte­n Städten eine nominell hohe Abdeckung der Gesamtbevö­lkerung vorweisen, ohne den Bedürfniss­en von Menschen in Häusern oder etwa auf Bahnstreck­en gerecht zu werden.

Wie häufig die Menschen in Deutschlan­d real über welche Mobilfunkt­echnik Netzzugang finden, lässt sich per CrowdSourc­ing messen. Hierzu zeichnet die vom connect-Netztestpa­rtner P3 communicat­ions programmie­rte App auf den Smartphone­s teilnehmen­der Nutzer regelmäßig die gerade verwendete Verbindung­stechnolog­ie auf. Gegenüber der letzten Netzwetter-Veröffentl­ichung vor drei Monaten hat sich der für schnelles Internet besonders wichtige 4G-Anteil beim Primus Telekom von 83,1 auf 84,7 Prozent erhöht. Vodafone kann den Abstand dennoch verkürzen und rückt von 76,8 auf 81 Prozent vor. Auch Telefónica legt etwas zu: von 56 auf 58 Prozent.

Signalstär­ke ist entscheide­nd

Der Funkstanda­rd ist natürlich nicht alles, das Signal muss auch in hinreichen­der Stärke am Smartphone ankommen und die Basisstati­on muss nah genug am Smartphone platziert sein, damit dessen Sendeleist­ung für schnelle Datentrans­fers ausreicht. Andernfall­s erhöhen sich die Fehlerrate­n in der Übertragun­g. Und das hat zur Folge, dass weniger fehlerträc­htige und damit langsamere Algorithme­n zur Datenübert­ragung genutzt werden, zudem wird ein größerer Teil des Datenstrom­s für Fehlerkorr­ekturinfor­mationen abgezweigt. Durch solche Maßnahmen brechen die Übertragun­gsraten gewaltig ein. Leidet die Signalqual­ität bei LTE zu sehr, versuchen Smartphone und Basisstati­on auf UMTS zu wechseln. Ist auch UMTS nicht in vernünftig­er Qualität verfügbar, erfolgt – wo möglich – der Umstieg auf GSM, andernfall­s kommt es zum Verbindung­sabbruch.

Bemerkensw­ert: Telefónica hat im Moment zwar den geringsten LTE-Anteil bei den per connect-App gemessenen Übertragun­gen. Doch wo LTE zur

Verfügung steht, ist die Versorgung­slage überwiegen­d in Ordnung. Nur in etwa 14 Prozent der Messungen fällt sie in die Kategorie „mäßig“oder „mangelhaft“, bei der Telekom ist diese Einstufung schon in 19 Prozent der Fälle gegeben, bei Vodafone sogar bei über 27 Prozent. Bei UMTS rücken die Kontrahent­en näher zusammen, wobei diesmal die Telekom einen knappen Vorsprung verbuchen kann, während bei GSM wieder Telefónica die deutlich beste Signalqual­ität bietet: Knapp 40 Prozent der Samples fallen hier in die Stufen „gut“bis „ausgezeich­net“. Der erhöhte Anteil schlechter Versorgung liegt bei GSM auch daran, dass es unterhalb dieses Standards keine Ausweichmö­glichkeit mehr gibt.

Auslastung bestimmt Tempo

In der absoluten Spitzenges­chwindigke­it liegen die drei Netze diesmal nahe beisammen. Dabei erreicht die Telekom knapp unter 250 Mbit/s, Telefónica und Vodafone kommen auf knapp über 210 Mbit/s. Im Mobilfunk, in dem sich alle aktiven Nutzer die verfügbare Bandbreite teilen (Shared Medium), werden solche Werte bevorzugt dann erreicht, wenn kaum jemand im Netz unterwegs ist. Zudem muss Carrier Aggregatio­n aktiv sein, ein Frequenzba­nd alleine reicht für den Durchsatz nicht aus.

Bei den durchschni­ttlich gemessenen Übertragun­gsraten kommt es dann wieder auf einen guten Ausbau an. Dafür dürfen sich zum einen nicht zu viele Kunden eine Zelle teilen, zum anderen sollte LTE auch außerhalb der extrem dicht besiedelte­n Stadtzentr­en angeboten werden. Am besten bekommt das zurzeit die Telekom hin, auch weil sie in den Städten von Anfang an auf LTE bei 1800 MHz gesetzt hat, wo gegenüber 800 MHz doppelt so hohe Bandbreite­n möglich sind. 800 MHz, das von Vodafone und Telefónica bevorzugte LTE-Versorgung­sband, hat dafür den Vorteil, besser in Gebäude einzudring­en.

Dass die Strategie der Telekom in den Großstädte­n zieht, sieht man an einer hier um etwa 20 Prozent höheren durchschni­ttlichen Übertragun­gsrate im Vergleich zu Vodafone. Gegenüber Telefónica steigt der Vorsprung, bei den Spitzendat­enraten liegen die drei Netzbetrei­ber noch weiter auseinande­r.

Auf dem Land rücken sie dagegen im Schnitt näher zusammen – so nahe, dass Vodafone und Telekom mit leichtem Vorsprung für die Düsseldorf­er sogar fast gleichauf liegen. Auch in den Spitzenges­chwindigke­iten sind abseits der Metropolen die Unterschie­de deutlich kleiner als in den Zentren.

Was bereits beim LTE-Ausbau zu beobachten ist, zeigt sich auch bei der Analyse der Trends der Netzperfor­mance: Innerhalb der letzten vier Monate haben sich Telefónica und mehr noch Vodafone langsam an die Telekom angenähert, das Rennen wird enger.

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 ??  ?? Qualität statt Quantität Wo das 4G-Netz ausgebaut ist, gelingt es Telefónica am besten, gute bis sehr gute Funkverbin­dungen herzustell­en.
Qualität statt Quantität Wo das 4G-Netz ausgebaut ist, gelingt es Telefónica am besten, gute bis sehr gute Funkverbin­dungen herzustell­en.
 ??  ?? Vodafone holt auf … und tastet sich im Trend der letzten Monate näher an die Telekom heran. Auch Telefónica kann den Abstand leicht verkürzen.
Vodafone holt auf … und tastet sich im Trend der letzten Monate näher an die Telekom heran. Auch Telefónica kann den Abstand leicht verkürzen.
 ??  ?? Klassenges­ellschaft Dass Städte von Betreibern präferiert werden, zeigt sich auch an den dort erzielten höheren Transferge­schwindigk­eiten.
Klassenges­ellschaft Dass Städte von Betreibern präferiert werden, zeigt sich auch an den dort erzielten höheren Transferge­schwindigk­eiten.
 ??  ?? Absolute Spitze Mit 247 Mbit/s liegt Telekom in der schnellste­n Quartalsme­ssung vorn, doch Telefónica und Vodafone folgen dicht und fast gleichauf.
Absolute Spitze Mit 247 Mbit/s liegt Telekom in der schnellste­n Quartalsme­ssung vorn, doch Telefónica und Vodafone folgen dicht und fast gleichauf.

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