Netzwetter
Machen Sie Ihren persönlichen Netztest – mit der connect-App können Sie die Leistung Ihres Mobilfunkanbieters im Detail überwachen und beurteilen
Während die Politik darüber streitet, was für den Breitbandausbau zu tun ist, damit wir den Anschluss nicht verlieren, breiten die Netzbetreiber schnellen Mobilfunk Prozent für Prozent weiter aus. Die 5G-Revolution lässt derweil auf sich warten.
Wenn Netzbetreiber berichten, wie gut sie die Bevölkerung versorgen, ist meist von Population Coverage die Rede. Laut Definition beschreibt die Population Coverage den Anteil an der Bevölkerung, der im versorgten Umkreis von Mobilfunkzellen lebt.
Nach dieser Definition verwundert es nicht, dass die zur Population Coverage genannten Prozentzahlen regelmäßig höher sind, als es die persönliche Erfahrung vermuten lässt. Schließlich stehen viele Häuser, in denen Mobilfunkkunden leben, durchaus im abgedeckten Bereich; sie gehören also zur versorgten Population. Doch wenn man von der Straße nach drinnen wechselt, aus dem Freien hinter Wände aus Stahlbeton und mit metallbedampften UVSchutz-Fenstern, dann ist es mit guter Mobilfunkversorgung oft vorbei.
Ignoriert ein Netzbetreiber die Problematik der sogenannten Indoor-Coverage, so kann er mit guter Outdoor-Versorgung in den dicht besiedelten Städten eine nominell hohe Abdeckung der Gesamtbevölkerung vorweisen, ohne den Bedürfnissen von Menschen in Häusern oder etwa auf Bahnstrecken gerecht zu werden.
Wie häufig die Menschen in Deutschland real über welche Mobilfunktechnik Netzzugang finden, lässt sich per CrowdSourcing messen. Hierzu zeichnet die vom connect-Netztestpartner P3 communications programmierte App auf den Smartphones teilnehmender Nutzer regelmäßig die gerade verwendete Verbindungstechnologie auf. Gegenüber der letzten Netzwetter-Veröffentlichung vor drei Monaten hat sich der für schnelles Internet besonders wichtige 4G-Anteil beim Primus Telekom von 83,1 auf 84,7 Prozent erhöht. Vodafone kann den Abstand dennoch verkürzen und rückt von 76,8 auf 81 Prozent vor. Auch Telefónica legt etwas zu: von 56 auf 58 Prozent.
Signalstärke ist entscheidend
Der Funkstandard ist natürlich nicht alles, das Signal muss auch in hinreichender Stärke am Smartphone ankommen und die Basisstation muss nah genug am Smartphone platziert sein, damit dessen Sendeleistung für schnelle Datentransfers ausreicht. Andernfalls erhöhen sich die Fehlerraten in der Übertragung. Und das hat zur Folge, dass weniger fehlerträchtige und damit langsamere Algorithmen zur Datenübertragung genutzt werden, zudem wird ein größerer Teil des Datenstroms für Fehlerkorrekturinformationen abgezweigt. Durch solche Maßnahmen brechen die Übertragungsraten gewaltig ein. Leidet die Signalqualität bei LTE zu sehr, versuchen Smartphone und Basisstation auf UMTS zu wechseln. Ist auch UMTS nicht in vernünftiger Qualität verfügbar, erfolgt – wo möglich – der Umstieg auf GSM, andernfalls kommt es zum Verbindungsabbruch.
Bemerkenswert: Telefónica hat im Moment zwar den geringsten LTE-Anteil bei den per connect-App gemessenen Übertragungen. Doch wo LTE zur
Verfügung steht, ist die Versorgungslage überwiegend in Ordnung. Nur in etwa 14 Prozent der Messungen fällt sie in die Kategorie „mäßig“oder „mangelhaft“, bei der Telekom ist diese Einstufung schon in 19 Prozent der Fälle gegeben, bei Vodafone sogar bei über 27 Prozent. Bei UMTS rücken die Kontrahenten näher zusammen, wobei diesmal die Telekom einen knappen Vorsprung verbuchen kann, während bei GSM wieder Telefónica die deutlich beste Signalqualität bietet: Knapp 40 Prozent der Samples fallen hier in die Stufen „gut“bis „ausgezeichnet“. Der erhöhte Anteil schlechter Versorgung liegt bei GSM auch daran, dass es unterhalb dieses Standards keine Ausweichmöglichkeit mehr gibt.
Auslastung bestimmt Tempo
In der absoluten Spitzengeschwindigkeit liegen die drei Netze diesmal nahe beisammen. Dabei erreicht die Telekom knapp unter 250 Mbit/s, Telefónica und Vodafone kommen auf knapp über 210 Mbit/s. Im Mobilfunk, in dem sich alle aktiven Nutzer die verfügbare Bandbreite teilen (Shared Medium), werden solche Werte bevorzugt dann erreicht, wenn kaum jemand im Netz unterwegs ist. Zudem muss Carrier Aggregation aktiv sein, ein Frequenzband alleine reicht für den Durchsatz nicht aus.
Bei den durchschnittlich gemessenen Übertragungsraten kommt es dann wieder auf einen guten Ausbau an. Dafür dürfen sich zum einen nicht zu viele Kunden eine Zelle teilen, zum anderen sollte LTE auch außerhalb der extrem dicht besiedelten Stadtzentren angeboten werden. Am besten bekommt das zurzeit die Telekom hin, auch weil sie in den Städten von Anfang an auf LTE bei 1800 MHz gesetzt hat, wo gegenüber 800 MHz doppelt so hohe Bandbreiten möglich sind. 800 MHz, das von Vodafone und Telefónica bevorzugte LTE-Versorgungsband, hat dafür den Vorteil, besser in Gebäude einzudringen.
Dass die Strategie der Telekom in den Großstädten zieht, sieht man an einer hier um etwa 20 Prozent höheren durchschnittlichen Übertragungsrate im Vergleich zu Vodafone. Gegenüber Telefónica steigt der Vorsprung, bei den Spitzendatenraten liegen die drei Netzbetreiber noch weiter auseinander.
Auf dem Land rücken sie dagegen im Schnitt näher zusammen – so nahe, dass Vodafone und Telekom mit leichtem Vorsprung für die Düsseldorfer sogar fast gleichauf liegen. Auch in den Spitzengeschwindigkeiten sind abseits der Metropolen die Unterschiede deutlich kleiner als in den Zentren.
Was bereits beim LTE-Ausbau zu beobachten ist, zeigt sich auch bei der Analyse der Trends der Netzperformance: Innerhalb der letzten vier Monate haben sich Telefónica und mehr noch Vodafone langsam an die Telekom angenähert, das Rennen wird enger.