Nubia Z17S Die ZTE-Tochter will sich in der Oberklasse etablieren. Ist das 600-Euro-Phone sein Geld wirklich wert?
Nur wenigen Smartphone-Fans wird Nubia ein Begriff sein. Kein Wunder, schließlich ist es in den letzten Jahren sehr still um die Tochter des Netzwerkausrüsters und Smartphone-Herstellers ZTE geworden. Jetzt wollen es die Chinesen wissen und gehen zum Angriff über: Das Z17S ruft mit 599 Euro einen stolzen Preis auf – dafür wollen potenzielle Käufer natürlich auch Leistung sehen. Ob Nubia liefern kann? Schauen wir mal.
Edler Look mit kleinen Mankos
Der erste Eindruck stimmt auf jeden Fall. Einmal aus seinem Karton befreit, hält der Tester ein modern designtes Smartphone mit glänzendem Metallrahmen sowie Glas auf der Vorder- und Rückseite in der Hand. In der liegt es mit einem Gewicht von 177 Gramm richtig satt und gefällt darüber hinaus mit seinem schicken blauen Spiegellook, „Aurora Blue“heißt die Farbe. Die Verarbeitung ist tadellos, die seitlichen Tasten sind spielfrei und die Übergänge zwischen den gewölbten Glasrändern und dem Metallrahmen sauber.
Wegen der Glasflächen auf Vorder- und Rückseite sollte man mit feuchten Händen allerdings Vorsicht walten lassen, sonst flutscht einem das gute Stück noch aus der Hand. Und auf der Rückseite hätte dem Z17S eine bessere Antifingerprint-Beschichtung gutgetan, bereits nach kurzer Zeit ist die Glasfläche übersät mit unschönen Fingerabdrücken. Auf unserer Wunschliste steht zudem ein Schutz gegen Staub und Wasser, denn damit kann das Nubia leider nicht dienen.
Den Chinesen ist es dafür gelungen, das Display nahezu randlos einzufügen. Der 18:9-Screen misst 5,7 Zoll in der Diagonalen und bietet mit 1080 x 2040 Pixeln erweiterte Full-HD-Auflösung. Bei der Anzeige hat sich Nubia für ein hochwertiges Exemplar entschieden, denn sowohl die Strahlkraft von 437 cd/m2 als auch die Kontrastwerte bei den Displaymessungen (siehe Seite 23) zeichnen die LCD-Anzeige aus. Das spiegelt sich dann auch in der Darstellungsqualität wieder, die mit scharfen Details und neutralen Farben punkten kann. Letztere lassen sich zudem im Einstellungsmenü den eigenen Vorlieben anpassen.
Top Performance, knappe Ausdauer
Als Power-Unit setzt Nubia auf das letztjährige Topmodell aus dem Hause Qualcomm, den Snapdragon 835. Keine schlechte Wahl, denn das 64-Bit-SoC (System-ona-Chip) bietet acht bis zu 2,45 GHz schnelle Kerne in modernster 10-nm-Technik. Die Chinesen kombinieren die Einheit mit satten 8 GB Arbeitsspeicher – dass mit diesen Voraussetzungen die Performancetests gut laufen, ist kein Wunder. Der für den Käufer frei verfügbare Speicher liegt bei 108 Gigabyte – erweitern lässt er sich zwar nicht, doch das üppige Platzangebot dürfte für die meisten Anwender locker ausreichen.
Unter dem schicken Display verbirgt sich nicht nur die An-
triebseinheit, sondern auch ein Lithium-Ionen-Polymer-Akku mit einer Kapazität von 3100 mAh. Dank des mitgelieferten 18-Watt-Netzteils lässt sich das Z17S zügig betanken. Das ist leider auch notwendig, denn im Displaybetrieb erreicht das Nubia im Labor lediglich 6:43 Stunden – ein nur durchschnittlicher Wert.
Runde Ausstattung, guter Sound
Besser sieht es in der Abteilung Connectivity aus. Das Z17S beherrscht den schnellen Datentransfer per LTE und 5-GHzWLAN. Die Sende- und Empfangqualität erreichte in unseren Labormessungen zudem durch die Bank die Verbalnote „gut“. Dazu gesellen sich die Kurzstreckenfunkstandards NFC, Bluetooth in der Version 4.1 sowie ein moderner USB-C-Anschluss. Komplettiert wird das Ganze von einem gut funktionierenden Fingerprintsensor auf der Rückseite und einer DualSIM-Funktion. Die lässt sich in den Einstellungen unter „DualKarten und Funknetze“bequem konfigurieren.
Wir hätten uns allerdings noch eine traditionelle Kopfhörerbuchse im 3,5-mm-Format gewünscht, die leider fehlt. Wenigstens legt Nubia dem Z17S einen entsprechenden Adapter für die USB-C-Schnittstelle bei. Nach einem Headset kann der Käufer dagegen lange suchen – das hat Nubia eingespart. Doch statt einem billigen BeipackLauscher empfiehlt es sich ohnehin, höherwertige Kopfhörer anzudocken. Denn der Audioausgang kann mit ausgezeichneten Laborwerten für Klirr (0,02 Prozent) und Rauschabstand (107 dB) überzeugen. Auch der gute und attraktiv gestylte Musicplayer gefällt. Als Besonderheit bringt das Nubia „DTS Headphone:X“als Klangaufpolierer mit. Es bietet verschiedene Voreinstellungen für bestimmte Kopfhörertypen und sogar für spezielle Modelle. Als Ghettoblaster eignet sich das Gerät mangels Stereo-Lautsprechern dagegen weniger.
Es gibt noch einiges zu tun
In der Summe kann sich das Nubia Z17S mit den erreichten 406 Punkten wirklich sehen lassen.
Viele Dinge haben die Chinesen bereits jetzt gut gelöst, darunter Design, Verarbeitung, Display, Kamera und Bedienung. Vor allem die Ausdauer sollte in Zukunft aber deutlich verbessert werden. Das wünschen wir uns auch für die nicht immer stimmigen, dafür immer wieder witzigen Übersetzungen der an sich gelungenen Nutzeroberfläche.